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„Begreif' das hier überhaupt nicht“WDR-Reporterin an Grenze trifft Gefühl von vielen

Lesezeit 3 Minuten
Isabel Schayani Przemysl

WDR-Korrespondentin Isabel Schayani berichtet von der polnisch-ukrainischen Grenze.

Przemyśl/Köln – Die Bilder von Flüchtenden als Folge des Kriegs in der Ukraine sind präsent in den Medien und den sozialen Netzwerken. Wie emotional und eindrücklich die Lage ist, können die Bilder allein jedoch kaum festhalten. Die WDR- und Tagesschau-Korrespondentin Isabel Schayani hat für „Hart aber Fair“ von der polnisch-ukrainischen Grenze berichtet. Und dabei ein Gefühl zum Ausdruck gebracht, das wohl viele angesichts der Lage teilen.

Isabel Schayani berichtet über Flüchtende am Bahnhof in Przemyśl

Schayani, die seit Jahren über Flucht und Migration berichtet, sendete ihre Eindrücke aus der polnischen Stadt Przemyśl. Die Stadt mit rund 65.000 Einwohnerinnen und Einwohner liegt im Westen des Landes und grenzt an die Ukraine. Schayani schildert, dass die Route per Bahn viel genutzt wird, besonders viele Kinder kämen laut Reporterin an dem Bahnhof in Przemyśl an.

Schayani 0521

Isabel Schayani bei der Lit.Cologne 2021

„Nein“, antwortet Schayani auf die Frage, ob sie sich etwas gerade zum Ausmaß der Lage vorstellen kann angesichts von einer Millionen Flüchtenden aus der Ukraine. „Ich seh' das hier jeden Tag, aber ich begreif' das hier überhaupt nicht“, so die Korrespondentin. Sie zuckt mit den Achseln, blickt noch etwas intensiver in die Kamera, hebt kurz ihre Augenbrauen.

„Ich sehe die Menschen, wie die hier reinströmen in diesen Bahnhof von Przemyśl, ich seh' das, ich seh', dass jeder Zweite, der hier kommt, 'nen Schulkind ist. Ich sehe diese vielen kleinen Kinder, aber wenn Sie mich fragen, ob ich mir irgendwas vorstellen kann: überhaupt nicht. Ich begreif das gar nicht“, sagt sie deutlich.

Was Schayani ausspricht, trifft wohl das Gefühl vieler Menschen aus dem Westen. Sie sehen die Bilder, lesen die Nachrichten und scrollen durch den Newsfeed. Aber fühlen sich machtlos. „Wirklich, das ist eine Dimension“, sagt Schayani in dem Bericht und kommt kurz ins Stocken.

Bahnhof Przemysl

Frauen und Kinder, die aus der Ukraine fliehen, stehen in einer Schlange für Informationen über Züge und Fahrkarten am Bahnhof in Przemysl, Polen.

„Ich kann es mir nicht vorstellen“, sagt sie dann über die mehr eine Million Menschen, die nach der russischen Invasion auf der Flucht sind. Der Videoclip ihres Berichts von der polnisch-ukrainischen Grenze wurde bei Twitter vielfach geherzt und geteilt.

Ukraine: Mehr als zwei Millionen Menschen auf Flucht

Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind seit Beginn des Kriegs in der Ukraine mehr als zwei Millionen Menschen auf der Flucht. Das geht aus einer Einschätzung der UN am Dienstagvormittag hervor. Der Großteil sucht Schutz vor dem russischen Militär in westlichen Ländern, auch in Deutschland und Köln sind erste Geflüchtete angekommen.

Journalistin Isabel Schayani berichtet nach eigenen Angaben seit Beginn des Kriegs von der Grenze über Flucht und Migration. Sie war bereits in zahlreichen Flüchtlingslagern in Europa und Afrika. Im Podcast „Talk mit K“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“ betonte sie, dass ihr bewusst sei, dass manche Menschen sich nur ungern mit diesen Themen auseinandersetzen. „Ich kann es total verstehen, dass man des Leides überdrüssig sein kann und es einem irgendwann genug ist. Es gibt keine schnellen Antworten auf das Thema. Es gibt im Gegenteil eine Art Erschöpfung.“ (mab)