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Immobilien-Makler „vom IS inspiriert“42-jähriger Ex-Soldat mutmaßlicher Todesfahrer von New Orleans

Lesezeit 3 Minuten
Der Täter fuhr mit einem Wagen in eine Menschenmenge in New Orleans und tötete mindestens 15 Personen.

Der Täter fuhr mit einem Wagen in eine Menschenmenge in New Orleans und tötete mindestens 15 Personen.

Bei der Todesfahrt am Neujahrsmorgen wurden mindestens 15 Menschen getötet. Der mutmaßliche Attentäter arbeitete lange fürs US-Militär.

Der mutmaßliche Attentäter von New Orleans, der vom FBI als der 42-jährige US-Bürger Shamsud-Din Jabbar identifiziert wurde, stammte aus Texas und war dort offenbar als Immobilienmakler tätig. Früher war er Soldat der US-Armee, in der er jahrelang als IT-Spezialist diente. In einem vor vier Jahren auf Youtube veröffentlichten Video, in dem er seine Maklerdienste anbot, rühmte sich Jabbar selbst als „harter Verhandlungspartner“.

Mutmaßlicher Todesfahrer von New Orleans zuvor wegen kleiner Delikte aufgefallen

Aus von der „New York Times“ veröffentlichten Strafregistern geht hervor, dass er zweimal wegen kleinerer Delikte angeklagt wurde: 2002 wegen Diebstahls und 2005 wegen Fahrens ohne gültigen Führerschein. Der Zeitung zufolge war Jabbar zweimal verheiratet, wobei seine zweite Ehe im Jahr 2022 geschieden wurde.

Im Scheidungsverfahren schilderte er dem Anwalt seiner Frau in einer E-Mail seine finanziellen Probleme. „Ich kann mir die Raten für das Haus nicht leisten“, schrieb er laut „NYT“. Seine Immobilienfirma habe im Jahr zuvor mehr als 28.000 Dollar Verlust gemacht. Auch habe er wegen der Anwaltskosten tausende Dollar an Kreditkartenschulden.

Mutmaßlicher Attentäter diente beim US-Militär lange als IT-Spezialist

Die Georgia State University bestätigte der Nachrichtenagentur AFP, dass ein Mann namens Shamsud-Din Jabbar dort von 2015 bis 2017 studiert und einen Bachelor-Abschluss im Fach Computersysteme gemacht habe.

In dem Youtube-Video, das AFP sehen konnte, das später aber von der Plattform gelöscht wurde, gab Jabbar an, lange beim US-Militär als IT-Spezialist gedient zu haben. Durch diese Erfahrung habe er ein Verständnis für guten Service entwickelt und dafür, auf alles zu achten, „um sicherzustellen, dass alles reibungslos abläuft“, sagte der Ex-Armeeangehörige mit einem Südstaatenakzent.

Die US-Bundespolizei FBI bestätigte in ihrer Pressekonferenz nach der tödlichen Auto-Attacke, dass Jabbar US-Soldat war und offenbar ehrenhaft entlassen wurde. Laut Pentagon hatte er von 2007 bis 2015 im Personalmanagement und als IT-Fachmann für die US-Armee gearbeitet und ihr danach bis 2020 als Reservist angehört. Ein Armeesprecher sagte, Jabbar habe von Februar 2009 bis Januar 2010 in Afghanistan gedient und am Ende seines Dienstes den Rang eines Feldwebels gehabt.

Bei dem mutmaßlich von dem 42-Jährigen verübten Angriff wurden in der Neujahrsnacht in New Orleans mindestens 15 Menschen getötet und zahlreiche weitere verletzt. Der Täter fuhr mit seinem Pick-up in dem bei Touristen beliebten Viertel French Quarter in eine feiernde Menschenmenge.

Mutmaßlicher Todesfahrer von New Orleans „vom IS inspiriert“

In seinem Wagen fanden die Ermittler eine Flagge der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). US-Präsident Joe Biden sagte unter Berufung auf die Ermittler, einige Stunden vor dem Angriff in New Orleans habe Jabbar in Online-Netzwerken Videos veröffentlicht, die darauf hinwiesen, dass er „vom IS inspiriert“ gewesen sei.

Ermittlerinnen und Ermittler des FBI am Tatort nach der Todesfahrt in New Orleans.

Ermittlerinnen und Ermittler des FBI am Tatort nach der Todesfahrt in New Orleans.

Ein Mann namens Abdur Jabbar aus dem texanischen Beaumont, der nach eigenen Angaben der Bruder von Shamsud-Din Jabbar ist, sagte der „New York Times“, sein Bruder sei „wirklich ein Schatz, ein netter Kerl, ein Freund, wirklich klug, fürsorglich“ gewesen. Er sei bereits in jungen Jahren zum Islam konvertiert. Seine nun verübte Tat in New Orleans repräsentiere hingegen nicht den Islam, sagte Abdur Jabbar. „Das ist mehr eine Form der Radikalisierung, keine Religion.“

Mutmaßliches Ziel: „So viele Menschen wie möglich zu überfahren“

Laut der Polizeichefin von New Orleans, Anne Kirkpatrick, hatte Jabbar das Ziel verfolgt, „so viele Menschen wie möglich zu überfahren“ und ein „Blutbad“ anzurichten. Nach seiner Todesfahrt hatte der Angreifer das Feuer eröffnet. Er starb in einem Schusswechsel mit der Polizei.

Die Polizei entdeckte in seinem Pick-up nicht nur Waffen, sondern auch mutmaßliche selbstgebaute Sprengsätze. Auch im French Quarter selbst waren zwei Sprengsätze deponiert worden, die entschärft wurden. (afp)