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Über Mauer in Kabul gereichtBaby ist wieder beim Vater – Chaos am Flughafen

Lesezeit 3 Minuten
Flughafen Kabul 210821

Menschenmenge vor dem militärischen Teil des Flughafens von Kabul

Kabul/Köln – Ein Baby, das am Flughafen der afghanischen Hauptstadt Kabul über eine Mauer mit Stacheldraht hinweg an US-Soldaten übergeben wurde, ist nach einer medizinischen Behandlung wieder bei seinem Vater. Pentagon-Sprecher John Kirby äußerte sich am Freitag zu dem Vorfall, der auf einem Video festgehalten wurde und viel Mitgefühl auslöste. „Das Elternteil hat die Marineinfanteristen gebeten, sich um das Baby zu kümmern, weil das Baby krank war“, sagte Kirby. Der US-Soldat habe das Kleinkind deswegen über die Mauer gezogen und zu einem norwegischen Krankenhaus auf dem Flughafengelände gebracht.

Auf dem Video ist zu sehen, wie der Soldat das Baby an einen anderen Soldaten weiterreicht. „Sie haben das Kind behandelt und das Kind seinem Vater zurückgegeben“, sagte Kirby. Er sprach von einem „Akt des Mitgefühls“ der US-Soldaten. Wo sich das Baby und sein Vater inzwischen befinden, konnte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums nicht sagen. „Ich weiß nicht, wo sie jetzt sind.“ Er wisse auch nicht, ob der Vater möglicherweise eine afghanische Ortskraft sei, die sich um ein Sondervisum für die USA bewerbe.

Dramatische Szenen am Flughafen von Kabul

In Kabul belagern weiterhin Tausende Menschen die Eingänge zum Flughafen. Das berichtete ein Augenzeuge am Samstag. Die verängstigten Menschen hoffen allesamt auf auf einen Platz in einem Flugzeug, um nach der Machtübernahme der islamistischen Talibankämpfer aus dem Krisenstaat zu fliehen. Der Augenzeuge hatte bereits den gesamten Freitag an einem Eingang verbracht. Als er am Samstagmorgen (Ortszeit) dorthin zurückkehrte, habe sich die Menschenmenge noch einmal verdoppelt. Es fielen weiter praktisch durchgehend Schüsse. Am nördlichen Eingang habe es zudem Lautsprecherdurchsagen gegeben, dass das Gate nun zwei Tage geschlossen sei, sagte die Person.

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Ein zweiter Augenzeuge sagte, Menschen aus allen Gesellschaftsschichten befänden sich dort. Er habe Schauspieler in der Menge gesehen, bekannte Fernsehpersönlichkeiten, Jugendliche, Frauen mit neugeborenen Babies oder Menschen im Rollstuhl. In einem Schreiben der deutschen Botschaft in Kabul mit Informationen zu den Evakuierungsflügen hieß es in der Nacht zu Samstag, die Lage am Flughafen sei weiterhin äußerst unübersichtlich. Es komme immer häufiger zu gefährlichen Situationen und bewaffneten Auseinandersetzungen an den Gates.

Der Zugang zum Flughafen sei nicht durchgehend gewährleistet und es sei wegen der unklaren Situation nicht möglich, vorab Informationen zu geben, wann die Tore geöffnet sein würden. Das US-Militär entscheide über Öffnung und Schließung der Tore, je nach Lage.

In dem Schreiben hieß es zudem, der Weg zum Flughafen erfolge auf eigene Verantwortung. Ein Transport vom individuellen Aufenthaltsort im Stadtgebiet zum Flughafen könne durch die deutsche Botschaft nicht geleistet werden. Am Samstagmorgen (Ortszeit) waren zwei Hubschrauber der Bundeswehr in Kabul angekommen. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums geht es dabei um eine „Erweiterung der Handlungsmöglichkeiten“. Die Maschinen könnten für die Rettung einzelner Bundesbürger oder auch Ortskräfte aus Gefahrenlagen eingesetzt werden.

Kabul Menschen warten afp

Tausende Menschen warten vor dem Flughafen von Kabul auf ihre Flucht. 

Zweiter Deutscher in Kabul verletzt worden

In der Nähe des Flughafens war am Freitag ein weiterer Deutscher verletzt worden. Es soll eine leichte Verletzung sein. Ob es sich um eine Schussverletzung handelt, blieb zunächst unklar. Bereits zuvor war bekannt geworden, dass ein anderer Deutscher auf dem Weg zum Flughafen angeschossen wurde. Einer der beiden Verletzten wurde bereits ins usbekische Taschkent ausgeflogen. Der andere ist transportfähig, hält sich aber weiterhin in Kabul auf. (red/dpa/afp)