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„Schade, dass du es nicht warst“Internetnutzer verspotten Xi Jinping nach plötzlichem Tod von Ex-Premier

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Li Keqiang (r.), trat im März 2023 als Ministerpräsident der Volksrepublik Chinaunter Xi Jinping (m.) ab.

Li Keqiang (r.), trat im März 2023 als Ministerpräsident der Volksrepublik Chinaunter Xi Jinping (m.) ab. Am Freitag ist Li im Alter von 69 Jahren gestorben.

Lis plötzlicher Tod hat die chinesische Regierung offensichtlich auf dem falschen Fuß erwischt. Die Zensurbehörde musste eingreifen.

Der plötzliche Tod des ehemaligen chinesischen Premierministers Li Keqiang am Freitag (27. Oktober) hat die chinesische Regierung offensichtlich überrascht. Die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua veröffentliche zunächst nur eine kurze Meldung ohne einen Nachruf, wie es in solchen Fällen üblich ist. Laut der Agentur sollte ein Nachruf später folgen.

Demnach sei er nach vergeblichen Rettungsversuchen am Freitag um 0:10 Uhr (Ortzeit) in Shanghai im Alter von 68 Jahren gestorben, berichtete Xinhua.

China: Internetnutzer verspotten Xi Jinping nach Tod von Li Keqiang

Bis März dieses Jahres war Li zehn Jahre lang Chinas zweiter Mann hinter Generalsekretär und Staatspräsident Xi Jinping. Im Gegensatz zu dem autoritär ausgerichteten Xi wurde Li oft als gemäßigter Reformer angesehen.

Auch Chinas Zensurapparat schien von den Reaktionen auf den Tod überrascht worden zu sein. Auf der chinesischen Social-Media-Plattform Weibo veröffentlichten einige Internetnutzer Videos des Liedes „Schade, dass du es nicht warst“ des malaysisch-chinesischen Sängers Liang Jingru. Kurze Zeit nach der Veröffentlichung waren die Beiträge jedoch gelöscht – ein Zeichen dafür, dass die Zensurbehörde die Posts als Spott in Richtung Xi sahen.

Chinesische Bürgerinnen und Bürger müssen oft kreative Wege finden, um ihren Unmut über die Politik im Land kundzutun, da die Zensurbehörden sonst jegliche Kritik im Keim ersticken lassen.

China: Ex-Ministerpräsident Li Keqiang tot

Hinzu kommt, dass Internetnutzer in den vergangenen Jahren oft Trauer über verstorbene Berühmtheiten als Anlass genutzt habe, um ihre Unzufriedenheit mit der Regierung zum Ausdruck zu bringen, da dies für die Zensur schwieriger zu regulieren ist.

Schon seit Jahren gab es Gerüchte über Lis Gesundheitszustand. Bei seinen Auslandsbesuchen hätten immer lange Ruhepausen ins Programm eingebaut werden müssen, berichteten Diplomaten im vertraulichen Gespräch. Sein Abtritt 2023 stand politisch nie infrage.

Hinter Xi Jinping nur formell zweitmächtigster Mann

Mit Mühe stemmte sich Li Keqiang 2020 gegen den Abschwung infolge der Corona-Krise, indem er die Staatsausgaben erhöhte. „Außergewöhnliche Maßnahmen für ungewöhnliche Zeiten“, nannte er das. Zusätzlich machte der Handelskrieg mit den USA der zweitgrößten Volkswirtschaft zu schaffen. Damals warnte Li Keqiang den Volkskongress mit den Worten: „Gegenwärtig und in der näheren Zukunft wird China vor Herausforderungen stehen wie nie zuvor.“

Sein Aufstieg an die Spitze in Peking begann mit einem Fehlstart. Der 2011 scheidende Präsident Hu Jintao hatte seinen Schützling eigentlich zum „starken Mann“ machen wollen. Das Vorhaben scheiterte jedoch an der „Shanghai-Fraktion“ um seinen mächtigen Vorgänger Jiang Zemin. Li Keqiang hatte das Nachsehen, wurde aber zumindest Premier. Der Nachfolger Hus aus der siegreichen „Shanghai-Fraktion“ hieß Xi Jinping. (mcl mit dpa)