„Wir möchten, dass hier Leben einzieht“Altenberger Küchenhof wird aufwendig umgebaut
Odenthal – Das große hölzerne Tor ist noch verschlossen, doch im Inneren des Küchenhofs haben die Vorbereitungen für den Umbau der historischen Anlage begonnen. Nach 35 Jahren Erbpacht hat der Aktionskreis Altenberg den Küchenhof geräumt und die Schlüssel an den Eigentümer Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein zurückgegeben. Hier sollen nach kurzer Renovierungszeit wieder Gäste willkommen sein.
Besucher sollen im Küchenhof dann ein Restaurant mit umfangreicher Außengastronomie und bodenständigem Angebot vorfinden. Als Küchenchefin konnte Andrea Hartmann (siehe Interview) gewonnen werden, die bisher im Hotel-Restaurant Zur Post in Odenthal gearbeitet hat und das Sterne-Restaurant nun verlässt, um sich in Altenberg selbstständig zu machen. Gemeinsam mit Sema Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein ist sie künftig Gesellschafterin einer GmbH, die zum Zweck gegründet wird, den Küchenhof als Veranstaltungsort für Gastronomie und Kultur zu betreiben.
Das malerische Ensemble aus Gasthof, Pilgersaal, den entkernten und modernisierten Nebengebäuden sowie den beiden Innenhöfen direkt an der Dhünn soll bald auch für größere Events privater Art gemietet werden können, sich aber auch zu einem Treffpunkt für Kunst und Kultur entwickeln. „Wir sind durch die Übergabeverhandlungen zwei Monate in Verzug, hoffen aber, dass es jetzt zügig voran geht, die nötigen Genehmigungen schnell vorliegen und wir im Mai eröffnen können“, erklärt Prinz zu Sayn-Wittgenstein.
Der Küchenhof
Im Mittelalter war der Küchenhof der Wirtschaftshof des Klosters Altenberg. Er entstand ab 1751 in der heute noch existierenden und denkmalgeschützten Form. Bis 1982 wurde der Gebäudekomplex unweit des Doms noch landwirtschaftlich genutzt.
1983 übernahm der Aktionskreis Altenberg e.V. den Küchenhof im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrages von Hubertus Prinz zu Sayn-Wittgenstein und restaurierte die Gebäude, um den Küchenhof für die Bevölkerung zu bewahren. Am 31. Dezember 2018 lief der Pachtvertrag aus.
Die Gasträume erhalten eine Rundum-Erneuerung, Böden, Wände und Decken werden renoviert, die Toiletten modernisiert und die Fassade restauriert. Zudem wird eine nachträglich eingebaute Mauer zur Sakristei der Markuskapelle entfernt. „Dadurch wird die Markuskapelle wieder verschlossen, gleichzeitig der Gastraum vergrößert“, so der Eigentümer.
Während der Pilgersaal keine große Verjüngungskur benötigt, schon jetzt für Großveranstaltungen geeignet ist und zunächst nur akustisch aufgewertet wird, ist die ehemalige Töpferei bereits eine Baustelle. Wo früher der Brennofen stand, klafft nun ein großes Loch in der Wand. Hier sollen die Böden erneuert, einige Decken entfernt werden, die Räume an Höhe und Licht gewinnen, nicht zuletzt durch die Verwendung von viel Glas.
Für den Raum nebenan wird noch eine Floristin gesucht, die hier Blumen und Gebinde, vielleicht auch Kräuter aus dem angrenzenden Klostergarten verkaufen will; in den Räumen der ehemaligen Goldschmiede könnte ein Feinkostlädchen schmackhafte Mitbringsel anbieten. Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein hält den Küchenhof für einen wunderbaren Ort um zu feiern, aber auch um Kultur zu erleben. Sie kann sich hier Lesungen, Konzerte, Vorträge oder Veranstaltungen des Altenberger Kultursommers vorstellen, für den sie sich schon lange engagiert: „Wir investieren wirklich viel und möchten, dass hier Stück für Stück Leben einzieht.“
Fünf Fragen an Andrea Hartmann vom Ein-Sterne-Restaurant Zur Post in Odenthal
Was veranlasst die stellvertretende Küchenchefin eines Sterne-Restaurants, die eher bodenständige Gaststätte im Küchenhof zu übernehmen?
Ich werde öfter gefragt, warum ich nach fast zehn Jahren in einer Sternegastronomie zu Kaffee, Kuchen und Bergischen Waffeln wechsele. Aber mein Ziel war immer die Selbstständigkeit. Das ist schon sehr aufregend, ich übernehme einen gut geführten Betrieb in einem wundervollen Ambiente. Das sind gute Voraussetzungen.
Was wollen Sie hier künftig den Gästen bieten?
Es ist ein sehr gemischtes Publikum. Hierhin kommen Familien, Dombesucher, Wanderer. Ihnen möchte ich eine bodenständige, ehrliche Küche mit saisonalen und regionalen Produkten bieten, die dennoch eine gewisse Finesse hat. Da darf ruhig auch mal eine deftige Suppe oder ein Eintopf draufstehen. Gutes Essen muss nicht immer mit der Pinzette angerichtet sein.
Was ist tabu?
Fertigsaucen und Fertigprodukte aller Art. Das werden wir hier schön alles selbst machen. Das haben wir schließlich gelernt.
Kommen Sie mit einem Team nach Altenberg?
Gastronomie ist immer Teamarbeit. Ich habe das große Glück, dass eine Kollegin bereits mit im Boot ist. Darüber hinaus stellen wir das Team, vor allem für den Service, derzeit zusammen.
Was ist Ihr Ziel?
Der Gast sollte mit einem Lächeln den Küchenhof verlassen und gerne wiederkommen.