Nahost-NewsblogIsrael heuerte angeblich Agenten Irans zur Tötung von Hamas-Anführer an

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Demonstration im Jemen anlässlich der Tötung des Hamas-Führers Hanija.

Demonstration im Jemen anlässlich der Tötung des Hamas-Führers Hanija.

Nach dem Terror-Angriff der Hamas auf Israel ist die Lage in Nahost eskaliert. Die Entwicklungen in Israel, Gaza und dem Iran im Newsblog.

Am 7. Oktober 2023 überfielen Terroristen der Hamas Israel. Sie richteten ein beispielloses Blutbad an und nahmen zahlreiche Geiseln. Israel antwortete mit einem Krieg im Gazastreifen. Inzwischen ist die humanitäre Lage dort katastrophal, Israels Vorgehen steht international in der Kritik. 

Die laufenden Entwicklungen in unserem Newsblog.


Samstag, 3. August

Alles zum Thema Nahostkonflikt

+++ Israel heuerte angeblich Agenten Irans zur Tötung von Hamas-Anführer an +++

Der israelische Auslandsgeheimdienst Mossad soll einem Medienbericht zufolge für den tödlichen Anschlag auf Hamas-Anführer Ismail Hanija in Teheran iranische Sicherheitsagenten angeheuert haben. Wie die britische konservative Tageszeitung „The Telegraph“ unter Berufung auf zwei iranische Beamte berichtete, hätten die iranischen Agenten vom Mossad den Auftrag erhalten, in drei verschiedenen Räumen eines Gebäudes, in dem sich Hanija aufhielt, Sprengstoff anzubringen. Hanija war in der Nacht zum Mittwoch Opfer eines Anschlags geworden. Hamas und der Iran beschuldigen Israel und drohen mit Vergeltung. Israel hat auf die Vorwürfe bislang nicht offiziell reagiert.

Ursprünglich sei geplant gewesen, Hanija im Mai zu töten, als er an der Beerdigung des bei einem Hubschrauberabsturz ums Leben gekommenen Ex-Präsidenten Ebrahim Raisi teilnahm. Wegen der großen Menschenmenge und der hohen Wahrscheinlichkeit eines Fehlschlags sei das Vorhaben abgeblasen worden, hieß es. Stattdessen hätten die beiden vom Mossad angeheuerten Agenten Sprengsätze in drei Zimmern des Gästehauses der Revolutionsgarden, Irans Elitestreitmacht, im Norden Teherans platziert. Auf Aufnahmen von Überwachungskameras sei zu sehen, wie die Agenten innerhalb weniger Minuten mehrere Räume betraten und wieder verließen, schilderten die beiden Beamten der Zeitung weiter.

Die Agenten sollen sich anschließend ins Ausland abgesetzt haben, hätten aber in Kontakt mit einer Quelle vor Ort gestanden. Um 02.00 Uhr nachts am Mittwoch hätten sie dann den Sprengstoff aus dem Ausland per Fernzündung in dem Zimmer detonieren lassen, in dem sich Hanija aufhielt. Bei der Explosion kam der Auslandschef der mit dem Iran verbündeten Islamistenorganisation Hamas ums Leben. Er hielt sich anlässlich der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian in der iranischen Hauptstadt auf. Stunden vor seinem Tod hatte ihn der iranische Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei empfangen.

Auch die US-Zeitungen „New York Times“ und das „Wall Street Journal“ hatten unter Berufung auf Informanten berichtet, dass Hanija durch eine Bombe getötet worden sei. Der Sprengsatz soll bereits zwei Monate vor Hanijas Reise nach Teheran in dem Gästehaus platziert worden sein, hatte die „New York Times“ unter Berufung auf sieben Offizielle aus der Nahost-Region, darunter zwei Iraner, und einen US-Regierungsbeamten berichtet.

+++ USA verlegen weiteres Militär nach Nahost +++

Die USA verlegen angesichts der sich zuspitzenden Lage im Nahen Osten zusätzliche Kriegsschiffe und Kampfflugzeuge in den Nahen Osten. Das ordnete US-Verteidigungsminister Lloyd Austin an, wie das Pentagon mitteilte. Es gehe darum, den Schutz der eigenen Streitkräfte in der Region zu verbessern, die Unterstützung für die Verteidigung Israels zu erhöhen und sicherzustellen, dass die USA auf verschiedene Eventualitäten vorbereitet seien, hieß es. Nach der gezielten Tötung des politischen Anführers der Hamas, Ismail Hanija, in Teheran hat der Iran Israel mit massiver Vergeltung gedroht.

