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Bedrohung am Kölner DomIm Fokus des islamistischen Terrorismus

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Köln, RSK, Silvester

Schwerbewaffneter Polizist vor dem Kölner Dom in der Silvesternacht.

Ein Islamisten-Netzwerk mit Bezügen nach Zentralasien soll einen Anschlag auf den Kölner Dom geplant haben. Warum die Herkunft der meisten Verdächtigen keine Überraschung ist - und wie unsere Gesellschaft reagieren sollte.

Wir können fürs Erste aufatmen: Der mutmaßliche Plan islamistischer Terroristen für Anschläge auf die Kathedralen in Köln und Wien wohl zum Jahreswechsel ist vereitelt worden. Die Polizei hat schnell die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen ergriffen und ist nach eigenen Angaben auf die Spur eines größeren Islamisten-Netzwerks geraten.

Dass vier der fünf in Deutschland festgesetzten Verdächtigen aus Zentralasien stammen, ist nicht überraschend. Schon im Juli hatte die Bundesanwaltschaft sieben Mitglieder einer mutmaßlichen Terrorzelle festnehmen lassen, die aus Tadschikistan, Kirgistan und Turkmenistan stammen. 2022 hatte das Oberlandesgericht Düsseldorf fünf Tadschiken wegen Bildung einer Terrorzelle verurteilt. Zentralasien ist als Nährboden islamistischer Gewalt bekannt. Die IS-Terrormiliz hatte von hier zeitweise 5000 Angehörige rekrutiert, so die Stiftung Wissenschaft und Politik.

Kathedralen als Symbole für das christliche Abendland

Deutschland und seine Nachbarländer, das zeigen die Vorgänge um den Jahreswechsel, stehen weiterhin im Fokus des islamistischen Terrorismus. Die Lage hat sich durch das Hamas-Massaker vom 7. Oktober und seine Folgen verschärft: Auch Gruppen wie der IS, die ideologisch anders zu verorten sind als die Hamas, geraten unter Druck, zu zeigen, dass sie mindestens ebenso gut morden können. Kathedralen mögen islamistischen Kriminellen als besonders lohnende Ziele erscheinen, einerseits wegen der Besucherzahl – der Kölner Dom ist Deutschlands meist frequentierte Touristenattraktion –, andererseits wegen ihrer symbolischen Bedeutung für das ihnen verhasste christliche Abendland.

Was tun? Unsere Behörden sollten genauer hinschauen, wer aus Zentralasien zu uns kommt – aber machen wir uns nichts vor: Die EU-Ostgrenze ist viel zu lang, als dass wir uns abschotten könnten. Den Kölner Dom wird die Polizei vermutlich noch einige Tage lang streng sichern müssen, auch längerfristig mag es Taschenkon-trollen geben. Aber letzten Endes müssen Kirchen alle Menschen einladen, auch unabhängig von Gottesdiensten. So wie wir weiter auf Plätzen und jn Stadien feiern, Märkte besuchen, Bahnhöfe und Flughäfen benutzen werden. Wir würden etwas grundfalsch machen, wenn wir uns von Terroristen eine Änderung unserer Lebensweise, eine Abkehr von der Offenheit unserer Gesellschaft aufzwingen ließen.