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In neuem BuchSarrazin gibt Merkel Schuld für Erstarken populistischer Parteien

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Thilo Sarrazin

Berlin – Der Beststellerautor Thilo Sarrazin hat zwar noch viel zu sagen: etwa zur Berliner Wohnungspolitik oder zum Verhältnis von Politik und Medien. Sein neues Buch habe jedoch „keine zentrale Botschaft“ und das sei auch so beabsichtigt, sagte er bei der Präsentation von „Wir schaffen das. Erläuterungen zum politischen Wunschdenken“ am Mittwoch in Berlin.

Darin erzählt der ehemalige Berliner Finanzsenator Anekdoten aus seinem Berufsleben. Er nimmt den Leser mit auf einen etwas atemlosen Zick-Zack-Lauf durch die Geschichte der Politischen Philosophie und arbeitet sich wieder einmal an seinem Lieblingsthema ab, der Zuwanderung und dem Islam.

Sarrazin zerpflückt Merkel

Wenn Sarrazin über „Politik und Religion“ schreibt, geht es keineswegs um christliche Einflüsse, sondern ausschließlich um den Islam und islamistischen Terror. Ähnlich wie die AfD vertritt er die These, wenn sich Union, SPD und Grüne zusammenschließen würden, dann würde es „auch nicht weiter auffallen“.

Das erste Kapitel hat Sarrazin einer einzelnen Person gewidmet, deren Leistungsbilanz er mit Inbrunst zerpflückt: Angela Merkel. In den 16 Jahren ihrer Kanzlerschaft habe die CDU-Politikerin eine in Bezug auf Wirtschaft, Finanzen und Soziales „eher sozialdemokratisch“ geprägte Politik verfolgt, stellt der Autor fest. Er selbst war 2020 aus der SPD ausgeschlossen worden.

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Merkels Agieren in der Migrationspolitik hat aus Sarrazins Sicht „wesentlich zu den Erfolgen populistischer Parteien in den EU-Ländern beigetragen“. In der Verteidigungspolitik habe sie - auch durch zahlreiche Fehlbesetzungen an der Spitze des Ministeriums - „eine Trümmerlandschaft“ hinterlassen.

Nur eine Eigenschaft der Kanzlerin nötigt Sarrazin Respekt ab: die Coolness, mit der Merkel ihre innerparteilichen männlichen Rivalen kaltgestellt hat. Dazu schreibt er: „Ihr Vorteil war, dass sie keine Eitelkeit hatte, die ihr im Wege stand, oder dass sie diese eisern zähmte, indem sie einfach schwieg, wenn sie nichts sagen konnte, was wirklich nützlich für sie war.“ So sei es bis heute.

Union sei nach links gerückt

Dem widerspricht auch der sächsische Bundestagsabgeordnete Arnold Vaatz (CDU) nicht, der Sarrazin bei der Vorstellung seines Buches als begeisterter Leser begleitete. Er sagte, die Union sei unter Merkel nach links gerückt. Auf dem frei gewordenen Platz habe sich mit der AfD eine „pro-russische Partei“ etabliert. Die AfD vertrete zwar in einigen Punkten - etwa in der Energiepolitik - Positionen, die er teile. Die „völkischen Anwandlungen“ der Partei seien aber abstoßend. (dpa)