Wird Donald Trump die Hilfen für die Ukraine kürzen? Ex-US-General Ben Hodges setzt auf ein Umdenken.
„Russen auf Golfkarren unterwegs“Ex-US-General setzt auf Trump-Sinneswandel – und sieht Putin „bloßgestellt“
Der ehemalige US-General Ben Hodges rechnet damit, dass der designierte US-Präsident Donald Trump gegenüber Kremlchef Wladimir Putin Stärke zeigen wird. „In gewisser Weise bin ich optimistisch und hoffe, dass Präsident Trump nicht als Verlierer gesehen werden möchte. Er möchte nicht derjenige sein, der die Ukraine verliert“, sagte der ehemalige Befehlshaber der US-Streitkräfte in Europa dem „Spiegel“ auf die Frage, ob es nun auf Verhandlungen hinauslaufe. Er würde die Dinge, die Trump während des Wahlkampfes gesagt habe, nicht alle für bare Münze nehmen, sagte Hodges.
Während des Wahlkampfes hatte der Republikaner mehrfach behauptet, er könne den Krieg in der Ukraine innerhalb von 24 Stunden beenden. Sein Ansatz schien darauf abzuzielen, die Konfliktparteien enorm unter Druck zu setzen, um Verhandlungen und einen schnellen Frieden zu erzwingen. Das löste Besorgnis aus, dass er die Unterstützung für die Ukraine kürzen könnte. Nach seinem Wahlsieg äußerte sich Trump zurückhaltender und erklärte mit Blick auf ein mögliches Ende des Krieges, er hoffe, sechs Monate Zeit zu haben.
„Stärke ist das Einzige, was die Russen respektieren“
„Stärke ist das Einzige, was die Russen respektieren“, sagte Hodges nun. „Der Krieg in der Ukraine ist das Ergebnis misslungener Abschreckung. Diesen Krieg führen die Russen, weil wir nichts unternommen haben nach den Tschetschenienkriegen, nach dem Georgienkrieg oder nach Russlands Überfall auf den Donbass im Jahr 2014.“
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Hodges sagte weiter, Trump habe in den vergangenen Monaten viel über Verhandlungen gesprochen und sein designierter Ukraine-Beauftragter, Ex-General Keith Kellogg, habe gerade das Ziel gesetzt, in 100 Tagen den Krieg zu beenden. Kellogg habe aber auch gesagt, man könne Russland nicht vertrauen. „Das ist ein guter Ansatzpunkt für jegliche Verhandlungen mit den Russen“, sagte Hodges.
Die ukrainische Offensive in der Region Kursk hält Hodges für „einen genialen Schachzug des ukrainischen Generalstabs“. Sie habe „das weit verbreitete Narrativ geändert (…), nach dem Russland angeblich unbesiegbar ist und die Ukraine keine Chance hat zu gewinnen“. Als die Ukrainer im August diese Grenze überquert hätten, hätten sie Russland „bloßgestellt“, sagte der frühere Kommandeur der US-Truppen in Europa. „Jetzt, bald sechs Monate später, haben die Russen nur einen Teil ihres Staatsgebietes zurückerobert.“
Ex-General Hodges: „Russland bloßgestellt“
Auch würden die angeblichen Fortschritte der russischen Armee in der Ukraine übertrieben dargestellt, erklärte Hodges. „Die Russen sind etwa 65 Kilometer in elf Monaten vorangekommen, aber sie sind bisher nicht fähig, Pokrowsk einzunehmen“, führte der Ex-Militär aus. Russland versucht seit Monaten, die Stadt in der Ostukraine einzunehmen und setzte dabei auch auf den sogenannten „Fleischwolf“, der viele Soldaten das Leben kostet.
„Viele Medien reden davon, dass die Russen auf dem Vormarsch seien“, kommentierte Hodges die Entwicklungen an der Front. „Aber mehr als 1000 Tote pro Tag für ein paar Kilometer: Das ist kein Vormarsch.“
Ben Hodges: „Deshalb verlieren sie jeden Tag so viele Männer“
Die russischen Verluste im Jahr 2024 gelten als die größten seit Kriegsbeginn, mehr als 400.000 Soldaten soll Moskau im letzten Jahr durch Tod oder Verwundung verloren haben, heißt es aus Kiew. „Die Russen haben Soldaten, die teilweise gar auf einer Art Golfkarren unterwegs sind. Deshalb verlieren sie jeden Tag so viele Männer“, kommentierte Hodges die enormen Verluste.
Hinsichtlich Trumps Griff nach Grönland kritisiert der ehemalige General den designierten Präsidenten unterdessen deutlich. „Alles, was den Zusammenhalt der Nato-Staaten gefährdet, ist ein Geschenk für den Kreml.“ Deshalb seien solche Äußerungen überhaupt nicht hilfreich. Trump müsse bald vom Wahlkampf- in den Regierungsmodus umschalten, so Hodges. (das/dpa)