Es wird befürchtet, dass der Vorfall Israel und den Iran an den Rand eines kriegerischen Konflikts bringen könnte. Vor diesem Hintergrund verlegen die USA als Israels wichtigster Verbündeter zusätzliche Zerstörer mit der Fähigkeit zur Abwehr ballistischer Raketen sowie ein weiteres Jagdgeschwader in die Region an, wie das Pentagon weiter mitteilte. Zudem würden Schritte ergriffen, um die „Bereitschaft zum Einsatz zusätzlicher landgestützter ballistischer Raketenabwehr zu erhöhen“, hieß es in der Mitteilung des Pentagons.

Freitag, 2. August

+++ UNO-Satellitendaten: Fast zwei Drittel der Gebäude im Gazastreifen beschädigt +++

Fast zwei Drittel der Gebäude im Gazastreifen sind seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas zerstört worden. „Die jüngsten Auswertungen der Schäden zeigen, dass 151.265 Gebäude im Gazastreifen getroffen wurden“, teilte das UN-Satellitenzentrum Unosat am Freitag mit. „Das umfasst etwa 63 Prozent aller Gebäude in der Region“, heißt es weiter.

30 Prozent der getroffenen Gebäude sind laut Unosat zerstört, 12 Prozent schwer beschädigt, 36 Prozent leicht beschädigt und 20 Prozent möglicherweise beschädigt. „Die Auswirkungen auf die zivile Infrastruktur ist offensichtlich, tausende Wohnhäuser und Einrichtungen der Grundversorgung sind beschädigt“, fügte Unosat hinzu.

Für die Beurteilung der Schäden seien Bilder vom Zeitraum ab Mai 2023 mit Aufnahmen vom 6. Juli dieses Jahres verglichen worden.

+++ Libanesen bereiten sich auf mögliche Eskalation vor +++

In Erwartung einer möglichen weiteren Eskalation des Konflikts in Nahost bereiten sich Libanesen in den von der Hisbollah kontrollierten Gebieten im Land auf den Ernstfall vor. Augenzeugen zufolge verlassen immer mehr Menschen ihre Wohnungen in den Vororten der libanesischen Hauptstadt Beirut. „Ich habe keine Angst um mich selbst, sondern um meine Kinder“, sagte ein Anwohner der Deutschen Presse-Agentur.

Aus libanesischen Sicherheitskreisen hieß es: „Die Lage ist sehr besorgniserregend.“ Demnach suchten viele Bewohner aus den südlichen Vororten Beiruts nach Unterkünften außerhalb der von der Hisbollah dominierten Gebiete im Libanon. Krankenhäuser stellten sich insbesondere für die kommenden 72 Stunden auf jegliche Notfälle ein, hieß es aus informierten Kreisen im Gesundheitssektor.

Israel hatte am Dienstagabend den Hisbollah-Kommandeur Fuad Schukr in einem Vorort Beiruts getötet. Wenige Stunden später kam der Auslandschef der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, bei einem Angriff in der iranischen Hauptstadt Teheran ums Leben. Der Iran und die Hamas beschuldigten Israel für die Tötung Hanijas und drohten umgehend mit Vergeltung. Israel hat sich bislang nicht öffentlich zu den Vorwürfen geäußert.

Bericht: UN-Truppen sehen Hisbollah hinter Angriff auf Drusenort

Nach Israel kommen offenbar auch die UN-Blauhelme im Libanon zu dem Schluss, dass die libanesische Hisbollah für den Raketenangriff auf Majdal Schams verantwortlich ist. Das berichtet die israelische Zeitung „Times of Israel“ unter Berufung auf den Sender „Sky News Arabia“.

Eine offizielle Stellungnahme der Interimstruppe der Vereinten Nationen im Libanon (United Nations Interim Force in Lebanon, UNIFIL) lag zunächst nicht vor.

Hisbollahführer Hassan Nasrallah hatte am Donnerstag erneut die Verantwortung für den Angriff auf die Ortschaft auf den von Israel annektierten Golanhöhen zurückgewiesen. Dabei wurden zwölf drusische Minderjährige getötet. Israel versuche mit seiner Anschuldigung Zwietracht zwischen den Drusen und der schiitischen Gemeinschaft zu säen.

Donnerstag, 1. August

+++ Hisbollah greift Israels Norden mit Dutzenden Raketen an +++

Die Hisbollah im Libanon hat Israels Norden nach eigenen Angaben mit Dutzenden Raketen angegriffen. Sie habe „als Reaktion“ auf einen vorangegangenen tödlichen israelischen Angriff auf das Dorf Schama im Südlibanon Dutzende von Katjuscha-Raketen auf Israel abgefeuert, erklärte die mit dem Iran verbündete islamistische Miliz am Donnerstagabend. Zuvor hatte Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah eine Reaktion seiner Miliz auf die Tötung ihres hochrangigen Kommandeurs Fuad Schukr bei einem israelischen Angriff angekündigt.

