AboAbonnieren

Verwüstung nach Flut-KatastropheBilder zeigen Not in der Ukraine nach Staudamm-Zerstörung

Lesezeit 3 Minuten

Nach der Zerstörung des Kachowka-Damms fließen die Wassermassen weiter unkontrolliert ab. Die Folgen zeigen aktuelle Bilder eindrücklich.

Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms herrscht vielerorts in der ukrainischen Region Cherson schwere Verwüstung. Der kaputte Kachowka-Damm, Wohnhäuser, Straßen und ganze Dörfer, die im Wasser stehen.

Drohnenbilder zeigen Verwüstung durch Überflutung nach Zerstörung es Kachowka-Staudamms in Ukraine

Bilder von Drohnen und Journalisten vor Ort zeigen das Ausmaß der Zerstörung. In mehreren Dörfern stand das Wasser bis zu den Dächern von Häusern – eine humanitäre Katastrophe. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland am Mittwoch vorgeworfen, diese nun noch zu vergrößern, indem sie Rettungskräfte und Evakuierungspunkte beschössen.

Entsprechende Videos waren am Donnerstag in den Medien aufgetaucht. „Russische Terroristen versuchen, die Situation, die sie mit ihrem Ökozid verursacht haben, noch zu verschlimmern“, sagte Selenskyj am Donnerstag in seiner täglichen Videoansprache.

Der ukrainische Staatschef warf Moskau zudem vor, die im von Russland besetzten Teil des überfluteten südukrainischen Gebiets Cherson lebenden Menschen im Stich zu lassen. „Dort weitet sich die Katastrophe bereits am zweiten Tag weiter aus“, sagte Selenskyj.

Auf Bildern ist zu sehen, wie in einer von Russland besetzten Gegend im Überschwemmungsgebiet schwere Verwüstung herrscht. Die Drohnenbilder zeigen Hunderte Wohnhäuser, Gewächshäuser und eine Kirche, die im Wasser stehen. Menschen hingegen sind nicht zu finden. Videos in den sozialen Medien zeigen, wie Bewohner der Stadt statt Autos wie noch vor Tagen nun mit Booten durch Cherson fahren – auf der Suche nach Personen, die noch in ihren Häusern ausharren und Hilfe benötigen.

In Oleschky ist unter anderem ein komplettes Industrieareal sowie ein Solarpark in den Fluten versunken, wie Satellitenbilder zeigen.

Cherson: Hilfe in der betroffenen Region teilweise schwierig

Die Vereinten Nationen bemühen sich derweil nach dem Dammbruch in der Ukraine um Zugang zu den Überschwemmungsgebieten unter russischer Besatzung. Bislang sei das UN-Nothilfebüro OCHA nicht in der Lage, einen UN-Einsatz in der Region zu bestätigen, sagte OCHA-Sprecher Jens Laerke am Donnerstag in Genf. „Wir setzen unsere prinzipiellen Bemühungen fort, die von Russland kontrollierten Gebiete der Ukraine zu erreichen.“

Ukrainischen Angaben nach sind die Vereinten Nationen zur schnellen Entsendung von Hilfsteams bereit, warten aber auf russische Zugangs- und Sicherheitsgarantien. Das teilte das Außenamt in Kiew nach einem Treffen von Außenminister Dmytro Kuleba mit der UN-Systemkoordinatorin in der Ukraine, Denise Brown, mit. Kiew selbst sei bereit, alle Sicherheitsgarantien für humanitäre Einsätze zu gewähren.

Dammbruch: Selenskyj leitet Krisensitzung zu Trinkwasserversorgung

Selenskyj hielt nach dem Besuch des Hochwassergebiets Cherson auch eine Krisensitzung zur Trinkwasserversorgung der Region Dnipropetrowsk ab. Es gebe Probleme bei der Wasserversorgung der Städte Krywyj Rih, Marganez, Pokrow und Nikopol, berichtete der Militärgouverneur der Region, Serhij Lyssak, laut einer Mitteilung des Präsidialamts.

Der Minister für Entwicklung und Infrastruktur, Olexander Kubrakow, stellte ein Projekt für den Bau eines neuen Stausees vor, der zum Teil auf dem Gebiet des bestehenden liegen soll. In seiner späteren Videobotschaft ging Selenskyj dann auch auf das Trinkwasserproblem ein. Es könne Unbequemlichkeiten geben, aber die Versorgung mit Trinkwasser werde gesichert, versprach der 45-Jährige. „Die Entscheidungen dafür sind da, die Ressourcen sind da, das Geld ist da.“

Wasserpegel im Kachowka-Stausee fällt unter kritische Marke

Zuvor hatte ein hochrangiger ukrainischer Beamter vor Wassermangel im auslaufenden Stausee gewarnt. „Das Niveau liegt schon bei 12,50 Meter, das ist unterhalb des toten Punkts von 12,70 Meter“, sagte der Chef des Wasserkraftwerkbetreibers Ukrhidroenergo, Ihor Syrota,im ukrainischen Fernsehen. Das bedeute, dass kein Wasser mehr für die Trinkwasserversorgung der Ortschaften rundherum und die Kühlung des Kernkraftwerks Saporischschja am Südufer des Kachowka-Stausees entnommen werden könne.

Laut Syrota fällt der Wasserspiegel im Stausee täglich um etwa einen Meter. Diese Tendenz wird seiner Schätzung nach noch eine Woche anhalten. Sollte der Damm bis in die Grundfesten zerstört sein, könne der Pegel auf bis zu 3 Meter sinken. Damit werde der Dnipro auch in sein ursprüngliches Flussbett vor der Aufstauung zurückkehren. (mit dpa)