Platzsturm in KölnWie Ultras den Erfolg der FC-Junioren gefährden
Köln – Es wäre Balsam auf die Seeler der U-21-Fußballer nach dem holprigen Saisonstart mit zuvor nur einem Punkt aus drei Spielen gewesen: Doch anstatt den 4:1-Kantersieg feiern zu können, nach dem es kurz vor Schluss der Regionalliga-Partie am Freitagabend gegen RW Oberhausen aussah, hängt der Erfolg am seidenen Faden. FC-Chaoten nutzten nach dem Platzsturm beim U-19-Youth-League-Spiel am 19. Oktober des vergangenen Jahres im belgischen Genk zum zweiten Mal innerhalb von zehn Monaten die Bühne eines NLZ-Teams für einen unrühmlichen Auftritt.
Zweiter Fall in zehn Monaten
Es lief die 88. Minute im Franz-Kremer-Stadion, die U21 des FC führte gegen Rot-Weiß Oberhausen 4:1 und war damit nur noch wenige Augenblicke entfernt vom ersehnten ersten Sieg der neuen Regionalliga-Saison. Doch plötzlich stürmten drei mit Leibchen des Ordner-Dienstes verkleidete FC-Chaoten quer über den Platz. Sie hatten zuvor in ihrer Tarnung in Windeseile eine Zaunfahne vom Gästeblock auf der Gegentribüne des Franz-Kremer-Stadions abgerissen und stürmten mit ihrer Beute Richtung Heimblock.
Direkt am Eingang der Haupttribüne hatte sich die aktive FC-Fanszene versammelt und ihr Team bis dahin lautstark unterstützt. Doch die Oberhausener Fans reagierten schnell und setzten zur Verfolgung der Diebe an. Auch Fans aus dem FC-Block betraten den Rasen, um ihre vermeintlichen Helden in Empfang zu nehmen und zu verteidigen.
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Eine körperliche Auseinandersetzung auf dem Spielfeld konnte jedoch durch das besonnene Einschreiten von Spielern und Funktionären beider Teams verhindert werden. Es verging überraschend viel Zeit, bis auch die Polizei einschritt, die bis dahin das Spiel vergleichsweise entspannt neben dem Gästeblock verfolgt hatte.
Kölns Trainer Mark Zimmermann schien derweil die Ruhe selbst zu sein. Eine Hand in der Hosentasche haltend signalisierte er seinen Spielern mit der anderen Hand, umgehend in die Kabine zu gehen. Auch Oberhausens Team sowie das Schiedsrichter-Gespann verschwanden in den Katakomben.
1. FC Köln hätte Partie fortgesetzt
Die Polizei trieb derweil die Gästefans zurück in ihren Block. Sowohl die Kölner als auch die Oberhausener Problemfans suchten offenbar direkt im Anschluss vor den Stadiontoren die direkte Konfrontation, die jedoch nach Polizeiangaben verhindert worden sei.
Im Stadion herrschte Konfusion, wie es weitergehen würde. Nach einigen Minuten des Wartens kristallisierte sich heraus, dass das Spiel noch fortgesetzt werden sollte – jedoch erst, nachdem alle Zuschauer das Stadion verlassen hatten. Der FC bemühte sich, diese Vorgabe umzusetzen, Stadionsprecher Michael Trippel forderte alle Zuschauer über das Mikrofon zum Gehen auf.
Das Schiedsrichtergespann tauchte danach wieder auf dem Rasen auf, doch nach FC-Angaben weigerte sich RW Oberhausen, nochmals auf den Platz zurückzukehren. Referee Marc Jäger blieb daraufhin keine andere Wahl, als das Spiel abzubrechen. Über die offizielle Spielwertung muss nun das Sportgericht des Westdeutschen Fußball-Verbandes entscheiden. Mit einer zeitnahen Entscheidung ist jedoch nicht zu rechnen. Matthias Heidrich, Leiter des FC-Nachwuchsleistungszentrums, zeigte sich kurz nach dem Eklat zuversichtlich, dass dem FC die Punkte am Grünen Tisch zugesprochen werden.
Oberhausen hofft auf die Punkte
Sicher erscheint dies jedoch keineswegs. Immerhin war der Auslöser der Tumulte der Fahnenklau durch Kölner Fans. Der Sicherheitsdienst konnte dies einerseits nicht verhindern und musste andererseits mit ansehen, wie drei seiner Leibchen für die Aktion missbraucht wurden.
Zur Wahrheit gehört jedoch auch: Zu keiner Zeit ging eine Gefahr für die Spieler beider Teams aus. Es erscheint deshalb zumindest aus dieser Perspektive unverständlich, wieso sich RW Oberhausen nicht in der Lage sah, bei einem klaren 1:4-Rückstand die restlichen zwei Minuten über die Bühne zu bringen – das Spiel war faktisch verloren. Im Raum stand auch ein Nichtangriffspakt beider Teams in der verbleibenden Zeit.
Es darf durchaus eine gewisse Cleverness von RW Oberhausen unterstellt werden, das wohl darauf hofft, die Punkte am Grünen Tisch doch noch zugesprochen zu bekommen. Die Kölner wären zu einer Spielfortsetzung bereit gewesen, betonte Trainer Mark Zimmermann hinterher.
Eins steht jedenfalls fest: Nach dem zweiten Bärendienst der eigenen Fans besteht am Geißbockheim dringender Redebedarf. Und die U 21 muss sich als zwangsläufige Konsequenz auf viele weitere Parallelansetzungen zu den Partien der Profis einstellen. 1100 Zuschauer wird es jedenfalls so schnell sicher nicht mehr geben.