Der Erfurter Katholikentag hat intensiv über politische und gesellschaftliche Fragen diskutiert. Zu intensiv für ein Glaubensfest? Oder gehört die Offenheit für die Probleme dieser Welt nicht sogar zentral zum Christentum?
Erfurter KatholikentagChristen können immer noch das Salz der Erde sein
Was hat das mit Glauben und Kirche zu tun? Der Erfurter Katholikentag hat seit Mitte vergangener Woche für eine Reihe von Nachrichten gesorgt. Bundespräsident, Bundeskanzler, Minister, führende Oppositionspolitiker waren in die Thüringer Landeshauptstadt gekommen, und ihre Ausführungen wurden breit zitiert. Der Katholikentag – ein Fest des Glaubens oder vielmehr ein gesellschaftspolitisches Forum?
Die großen katholischen Laientreffen sind – genauso wie die evangelischen Kirchentage – immer beides, und das ist gut so. Ja, nur eine Minderheit der Thüringer gehört einer christlichen Kirche an, gar nur sieben Prozent sind Katholiken. Aber die Vertreter dieser kleinen Minderheit und ihre Gäste haben Erfurt ein paar Tage lang zur Stätte des Nachdenkens über die von Außenministerin Annalena Baerbock formulierte Frage gemacht, in welcher Welt unsere Kinder leben werden.
Frieden ist ein Kernanliegen
Bei diesen Debatten war einiges an Provokationen und Widersprüchen auszuhalten. Militärbischof Franz-Josef Overbeck rechtfertigte den Einsatz deutscher Waffen gegen Ziele in Russland. CDU-Chef Friedrich Merz wiederum wandte sich gegen die Forderung von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius nach einer „kriegstüchtigen“ Bundeswehr. Das alles hat eine Menge mit Glauben und Kirche zu tun, ist doch die Suche nach dem Frieden ein – auch im Leitwort des Erfurter Treffens formuliertes – Kernanliegen des Christentums. Während in manchen konservativen Kreisen eine spirituell in sich gekehrte Kirche gelebt wird, während junge Priester nach einer Studie der Universität Bochum „in der Mehrzahl mit den Settings und Werten der modernen Gesellschaft … fremdeln“, hat Erfurt gezeigt, was Christen sein sollen: Salz der Erde.