+++ „New York Times“: Bombe hat Hamas-Führer Hanija getötet +++

Der politische Führer der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, soll einem Medienbericht zufolge im Iran durch die Explosion einer Bombe getötet worden sein. Der Sprengsatz soll bereits zwei Monate vor Hanijas Reise nach Teheran in einem Gästehaus für iranische Staatsgäste platziert worden sein, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf sieben Offizielle aus der Nahost-Region, darunter zwei Iraner, und einen US-Regierungsbeamten.

Hanija war in der Nacht zum Mittwoch in Teheran Opfer eines Anschlags geworden. Hamas und der Iran beschuldigen ihren Erzfeind Israel, dafür verantwortlich zu sein. Israel hat auf die Vorwürfe bislang nicht offiziell reagiert. Der Hamas-Führer hielt sich anlässlich der Vereidigung des neuen iranischen Präsidenten Massud Peseschkian in Teheran auf. Wenige Stunden vor seinem Tod hatte ihn der iranische Revolutionsführer Ajatollah Ali Chamenei empfangen.

+++ Irans Armeechef spricht von „Blutrache“ gegen Israel +++

Die iranische Führung hat laut Armeechef Mohammed Bagheri bereits „Blutrache“ gegen Israel beschlossen. Die Streitkräfte prüfen demnach nur noch Zeitpunkt und Ausführung eines Vergeltungsschlags. „Sicher ist nur, dass die Zionisten (Israel) diese Tat bitter bereuen werden“, so der General laut Nachrichtenagentur Fars. Gemeinsam mit Verbündeten werde die „Blutrache“ definitiv durchgezogen.

Hintergrund der Drohungen ist das Attentat auf den politischen Anführer der islamistischen Hamas, Ismail Hanija, in Teheran. Der Iran und die Hamas machen dafür Israel verantwortlich. Israel hat sich dazu bislang nicht offiziell geäußert.

+++ EU kritisiert Tötung von Hamas-Anführer ohne Gerichtsurteil +++

Aus der EU kommt deutliche Kritik an der Tötung des politischen Anführers der islamistischen Hamas, Ismail Hanija. Ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell sagte, die EU lehne Hinrichtungen ohne Gerichtsverfahren grundsätzlich ab und unterstütze die Rechtsstaatlichkeit. Daran ändert nach seiner Darstellung auch nichts, dass der Staatsanwalt am Internationalen Strafgerichtshof gegen Hanija einen Haftbefehl wegen verschiedener Kriegsverbrechen beantragt hatte und die Hamas von der EU als Terrororganisation eingestuft wird.

+++ Israel erklärt Hamas-Militärchef Mohammed Deif für tot +++

Israel hat den Militärchef der islamistischen Terrororganisation Hamas, Mohammed Deif, für tot erklärt. Deif sei Mitte Juli bei einem massiven Luftangriff im Gazastreifen getötet worden, teilte die israelische Armee mit. Er gilt als einer der zentralen Drahtzieher des Terrorangriffs auf Israel vom 7. Oktober und war Chef der Kassam-Brigaden und Stellvertreter des Gaza-Chefs der Hamas, Jihia al-Sinwar.

Die Mitteilung der Armee erfolgt einen Tag nach der Tötung des Auslandschefs der Hamas, Ismail Hanija, in Teheran. Der Iran und die Hamas beschuldigen Israel, dafür verantwortlich zu sein. Israel hat sich nicht zu dem Vorwurf geäußert und lediglich erklärt, jeder, der das Land angreife, werde einen hohen Preis zahlen.

Die Armee teilte mit, auf der Basis von Geheimdienstinformationen könne der Tod Deifs bestätigt werden. Kampfjets hätten vor gut zwei Wochen einen „präzisen, gezielten Schlag gegen eine Anlage ausgeführt, in der sich Mohammed Deif und der Kommandeur der Chan-Junis-Brigade der Hamas, Rafa Salama, aufhielten“, hieß es in der Mitteilung.

Israel hatte sich zu einem Ziel seines Krieges im Gazastreifen gesetzt, den Hamas-Chef Sinwar und seinen Stellvertreter Deif gefangenzunehmen oder zu töten. Im März bestätigte die Armee die Tötung des dritthöchsten Hamas-Führers im Gazastreifen, Marwan Issa, bei einem Luftangriff.

Deif und Sinwar gelten als maßgebliche Planer des Massakers in Israel vom 7. Oktober vergangenen Jahres. Damals wurden rund 1200 Israelis getötet und rund 250 Menschen nach Gaza verschleppt. Der Terrorüberfall war Auslöser des Krieges.