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Klimabündis stellt Zahlen vorOberberg muss trotz Photovoltaik-Boom viel tun

Lesezeit 4 Minuten

Das Klimabündnis wünscht sich auf jedem Einfamilienhaus eine Solaranlage.

Oberberg – Immer mehr oberbergische Kommunen legen eigene Förderprogramme auf. Die Fachfirmen kommen der Nachfrage nach Solarstromanlagen kaum hinterher. Laut einer aktuellen Mitteilung des Klimabündnisses Oberberg hat die Region allerdings auch Nachholbedarf: „Die Photovoltaik boomt – aber es ist noch viel zu tun!“

Und zwar in einigen Kommunen mehr als in anderen, wenn man den Zahlen folgt, die der gemeinnützige Verein zur Nutzung ökologisch verträglicher Energiesysteme Oberberg (Nove) alljährlich erhebt. Der Verein ist Mitglied des oberbergischen Klimabündnisses und wertet die Daten des Marktstammdatenregisters aus, in dem die im Oberbergischen installierten Photovoltaikanlagen erfasst sind. Manfred Fischer, Umweltbeauftragter des Evangelischen Kirchenkreises An der Agger, berichtet, dass die neu installierte PV-Leistung auch in Oberberg von 2012 an einbrach, nachdem die garantierte Einspeisevergütung nicht mehr lukrativ war.

Oberberg steht im Bundesvergleich schlecht da

Seit 2017 steigt die jährlich neu installierte Leistung wieder, weil die Strompreise so gestiegen sind, dass der Eigenverbrauch von selbst produziertem Solarstrom wirtschaftlich interessanter geworden ist. Dazu kommt ein allgemein größeres Bewusstsein für die Klimakrise. Mit mehr als 15 000 neu installierten Kilowatt war 2021 das Spitzenjahr für die oberbergische Solarstrom-Installation.

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Photovoltaik-Anlagen in Oberberg (Grafik)

Die Bundesregierung hält eine bundesweite Photovoltaikleistung von 200 Gigawatt im Jahr 2030 für erforderlich, rechnet Fischer vor. Bundesweit wäre dazu etwa eine Verdreifachung der installierten PV-Leistung nötig. Heruntergerechnet auf das Oberbergische mit seinen bisher installierten 91 070 kW an PV-Leistung (Stand Ende 2021) wäre eine Versiebenfachung nötig. Dietmar Hartmann vom Nabu Oberberg bedauert, dass Oberberg im Bundesvergleich so schlecht dasteht. „Offenbar waren viele Oberberger zu zögerlich, was die PV-Anlage auf das eigene Dach angeht. Da müssen wir jetzt alle aufholen.“

Ziel: Auf jedem Einfamilienhaus eine Anlage

Das Klimabündnis wünscht sich, dass möglichst auf jedem oberbergischen Einfamilienhaus eine PV-Anlage steht. Nove-Vorsitzender Manfred Blumberg meint: „So eine Anlage kostet heute etwa 7000 bis 8000 Euro. Und sie amortisiert sich je nach Ausrichtung in zehn bis zwölf Jahren. Das sollte doch möglich sein.“

Förderprogramm für Photovoltaik

Bürgermeister will nachlegen

Das Förderprogramm, mit dem die Gemeinde Nümbrecht die Installation von Photovoltaikanlagen mit 1500 Euro finanziell fördert, trifft nach wie vor auf große Resonanz. „Das Programm wird von den Bürgern sehr gut angenommen, das freut uns natürlich“, sagte Dr. Sandra Opitz. Die Referentin für Klima, Mobilität und Digitalisierung bei der Gemeindeverwaltung stellte im Zukunftsausschuss des Gemeinderats aktuelle Zahlen vor.

Demnach sind seit Start des Programms im Sommer 2020 271 Anträge auf Förderung einer PV-Anlage im Rathaus eingegangen. Davon sind 243 bewilligt, zwei wurden abgelehnt, einige Anträge befinden sich in der Bearbeitung, vier Antragsteller haben den Antrag wieder zurückgezogen. „Bei 162 Antragstellern konnte schon die Auszahlung erfolgen“, so Opitz.

Die bereits fertiggestellten geförderten PV-Anlagen auf Nümbrechter Dächern erzeugten im Jahr rund 1,36 Millionen Kilowattstunden Strom. „Wenn man bedenkt, dass ein durchschnittlicher Vier-Personen-Haushalt etwa 4000 Kilowattstunden verbraucht, dann können wir sagen, dass wir so etwa 340 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgen können“, rechnete Sandra Opitz vor. Wenn mal alle PV-Anlagen laufen, deren Förderanträge bereits bewilligt sind, würde sich deren Leistung auf rund 2,7 Millionen Kilowattstunden im Jahr aufsummieren – damit könnten dann etwa 670 Vier-Personen-Haushalte mit Strom versorgt werden. Die Fördersumme aller bewilligten Anträge beträgt inzwischen 365 000 Euro. Blickt man nur auf die fertiggestellten PV-Anlagen, sind in diese gut eine Viertelmillion Euro geflossen. Opitz hat errechnet, dass über die Photovoltaik-Förderung der Gemeinde Investitionen von rund 2,4 Millionen Euro ausgelöst worden sind – im Schnitt etwa 14 600 Euro pro Anlage.

Nümbrechts Bürgermeister Hilko Redenius glaubt, dass der Fördertopf im Sommer erschöpft sein wird. Er sei dafür, das Programm fortzusetzen. „Wir merken ja, wie viel Erfolg das hat.“ Die Verwaltung will deshalb der Politik vorschlagen, nochmals eine Summe freizugeben. (sül)

Einige Kommunen stehen besser da als andere. Dass Wipperfürth vorn liegt, führt Manfred Fischer auf den Ehrgeiz der dort ansässigen Bergischen Energie- und Wasser-GmbH (BEW) zurück, die viele eigene Anlagen betreibe und bei den Bürgern für die Photovoltaik geworben habe. In Lindlar bilde sich die Aktivität der dortigen Energiegenossenschaft ab. Die Kommunen auf den folgenden vorderen Plätzen ernten nach Einschätzung von Nabu-Sprecher Hartmann den Erfolg ihrer Förderprogramme, etwa Nümbrecht, Reichshof und Morsbach. „Wir glauben, dass auch Wiehl und Marienheide von der neuen PV-Förderung in 2022 profitieren werden, was die installierte Gesamtleistung angeht.“

Klimabündnis steht als Ratgeber zur Verfügung

Bergneustadt, Gummersbach, Radevormwald und Engelskirchen sind die Schlusslichter. Für den Naturschutzbundvorsitzender Michael Gerhard ist die Sache klar. „Hier wäre nun wirklich eine kommunale Förderung neuer PV-Anlagen dringend nötig. Wir können es uns einfach nicht leisten, dass einzelne Kommunen aus der Energiewende ausscheren.“ Das Klimabündnis stehe den Kommunen als Ratgeber zur Verfügung. „Wir wollen ja nichts verkaufen. Wir wollen Klimaschutz.“

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Manfred Fischer vom evangelischen Kirchenkreis will zudem Ängste vor dem bürokratischen und steuerlichen Aufwand abbauen. „Gerade ältere Leute lassen sich davon abschrecken. Deshalb will sich das Klimabündnis mit dem Landrat und dem Finanzamt zusammensetzen und eine vernünftige Broschüre auflegen.“