Mechernich-Satzvey – Keine 500 Tage hat er gedauert, der Ruhestand von Willy Gemünd. Dann saß der ehemalige Leiter der Kommerner Grundschule schon wieder in einem Rektorenbüro. Der 67-Jährige ist seit dem Herbst Teil des Schulleiterteams der Freien Veytalschule Satzvey.
Eigentlich sei er gerade dabei gewesen, seinen Ruhestand zu genießen, erzählt Gemünd. Mit ehrenamtlichen Tätigkeiten beim Verband Bildung und Erziehung sowie in der Suppenkirche in Euskirchen und mit seinen Hobbys Fahrradfahren und Karneval. Da habe das Telefon eines Freitagmorgens geklingelt. Die Verwaltungsleiterin der Freie Veytalschule sprach auf den Anrufbeantworter und bat um Rückruf. Da habe er sich zunächst gefragt: „Was wollen die denn von Dir?“ Als er zurückrief hieß es: „Herr Gemünd, wir hätten Sie gerne als Schulleiter.“
An mehr als 450 Schulen im Land fehlt ein Direktor
Die Veytalschule stand nämlich vor einem Problem: Der bisherige Schulleiter Wolfgang Dornwald war in Pension gegangen und es fehlte ein Nachfolger. Die eigentlich dafür vorgesehene Lehrerin verfügte nicht über genug Praxis und konnte die Stelle noch nicht antreten. Nun musste schnell Ersatz her. Eine Situation, die an vielen Schulen in NRW nicht anders ist: An mehr als 450 Schulen im Land fehlt ein Direktor. Im Regierungsbezirk Köln, zu dem auch die Veytalschule gehört, sind es 102 vakante Schulleiterstellen.
Um einen Ersatz zu finden, wandte sich Verwaltungsleiterin Svenja Spittmann an Bürgermeister Dr. Hans-Peter Schick. Dem fielen gleich zwei mögliche Kandidaten ein – verdiente Grundschulleiter und seit kurzem im Ruhestand.
An der Freien Schule musste der Rektor sich erst neu orientieren
Gemünd wurde von dem Anruf der Schule einigermaßen überrumpelt und bat um Bedenkzeit. Zwei Tage später klingelte erneut das Telefon. Diesmal war Schick selbst dran. „Er bat mich, ihm persönlich einen Gefallen zu tun und die Schulleitung zu übernehmen“, erinnert sich Gemünd: „Ich habe ihn dann noch mal drauf hingewiesen, dass ich im Ruhestand bin.“ Doch Schick ließ nicht locker. Schließlich ließ sich Gemünd unter zwei Bedingungen breitschlagen: Er kommt nicht mehr als zwei Tage die Woche und die Stelle bleibt weiter ausgeschrieben.
In der neuen Schule habe er sich dann erst einmal orientieren müssen, so Gemünd. Schließlich habe er zuvor 27 Jahre eine Regelschule geleitet. An der Freien Schule habe er seine Rolle erst noch finden müssen. Denn geleitet wird die Schule von einem Team: Neben Gemünd sind dies zwei Lehrer und die Verwaltungsleiterin. „Ich bin hier einer von vielen“, so Gemünd. Zudem seien auch die Eltern stark eingebunden.
Bis zum Ende des Schuljahres läuft der Vertrag von Gemünd an der Freien Veytalschule. Danach müsse man weitersehen. Gemünd hofft, bis dahin einen Nachfolger zu haben. Schließlich wolle er auch noch etwas von seinem Ruhestand haben, so der 67-Jährige: „Das Leben ist ja endlich.“