HochwasserJahrtausend-Flut überraschte auch Experten – neue Prävention für Odenthal
Odenthal – „Uns hat das Ereignis in dieser Vehemenz überrascht“. Sebastian Arns vom Wupperverband sprach im Ausschuss für Infrastruktur, Verkehr und Vergabe aus, was vielen Odenthalern, die nach der Starkregenkatastrophe Mitte Juli das Wasser in Haus und Garten hatten, schon klar gewesen sein dürfte. Die Wetterprognosen seien lange unscharf geblieben.
Das Ausmaß der Regenmengen, die im Einzugsgebiet der Dhünntalsperre, für die der Wupperverband zuständig ist, niedergehen würden, sei erst spät deutlich geworden, erklärte er. Dann aber hatte man es mit einem Ereignis zu tun, das offenbar auch die Kategorien der Statistiker über Nacht hinweggespült hat.
Talsperre verhinderte wohl noch größere Katastrophe
Am 14. Juli, so Arns, seien an der Dhünntalsperre 138 Millimeter in 24 Stunden aufgezeichnet worden. Fluten, die die Statistiker bisher nicht einmal alle 1000 Jahre einmal erwartet hätten. „Wir können glücklich sein, dass es die Talsperre gibt“, meinte der Vertreter des Wupperverbandes. Sie habe gehalten und von den 99000 Litern pro Sekunde, die sie aufnahm, nur 100 Liter wieder abgegeben, „das Minimum, das wir überhaupt abgeben konnten“.
Das Minimum reichte allerdings immer noch, um in Odenthal Hänge abrutschen zu lassen, Brücken und Fahrbahnen zu unterspülen und Gebäude zu fluten. Die Schadensliste ist lang, die Kosten sind hoch und eine zusätzliche Belastung für den Haushalt. Was also können Kommunen präventiv tun, um die Folgen derartiger Ereignisse in Zukunft möglichst gering zu halten? Dazu hatte der Ausschuss nicht nur Vertreter des Wupperverbandes sondern auch Jens Hasse vom Deutschen Institut für Urbanistik sowie Kreisumweltdezernentin Elke Reichert eingeladen.
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„Vorsorge heißt: ab sofort, nicht irgendwann“, sagte Hasse in aller Deutlichkeit und gab Beispiele, wie es heute schon möglich sei, klimagerechter zu bauen, was nicht nur Kosten spare, sondern auch die Lebensqualität steigere. Da der Klimawandel nicht an kommunalen Grenzen halt mache, empfahl er, sich das Starkregenmanagement anderer Kommunen anzuschauen. Klimagerechtes Bauen sei angesichts zunehmender Wetterextreme nicht nur für Kommunen, sondern auch für private Bauherren wichtig. Hasse: „Es kann jeden treffen.“
Starkregenkarte soll Bürgerinnen und Bürger informieren
Schadensminimierung hat sich auch der Kreis auf die Fahnen geschrieben. Als Hilfestellung für Bürger und Kommunen soll dabei die gerade erstellte „Starkregenkarte“ des Kreises helfen, die gefährdete Gebiete verzeichnet. Mehr Schutz könne nur durch die Zusammenarbeit vieler Akteure und durch ein Bündel von Maßnahmen wie Retentionsflächen, Rückhaltebecken, Flächenentsiegelungen, Objektschutz, angepasste Flächennutzungspläne und vieles mehr gelingen, meinte Elke Reichert.
Für die politische Arbeit vor Ort eröffnen sich dadurch viele neue Baustellen. So wollte die CDU wissen, wie das Frühwarnsystem am Ort verbessert werden kann und welche Hochwasserschutzmaßnahmen an Dhünn und Eifgenbach möglich sind, die über die reinen Aufräumarbeiten des Wupperverbandes und die Wiederherstellung der Bachläufe hinausgehen. Auch das umstrittene Baugebiet Dhünner Wiese tauchte im Zusammenhang mit dem Hochwasser wieder auf.
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Ob das Entwässerungskonzept des geplanten Neubaugebietes auf der ehemaligen Ponywiese noch einmal überarbeitet werden muss, wollten FDP, SPD und Grüne wissen. Lösungen für all diese Fragen sollen in einem noch zu gründenden Unterausschuss Klimaschutz des Rates gesucht werden. Dies beschloss der Ausschuss einstimmig. Eine Sondersitzung des Rates zum Thema Dhünner Wiese und Klimaschutzkonzept wie von SPD, FDP und einer grünen Stimme gefordert, erhielt keine Mehrheit.