Die Rechenmaschine hat Peter Hennes als Erbstück erhalten. Welche Erinnerungen er damit verbindet, erzählt er im Rahmen unseres Sommerwettbewerbs.
Mein ältester SchatzPeter Hennes aus Wiehl hütet die Brunsviga-Rechenmaschine seines Opas
Kindheitserinnerungen sind manchmal mit Geräuschen verbunden. Die Enkel von Peter Hennes (70) und seiner Frau Margrit (74) werden die Besuche bei den Großeltern später einmal mit dem Ticken der Sammlung von Wanduhren im Wohnzimmer verknüpfen. Oder mit dem Rauschen der Wiehler Umgehungsstraße. Wenn man im Strandkorb auf der Terrasse hoch über der Stadt sitzt und die Augen schließt, klingt es ein bisschen wie die Brandung in Domburg, wo die Eheleute Hennes fast so etwas wie eine zweite Heimat gefunden haben.
Von dort und von Reisen nach Paris und sonst wo in die Welt haben die beiden Wiehler über die Jahre Reiseandenken mitgebracht, die ihre Wohnung möblieren. Hübsche alte Dinge wie ein Koffer oder ein Grammophon, Regale voller Kaffeekannen und was ihnen sonst auf Trödelmärkten ins Auge fiel. „Es sind keine wertvollen Antiquitäten“, meint Margrit Hennes und lächelt. „Unsere Töchter sagen: alter Plunder!“
Peter Hennes verbindet mit dem Erbstück eine besondere Geschichte
Besonders am Herzen liegt Peter Hennes aber ein Erbstück aus Oberberg, mit dem er eine besondere Geschichte verbindet. Und ein besonderes Geräusch, nämlich das eifrige Klackern, das aus dem Arbeitszimmer seines Großvaters dringt. Max Ludwig (1898–1988) war Architekt und oft wochenlang auf Baustellen in ganz Deutschland für die Gummersbacher Kesselbaufirma Steinmüller tätig. Bei seinen statischen Berechnungen griff er in den 1950er Jahren auf eine Rechenmaschine des Braunschweiger Herstellers Brunsviga zurück.
Mit dem Drücken von Tasten und dem Drehen einer Kurbel erlauben es diese Wunderwerke, auf mechanischem Weg Rechenoperationen bis hin zur Division und der Multiplikation mit mehr als zwei Faktoren ohne Neueinstellung des Zwischenprodukts auszuführen. Der Werbeslogan lautete damals „Gehirn aus Stahl“. 1969 endete die Geschichte der Brunsviga-Rechenmaschinen nach 76 Jahren und mehr als 500.000 produzierten Exemplaren. Konkurrenzmodelle mit Röhren- oder Transistortechnik waren schneller und vielseitiger.
Peter Hennes hatte eine enge Beziehung zu seinen Großeltern. Er wuchs mit seiner alleinerziehenden und berufstätigen Mutter in einer Wohnung des Hauses auf, das Max Ludwig für die ganze Familie auf dem Gummersbacher Hepel gebaut hatte. Oft begleitete er Oma und Opa auf längeren Dienstreisen.
Nie verstanden, wie die Brunsviga-Rechenmaschine funktioniert
Peter Hennes erinnert sich: „Mein Großvater war humorvoll und hat oft mit mir Quatsch gemacht, er konnte aber auch sehr streng sein, etwa wenn es um das korrekte Mähen des Rasens ging.“ Max Ludwig war im Weltkrieg Kampfpilot gewesen. So wie ein Sohn, der den Krieg aber nicht überlebte. Nach der Flucht aus Böhmen fand Max Ludwig mit seiner Familie eine neue Heimat in Oberberg.
Wie die Brunsviga-Rechenmaschine funktioniert, hat Peter Hennes trotz aller Erklärungsversuche des Großvaters nie verstanden, obwohl er später selbst viel mit Zahlen und Technik zu tun hatte. 36 Jahre lang war Hennes von der Ausbildung bis zum Ruhestand 2017 beim Marienheider Werkzeughersteller Rüggeberg als Industriekaufmann tätig, zuletzt in leitenden Funktionen im Auslandsgeschäft.
Von seinem Großvater hat Peter Hennes auch einen schönen Schreibtischstuhl geerbt und sogar selbst gemalte Blumenbilder. Die Brunsviga aber hat einen Ehrenplatz in seinem Herzen. Er sicherte sich damals bei der Wohnungsauflösung in den 1980er Jahren das noch funktionstüchtige, aber eigentlich nutzlose, zwölf Kilogramm schwere Metallungetüm, weil es ihn als Kind so beeindruckt hat. „Wenn mein Großvater damit arbeitete, hat man es durch das ganze Haus gehört.“