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Missbrauch im Bistum EssenHengsbach-Denkmal abgebaut – Offenbar noch mehr Betroffene

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dpatopbilder - 25.09.2023, Nordrhein-Westfalen, Essen: Die Skulptur des Essener Kardinals Franz Hengsbach hängt nach der Demontage vor dem Essener Dom an einem Kran und wird verladen. Das Bistum Essen hatte mitgeteilt, dass der «gravierende» Verdacht bestehe, Hengsbach könnte in seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn eine 16-Jährige sexuell missbraucht haben. - recrop Foto: Christoph Reichwein/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Die Skulptur von Kardinal Franz Hengsbach hängt nach der Demontage vor dem Essener Dom an einem Kran und wird verladen. Laut Bistum Essen besteht der „gravierende“ Verdacht, Hengsbach könnte Minderjährige sexuell missbraucht haben.

Es gibt weitere Vorwürfe gegen den 1991 verstorbenen Kardinal Franz Hengsbach. Nun wurde erst einmal sein Denkmal in Essen abgebaut.

Das Denkmal des unter Missbrauchsverdacht stehenden Kardinals Franz Hengsbach ist am Montagmorgen abgebaut worden. Monteure lösten die Halterung des Denkmals und ein Kran hievte die Statue auf einen Lastwagen.

Vor knapp einer Woche hatte das Bistum Essen mitgeteilt, dass der „gravierende“ Verdacht bestehe, Hengsbach (1910-1991) könnte in seiner Zeit als Weihbischof in Paderborn eine 16-Jährige sexuell missbraucht haben.

Betroffenenvertreter und die Reforminitiative Maria 2.0 hatten danach die Entfernung der überlebensgroßen Statue des Geistlichen gefordert. Missbrauchsopfer hatten eine Mahnwache vor der Hengsbach-Skulptur abgehalten. Die Statue der Bildhauerin Silke Rehberg war im Herbst 2011 enthüllt worden.

Weitere Missbrauchsvorwürfe gegen Kardinal Hengsbach

Nach der Veröffentlichung der Missbrauchsvorwürfe meldeten sich offenbar weitere Betroffene. „Es gibt, wie ich weiß, einige, die sich gemeldet haben, aber ich weiß noch nicht, wie viele“, sagte Bischof Franz-Josef Overbeck am Sonntagabend in der WDR-Sendung „Aktuelle Stunde“. Overbeck hatte am Freitag eigene Versäumnisse im Umgang mit der Causa Hengsbach eingeräumt. Zugleich bat er etwaige Betroffene von Missbrauch und mögliche Mitwisser, sich an die unabhängigen Ansprechpersonen der Diözese zu wenden.

Hengsbach wird bisher Missbrauch in drei Fällen in den Jahren 1954 und 1967 vorgeworfen. Bekannt geworden waren die Vorwürfe im Bistum Essen 2011 und 2022. Die Veröffentlichung vor einigen Tagen führte zu erneuter Kritik am Aufklärungswillen der katholischen Kirche. „Ich habe mir lange gar nicht vorstellen können, dass so etwas auch durch einen Kardinal und Bischof, zudem noch meinen Vorgänger als Bischof von Essen, hätte geschehen können“, so Overbeck am Sonntag.

Das Entsetzen sei auch deshalb so groß, weil Hengsbach eine wichtige Identifikationsfigur gewesen sei. „Aber die Fakten sprechen jetzt eine andere Sprache und so musste ich auch entsprechend reagieren.“ (dpa, kna)