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Frage des TagesSoll die CDU Thüringen mit der AfD reden?

Lesezeit 3 Minuten
Mike Mohring_Björn Höcke

Mike Mohring und Björn Höcke bei einer Pressekonferenz.

Berlin – Der Vergleich der Union mit einem Weihnachtsbaum weckt im ersten Moment recht reizvolle Assoziationen. Gut aufgestellt, schön geschmückt, hell leuchtend, könnte man meinen.

Misslich nur, dass das Bild ganz anders gemeint ist, das im Umfeld von CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer derzeit von der Lage der Partei gezeichnet wird. „Der Baum brennt gerade an allen Enden“, sagt einer aus dem Innenleben der Christdemokraten. Das heißt auch, dass dieser Baum Weihnachten vielleicht gar nicht mehr erlebt.

SPD und Grüne erteilen Minderheitsregierung Absage

Nach der Landtagswahl in Thüringen sind die Christdemokraten in ihrem einstigen Stammland in Turbulenzen geraten. Die CDU ist nur drittstärkste Kraft geworden und könnte lediglich in einer kleinen Minderheitsregierung von vier Parteien den Ministerpräsidenten stellen, um die erstplatzierten Linken vom Regieren abzuhalten und die zweitplatzierte AfD zu umgehen. Diese Vorstellung hat CDU-Landeschef tatsächlich ins Spiel gebracht – und von SPD und Grünen gleich eine Abfuhr bekommen.

Bodo Ramelow_Anja Siegesmund_Wolfgang Tiefensee

Die Thüringer Spitzenkandidaten Anja Siegesmund (2.v.l-r, Bündnis90/Die Grünen), Bodo Ramelow (Die Linke) und Wolfgang Tiefensee (SPD).

Zuvor hatte die CDU-Zentrale in Berlin Mohrings anfängliche Überlegung, mit Linken-Ministerpräsident Bodo Ramelow zu sprechen, in Grund und Boden gestampft und abermals darauf verwiesen, dass es einen Ausschluss-Beschluss der Bundes-CDU zu einer Koalition mit Linken oder AfD gibt. Nur, Mohring provozierte mit seinen Gedanken über die Linke auf der rechten Seite der CDU Gedanken über die AfD.

Dramatische Verharmlosung von Rechtsextremisten

Mohrings stellvertretender Fraktionschef Michael Heym nannte eine Koalition von CDU, FDP und AfD eine „bürgerliche Mehrheit“. Vorrübergehende Schockstarre im Konrad-Adenauer-Haus. Denn Thüringens völkisch-rechtsnationaler AfD-Chef Björn Höcke darf laut Gerichtsurteil „Faschist“ genannt werden.

Michael Heym

Mohrings stellvertretender Fraktionschef Michael Heym muss für die Verharmlosung der AfD viel Kritik einstecken.

Hier von einer bürgerlichen Mehrheit zu sprechen, die von der Höcke-AfD aufgrund ihres hohen Wahlergebnisses von 23,4 Prozent auch noch angeführt werden würde, empfanden viele Parteimitglieder als dramatische Verharmlosung von Rechtsextremisten.

„Die AfD sät Hass und versucht, unser Land zu spalten“

Nützte aber nichts, es folgte ein Aufruf – ein „Appell konservativer Unionsmitglieder in Thüringen“ – von 17 Thüringer CDU-Mitgliedern, die CDU solle zu Gesprächen mit „ALLEN“ demokratisch gewählten Parteien bereit sein – also auch mit der AfD. Eine Koalition solle zwar nicht eingegangen werden, aber das Gespräch „ergebnisoffen“ geführt werden – „losgelöst von der medialen Debatte“.

Annegret Kramp Karrenbauer

Die Vorsitzende der CDU Annegret Kramp-Karrenbauer ist gegen Gespräche mit der AfD.

Parteichefin Kramp-Karrenbauer schickte am Dienstag Generalsekretär Paul Ziemiak vor.  „Die AfD sät Hass und versucht, unser Land zu spalten“, mahnte er. Es gehe nicht „um irgendwelche strategischen Überlegungen, es geht hier um die Frage von Werten und Grundsätzen“. Die, die das in der CDU anders sähen, sollten sich fragen, ob sie in der richtigen Partei seien.

Die NRW-Integrationsstaatssekretär Serap Güler sagt: „Wir reden hier über 17 Personen aus einem ganzen Landesverband. Das darf man nicht ignorieren. Das darf man aber auch nicht überbewerten.“ Kramp-Karrenbauer, Mohring und Ziemiak bezögen seit Wochen dazu Stellung. „Man muss jetzt nicht nach jedem Irrsinn seine Haltung stündlich wiederholen.“