Sind es Fehler von Rainer Maria Kardinal Woelki bei der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt, die zur Absage seiner Teilnahme an der Aachener Heiligtumsfahrt führten? Oder liegen die Probleme noch viel tiefer?
Aachener Heiligtumsfahrt ohne WoelkiZerrüttete Verhältnisse
Wie bitter. Die Aachener Heiligtumsfahrt wird nach mehr als Woche des entspannten Feierns von einem Eklat überschattet: Die Proteste gegen eine Teilnahme des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Kardinal Woelki drohten so massiv auszufallen, dass Bischof Helmut Dieser wohl nur noch die Möglichkeit sah, ihm den Verzicht nahezulegen.
Könnten diejenigen, die da mit Protesten und Boykott gedroht haben, genau erklären, warum die Anwesenheit des Kölner Kardinals für sie so viel weniger erträglich gewesen wäre als zuvor die des schwer belasteten Osnabrücker Ex-Bischofs Franz-Josef Bode? Geht es um konkrete Fehler Woelkis, etwa seine konfuse medienrechtliche Strategie, die zu staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen führte? Interessiert sich andererseits jemand für Woelkis wegweisende Entscheidung, im Schmerzensgeldprozess eines Missbrauchsopfers keine Verjährung geltend zu machen?
Probleme enden nicht an Bistumsgrenzen
Vermutlich liegt der Kern des Problems woanders. Bischof Dieser hat das jüngst im Gespräch mit der Rundschau erwähnt: Es gibt Fälle, in denen sich soziale Zusammenstellungen erschöpft haben. Es ist wie in einer zerrütteten Familie. Unabhängig vom Missbrauchsskandal ist der geradezu dröhnend stille Abgang des bisherigen Vize-Generalvikars Markus Bosbach bezeichnend. Und, siehe Aachen, die Probleme enden nicht an der Bistumsgrenze.
Da hätte Woelki besser auf die Schuldzuweisung verzichtet, die in seinem Satz über instrumentalisierte Eucharistie impliziert ist. Umgekehrt führt es nicht weiter, allein ihn verantwortlich zu machen. Zerrüttung ist das Problem aller Beteiligten. Schaffen sie keinen Neustart, dann scheitern alle am eigenen christlichen Anspruch.