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GlasfaserIn einem Odenthaler Weiler konkurrieren gleich zwei Anbieter um Kabelanschlüsse

Lesezeit 3 Minuten
Glasfaserkabel liegen auf einer Baustelle.

Digitales Gerangel in Altehufe: Gleich zwei Gesellschaften wollen dort Glasfaseranschlüsse bieten. Die Telekom reißt dafür erneut die Straße auf.

Weil das Unternehmen Deutsche Glasfaser in Altehufe Kabel verlegte, während der Bund noch plante, werden nun Leitungen doppelt verlegt.

Bevor der Schnee kam, kamen die Bagger. Die rissen in Altehufe an der Kreuzung In den Bonnen/Oberkäsbacher Weg Teile der Straße auf, um im Auftrag der Deutschen Telekom Glasfaserkabel zu verlegen.

Was eigentlich eine gute Nachricht für das nicht eben am Nabel der Welt gelegene Altehufe hätte sein können, das bringt Dr. Dieter Knickenberg in Harnisch. Er hält die Verlegung der Kabel - mit den damit verbundenen Einschränkungen für die Anwohner wie Lärm und Dreck - für unnötig und ein Ärgernis.

Anwohner beklagt, dass die Straße zum zweiten Mal aufgerissen wird

Dies nicht, weil der Mediziner im Ruhestand ein Technikgegner und Internetverweigerer wäre, sondern schlicht deswegen, weil in besagten Straßenabschnitten seit 2022 bereits Glasfaserkabel liegen. Damals verlegte allerdings das privatwirtschaftliche Unternehmen Deutsche Glasfaser, das auch weite Teile in Odenthal-Mitte, Voiswinkel, Blecher und Eikamp mit Hightech-Anschlüssen versorgt hat, die Anschlüsse, auf Wunsch bis in den Keller.

Nun, ein Jahr später, reiße die Telekom alles wieder auf und lege ihre eigenen Kabel offensichtlich genau daneben, ärgert sich Knickenberg. „Ein Schildbürgerstreich“, findet er. Die Gemeinde habe offensichtlich nicht aufgepasst und die völlig unnötigen Doppelverlegungen nicht verhindert: „Das weiß die rechte Hand nicht, was die linke tut“, kritisiert er.

Der Ausbau ist Teil eines Bundesförderprojektes

Die so gescholtene Odenthaler Verwaltung bestätigte die Doppelverlegung, von der allerdings nur zwei kleine Bereiche in Eikamp betroffen seien, so Christoph Hagen vom Planungsamt. Als Gemeinde habe man darauf aber keinen Einfluss gehabt, betonte er.

Eine Baustelle für Glasfaserkabel in Odenthal-Eikamp.

Eine Baustelle, wo eigentlich keine sein müsste: In Odenthal-Altehufe wird die Straße gleich zweimal hintereinander für Glasfaserkabel aufgerissen.

Der Ausbau sei Teil eines Bundesförderprojektes, mit dem bisher unterversorgte Gebiete, besonders im ländlichen Raum, mit Glasfasertechnik versorgt werden sollten. Dabei zahlt der Bund 90 Prozent, die jeweilige Kommune zehn Prozent der anfallenden Kosten.

Die private Konkurrenz war schneller

Dieses Förderprojekt wird über den Rheinisch-Bergischen Kreis abgewickelt, und der erste Teil der Vorhaben, um die man sich seit 2016 bemüht habe, sei nun endlich in der Umsetzung. Zwischenzeitlich wurde das nur langsam voranschreitende Bundesförderprojekt aber ganz offensichtlich von der privaten Konkurrenz überholt und die deutsche Glasfaser verlegte, wo der Bund noch plante.

„Die Fördergebiete sind seit langem öffentlich bekannt“, erklärte der Rheinisch-Bergische Kreis. Dennoch habe die Deutsche Glasfaser seinerzeit beschlossen, den Ortsteil Eikamp auszubauen. Dies auch völlig legal: „Jeder Netzbetreiber darf laut Telekommunikationsgesetz Bauanträge einreichen und ausbauen, sofern alle Bauvorschriften beachtet werden“, so der Kreis weiter.

Kreisverwaltung spricht von einer "Ausnahme"

Die nachträgliche Streichung der geplanten Eikamper Anschlüsse sei fördertechnisch nicht möglich, erklärte die Kreisverwaltung. Der vorliegende Fall sei allerdings eine Ausnahme, da Kommunen und Kreisverwaltung grundsätzlich darauf achteten, dass Straßen nicht mehrfach aufgebrochen werden müssten, was in der Regel durch eine sogenannte Mitverlegung der Kabel auch gelinge.

Diese Möglichkeit habe durch den großen zeitlichen Abstand der beiden Vorgänge aber nicht bestanden, so der Kreis. Die Deutsche Telekom habe im Rahmen des Bundesförderprojektes nicht nur den Anspruch, sondern auch „die Verpflichtung“, die unterversorgten Anschlüsse mit Glasfaser zu versorgen. In Altehufe werden künftig also einige Anwohner die Qual der Wahl haben, über welches Kabel sie ihren Zugang zur digitalen Welt wählen.