AboAbonnieren

„Kein Ablasshandel in Gedenkstätten“KZ-Gedenkstätte Dachau will keinen politischen Besuch von Aiwanger

Lesezeit 1 Minute
05.09.2023, Bayern, München: Hubert Aiwanger, Wirtschaftsminister und Landesvorsitzender der Freien Wähler in Bayern, spricht auf der Pressekonferenz im Foyer des Prinz-Carl-Palais nach der Sitzung des bayerischen Kabinetts. Foto: Matthias Balk/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Hubert Aiwanger, Wirtschaftsminister und Landesvorsitzender der Freien Wähler in Bayern, ist für einen politischen Besuch in der KZ-Gedenkstätte Dachau nicht willkommen.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hatte einen Besuch Aiwangers im früheren Konzentrationslager vorgeschlagen.

Die KZ-Gedenkstätte Dachau möchte in der Debatte um Antisemitismusvorwürfe gegen den bayerischen Vize-Ministerpräsidenten Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nicht zur Bühne werden. „Von öffentlichkeitswirksamen politischen Besuchen im Vorfeld der bayerischen Landtagswahl möchte die KZ-Gedenkstätte Dachau absehen“, sagte eine Sprecherin der „tageszeitung“ (taz, Dienstag).

Sie reagierte damit auf den Vorschlag des Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Felix Klein, dass Aiwanger das frühere Konzentrationslager in der Nähe von München besuchen sollte. Die aktuelle Debatte zeige aber, so die Sprecherin, „wie wichtig eine lebendige Erinnerungskultur und der Kampf gegen Rechtsradikalismus und Antisemitismus nach wie vor ist“.

Kein Besuch von Aiwanger gewünscht: „In Gedenkstätten wird kein Ablasshandel betrieben“

Kritik an Kleins Vorschlag kommt auch von Jens-Christian Wagner, Leiter der Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Statt sich damit auseinandersetzen, warum Aiwanger „mit Schuldumkehr, der Beschimpfung seiner Kritiker und einer Jetzt-erst-recht-Haltung durchkommt und in Bierzelten dafür gefeiert wird, sollen die Gedenkstätten und jüdischen Gemeinden die erinnerungskulturellen Scherben zusammenkehren, die Aiwanger und Söder hinterlassen haben“, sagte Wagner der taz. „In Gedenkstätten wird kein Ablasshandel betrieben.“

Der Antisemitismusbeauftragte Niedersachsens, Gerhard Wegner, warnte in der Aiwanger-Causa auch vor den gesellschaftlichen Folgen. „Ich fürchte, dass dies ein Tor öffnet zum Neuerwachen eines untergründigen antisemitischen Geredes, nicht nur in Bayern“, sagte Wegner der Zeitung. (kna)