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Bunker-App gegen Putins Raketen?Tiefgaragen, U-Bahn, private Keller – Deutsche Behörden arbeiten an Bunker-Plan

Lesezeit 3 Minuten
Anwohner in Kiew versammeln sich während eines Luftalarms in einer Metro-Station.

In der Ukraine werden U-Bahnhöfe als Bunker genutzt. Ist das auch für Deutschland denkbar?

Deutschland soll mehr Bunker bekommen. Die Kampfbereitschaft der Deutschen steigt derweil rapide, viele würden zur Waffe greifen.

Die Lage auf der Welt hat sich in den letzten Monaten nicht entspannt. Nahezu täglich kommen Drohungen aus Russland und von der Propagandamaschinerie des Kremls. Angesichts dieser sich verschärfenden internationalen Bedrohungslage erarbeitet das Bundesamt für Bevölkerungssschutz (BKK) nun einen Bunkerschutzplan für Deutschland.

Derzeit werde „beabsichtigt, Eckpunkte für ein Schutzraumkonzept auszuarbeiten“, sagte ein Sprecher des Bundesinnenministeriums am Montag in Berlin. Erwartet würden „umfangreiche Abstimmungen“, sagte er. Daher werde der Prozess „noch etwas Zeit in Anspruch nehmen“.

Bunkerschutzplan für Deutschland: „Müssen schnell erreichbar sein“

Laut dem Ministeriumssprecher soll systematisch erfasst werden, welche Einrichtungen für Flucht- und Schutzräume infrage kommen. Er nannte etwa Tiefgaragen, U-Bahnhöfe und Kellerräume. Sowohl öffentliche Gebäude als auch private Räume sollen demnach ertüchtigt werden.

„Es geht darum, dass diese Räumlichkeiten für Menschen schnell erreichbar sein müssen“, erklärte der Sprecher. Bürgerinnen und Bürger sollen den Angaben zufolge übers Handy den schnellsten Weg zu einem Schutzraum ausfindig machen können, dafür soll eine spezielle App entwickelt werden.

Derzeit nur noch 579 Bunkerräume in Deutschland

Wie das BBK auf Anfrage mitteilte, wurden Eckpunkte des Konzepts Ende Juni auf einer Innenministerkonferenz vereinbart. Dazu berate nun eine gemeinsame Arbeitsgruppe. Grundlage sei das von der Bundesregierung 2023 entwickelte „Gesamtszenario zur Umsetzung der Konzeption Zivile Verteidigung“. Speziell gehe es nun um die „flächendeckende“ Schaffung von Schutzräumen, erklärte das BBK. Kurzfristig sollten insbesondere Keller dazu ertüchtigt werden.

Derzeit stehen dem Ministeriumssprecher zufolge von ursprünglich 2000 nur noch 579 Bunkerräume in Deutschland zur Verfügung. Darin könnten nach jetzigem Stand rund 480.000 Menschen Zuflucht finden. Damit stehen in Deutschland deutlich weniger Schutzplätze zur Verfügung als in anderen Ländern.

Helsinki hat Schutzräume für 900.000 Menschen

So bieten allein die Bunkeranlagen in der finnischen Hauptstadt Helsiniki bis zu 900.000 Menschen Schutz vor Luftangriffen. Insgesamt gibt es mehr als 50.000 Schutzräume in Finnland, die 4,8 Millionen Menschen beherbergen können, das sind rund 85 Prozent der Bevölkerung.

Während angesichts der internationalen Bedrohungslage die Bestrebungen für mehr deutsche Schutzräume laufen, ist offenbar auch die Verteidigungsbereitschaft in der deutschen Bevölkerung zuletzt deutlich angestiegen.

Eine klare Mehrheit der Männer unter 50 Jahren in Deutschland gibt laut einer Umfrage an, das Land im Falle eines militärischen Angriffs mit der Waffe verteidigen zu wollen. Das ist das Ergebnis der jährlichen Bevölkerungsbefragung des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr (ZMSBw) in Potsdam.

Verteidigungsbereitschaft steigt: Viele Deutsche würden zur Waffe greifen

61 Prozent der Befragten gaben demnach an, dazu bereit zu sein. 2021, also vor dem Beginn des Kriegs in der Ukraine, lag die Verteidigungsbereitschaft noch bei 52 Prozent. Deutlich geringer fällt die Verteidigungsbereitschaft hingegen den Angaben nach bei Frauen mit 21 Prozent aus. 2021 waren es mit 11 Prozent noch weniger.

Knapp die Hälfte der befragten Deutschen (49 Prozent) spricht sich laut der Umfrage zudem für einen Wehrdienst im Rahmen einer allgemeinen Dienstpflicht für junge Erwachsene aus. In der betroffenen Altersgruppe der 16- bis 29-Jährigen sind es hingegen nur 37 Prozent. Die allgemeine Wehrpflicht war 2011 ausgesetzt worden. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wird eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht verstärkt diskutiert.

Ebenfalls etwa die Hälfte der Befragten (49 Prozent) spricht sich dafür aus, die Ukraine im Kampf gegen Russland weiterhin militärisch zu unterstützen. Das sind vier Prozentpunkte mehr als noch 2023. Nur 26 Prozent lehnen der Umfrage zufolge eine solche Unterstützung klar ab. Befragt nach ihren Parteipräferenzen gibt es nur bei den Anhängern von AfD, BSW und Linken sowie Nichtwählern keine Mehrheit für militärische Hilfen. (das/dpa/afp)