Anti-AfD-Demos in EssenUnbekannter trat auf am Boden liegenden Beamten ein – Polizei sucht Zeugen

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29.06.2024, Nordrhein-Westfalen, Essen: Demonstranten und Polizei stehen sich gegenüber. Wenige Stunden vor Beginn des AfD-Bundesparteitags hat es am Samstagmorgen einen ersten Zusammenstoß von Demonstranten mit der Polizei gegeben. Foto: Henning Kaiser/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Essen: Demonstranten gegen den AfD-Parteitag und Polizei stehen sich am 29. Juni gegenüber.

Angesichts Zehntausender Gegendemonstranten in Essen zieht die Polizei Fazit vom AfD-Parteitag. Ein Beamter wurde schwer verletzt.

Nach dem Bundesparteitag der Alternative für Deutschland (AfD), der am Wochenende in der Essener Grugahalle stattfand, zieht die Polizei Bilanz. Insgesamt 28 Beamte wurden bei den Gegendemonstrationen verletzt, eine Person davon schwer. 

Im Großen und Ganzen sei der Protest aber friedlich geblieben, heißt es in einer Mitteilung. Angesichts von mehreren Zehntausend Teilnehmenden, die an den drei Tagen vom 28. bis zum 30. Juni im Rahmen von 34 Versammlungen vor allem nach Essen-Rüttenscheid kamen, sei das Einsatzkonzept aufgegangen, heißt es.

Einsatzleiter Detlef Köbbel bilanziert: „Es liegt ein anstrengendes, aber erfolgreiches Wochenende hinter uns.“ Der AfD-Parteitag habe wie geplant stattfinden können und den friedlichen Versammlungsteilnehmenden sei es ermöglicht worden, ihren Protest auszudrücken.

AfD-Parteitag in Essen: Polizei stellt 143 Strafanzeigen aus

Die genaue Anzahl der Demonstrierenden kann die Polizei „aufgrund der dynamischen Zu- und Abwanderungsbewegungen der einzelnen Versammlungen“ nicht angeben. Am Samstag kam es allerdings zu teils gewalttätigen Aktionen und Angriffen gegen Beamte, heißt es. Dabei hätte die Polizei Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt.

Insgesamt wurden über das Wochenende verteilt 143 Strafanzeigen ausgestellt, der größte Teil (41) wegen tätlichen Angriffs auf Einsatzkräfte. Hinzu kamen Anzeigen wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz, wegen Landfriedensbruchs und ein nicht unerheblicher Teil wegen Widerstands.

22 Personen wurden in Gewahrsam genommen und zwei Personen vorläufig festgenommen. Alle Personen seien inzwischen wieder entlassen worden.

Verletzt wurden nach Schilderungen von dpa-Reportern auch Demonstranten, etwa durch Pfefferspray. Die Anzahl der verletzten Demonstranten war am Montag noch unklar. Mehrere Vertreter der Aktivisten hatten der Polizei am Wochenende hartes Vorgehen vorgeworfen.

Mann soll Polizisten gegen Kopf getreten haben

Nach dem Tatverdächtigen, der am Samstag, 29. Juni, den Polizisten gegen den Kopf getreten haben soll, wird nun gefahndet. Der Unbekannte soll zwischen 10.10 Uhr und 10.25 Uhr den am Boden liegenden Polizeibeamten schwer verletzt haben. Der Polizist habe das Krankenhaus wieder verlassen, werde aber noch mehrere Wochen nicht dienstfähig sein, teilte die Essener Polizei am Montag mit.

Nach diesem Tatverdächtigen fahndet die Polizei Essen. Er soll am 29. Juni 2024 im Zuge der Demos gegen den AfD-Bundesparteitag einen Polizisten verletzt haben.

Nach diesem Tatverdächtigen fahndet die Polizei Essen. Er soll am 29. Juni 2024 im Zuge der Demos gegen den AfD-Bundesparteitag einen Polizisten verletzt haben.

Der Mann wird wie folgt beschrieben: dunkle Haare zum Dutt zusammengebunden, Dreitagebart. Er soll eine schwarze Base-Cap, Sonnenbrille und eine medizinische Maske getragen haben. Bekleidet war er mit einer dunklen kurzen Hose, einem schwarzen T-Shirt und hellen Schuhen. 

AfD-Parteitag: Weidel und Chrupalla wiedergewählt

Beim AfD-Bundesparteitag war die Doppelspitze aus Tino Chrupalla und Alice Weidel wiedergewählt worden, wobei Weidels Ergebnis etwas schlechter ausfiel als das des Co-Chefs. Die Ergebnisse beendeten vorerst Spekulationen im Vorfeld, wonach die Delegierten Chrupalla schwächen könnten, um langfristig Weidel als alleinige Parteichefin zu etablieren.

Streitigkeiten, die der skandalüberschattete Europawahlkampf um die Spitzenkandidaten Maximilian Krah und Petr Bystron hatte offenbar werden lassen, trug die AfD in Essen kaum offen aus. (cme, mit dpa)

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