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Deutscher Meister aus KölnMario Eckels Leidenschaft ist das Breakdancing - „Fast wie Fliegen“

Lesezeit 4 Minuten
Breakdancer Mario Eckel.

Breakdancer Mario Eckel.

Breakingist in diesem Jahr erstmals olympisch. Mario Eckel ist zwar nicht dabei, wirbt aber für seine große Leidenschaft.

Mario Eckel wusste zwar nicht genau, was er gesehen hatte, aber er wusste, dass er das auch machen will. „Ich dachte mir nur „Wow„“, erinnert sich der heute 25-jährige Breakdancer an den Moment, in dem er seine große Leidenschaft entdeckte. Als Zehnjähriger saß er vor dem Fernseher und sah, wie Profis in einem Musikvideo tanzten. Die schnellen Rotationen auf einer Körperstelle, auch „Powermoves“ genannt, oder das „Freeze“ also „Einfrieren“ in einer möglichst eindrucksvollen Position, hatte der Sohn moldawisch-kirgisischer Eltern noch nie gesehen. „Vorher hatte ich es mal mit Fußball probiert, aber das war nicht meins“, erklärt der amtierende, deutsche Breaking-Meister, „als ich dann das Tanzvideo gesehen und herausgefunden hatte, dass es eine Tanzschule in der Nähe gibt, die urbanen Tanz anbietet, war ich richtig happy“.

15 Jahre und Millionen von Trainings- und Wettkampfstunden später, ist aus dem jungen Mario, der Tanzkünstler „M17“ geworden. Dieser hat die Qualifikation für die Olympia-Premiere, Anfang August in Paris – wie alle anderen, deutschen B-Boys und –Girls – zwar verpasst, er repräsentiert seine Sportart aber gerne über die Grenzen der Domstadt hinaus. Seinen Künstlernamen „M17“ hat sich Eckel angelehnt an einen Charakter aus einer Cartoon-Serie ausgesucht. Diesem wurden als Cyborg menschliche, aber auch technisch ergänzte Fähigkeiten zugeschrieben. Und genau dieser Eindruck entsteht bei den Zuschauern, wenn sie den 25-Jährigen bei seinen akrobatischen Kopf- oder Handstand-Pirouetten sehen.

Breakdancer Mario Eckel.

Breakdancer Mario Eckel.

Spricht der Vollblut-Musiker über die Entwicklung „seines Sports“, wirkt er aber alles andere als maschinell: „Für mich ist das mehr als eine Sportart. Der ganze Lifestile, die Kunst, die Bewegungen, auch die Kleidung, dieses Lässige, darin kann ich eintauchen“, sagt er. Als Teenager hatte er noch klein mit seinem Bruder begonnen, nun ist er bei den größten, internationalen Events in Rio de Janeiro, Tokio oder Seoul dabei. Nicht erst auf diesen Reisen entdeckte er den kulturell- und sozial verbindenden Geist des „Breakings“: „Die Herkunft spielt keine Rolle, jeder kann unseren Sport ausüben, sich weiterentwickeln und zeigen was er oder sie draufhat“, beschreibt Eckel den inklusiven Charakter der neuen Olympischen Sportart. Menschen mit Vorerfahrung im Judo könnten etwa kampfähnliche Bewegungen einfließen lassen. Oder Turner die Akrobatik aus ihrer Sportart.

Olympische Spiele: Breakdancen endlich im Fokus

Dass das Tanzen auf einen Break-Beat beziehungsweise Takt nach der Premiere bei den Jugend-Sommerspielen in Buenos Aires 2018, nun in Paris weltweiten Fokus bekommen wird, freut ihn. Und er wischt die Befürchtung, dass die Subkultur, die ihre Anfänge in den 70er Jahren in der New Yorker Bronx nahm, durch die Kommerzialisierung ihre Seele verlieren könnte, beiseite. „Natürlich verändert sich der Tanz, wenn man Bewertungskriterien ansetzt und das Jurysystem ändert“, gibt er das für Medaillen relevante Raster mit Musikalität, Kreativität und einer möglichst sauberen, technischen Performance zu bedenken. Auch der DJ nehme Einfluss, wenn er die nur teilweise geplanten, genauso aber auch improvisierten, nach Gefühl vorgetragenen Sets musikalisch unterlegt. „Bei mir war es so, dass ich anfangs vor allem auf funky Musik und Old-School-Hip-Hop getanzt habe. Jetzt bin ich da schon elektronischer unterwegs“, erklärt der Deutsche Meister von 2023.

Idealisieren möchte er seinen Sport indes nicht. Schließlich ist für ihn an der nationalen Spitze und viele andere, international engagierte Tanzkünstler, allein mit Breaking kein Lebensunterhalt zu sichern. Immer wieder stehen Tänzerinnen und Tänzer vor finanziellen Schwierigkeiten. Auch Eckel als Mitgründer des Vereins „No Limits“ und Tanzlehrer, nahm als Kaderschützling gerne Unterstützung von der Stiftung der deutschen Sporthilfe an. Diese mittel- bis hohen, dreistelligen Euro-Beträge helfen, machen Sponsoren aber nicht obsolet – im Gegenteil: „Wir alle erhoffen uns durch Olympia einen Schub“, stellt der kölsche Tanzbotschafter klar und schließt seine Ausführungen wie folgt: „Verdient wäre das für eine so tolle Sportart auf jeden Fall. Wenn man es nämlich schafft über den Tanz voll in den Moment, in den Flow zu kommen, dann fühlt sich das wie Fliegen an, so als wäre man unbesiegbar…“.