In der vergangenen Woche mussten der Tierschutzverein Oberberg und das Kreisveterinäramt tätig werden. Zahlreiche Tiere waren in schlechtem Zustand.
Animal Hoarding24 Katzen und zwei Hunde aus verwahrloster Wohnung in Oberberg gerettet
Auch für die Mitarbeiterinnen, die schon viel Tierleid erlebt haben, sei es eine harte Aufgabe gewesen, sagt Tierschutzvereinsvorsitzende Angelika Reiser. In der vergangenen Woche mussten sie in Begleitung von zwei Ärztinnen des Kreisveterinäramts, des Ordnungsamts und der Polizei aus einer verwahrlosten Wohnung in Morsbach 24 Katzen und zwei Hunde holen. „Vor allem die kleinen Kätzchen waren in einem sehr schlechten Zustand.“ Den Helferinnen kamen die Tränen, auch wegen des beißenden Ammoniakgeruchs in den Räumen, die bis unter die Decke voller Müll waren.
Es ist nicht der erste Fall von Tierhortung (engl. animal hoarding), mit dem das Tierheim zu tun hat, sagt Reiser. Aber immer wieder sei es ein Jammer zu erleben, welches Ausmaß die krankhafte Neigung annehmen kann, Tiere zu sammeln, ohne sie angemessen versorgen zu können. „Das gibt es nicht nur in den großen Städten, sondern auch bei uns.“ In diesem Jahr war es schon der zweite Fall, bei dem Mensch und zu viele Tiere auf engstem Raum zusammenleben.
Die Katzen hatten stark verfilztes und schmutziges Fell
Die Kreisverwaltung berichtet auf Anfrage, dass solche Fälle von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz zunehmend auftreten. Fünf bis zehn Mal pro Jahr müsse das Veterinäramt wegen Tierhortung tätig werden. Den Haltern drohe eine Strafanzeige und ein Halteverbot.
Im aktuellen Fall handelt es sich um Maine-Coon-Katzen, die sich durch langes Haar auszeichnen. Das Fell der Tiere war stark verfilzt und schmutzig, die Tiere litten unter Durchfall, Schnupfen, hatten entzündete Ohren und Augen, waren von Flöhen und anderen Parasiten befallen, waren unterernährt und dehydriert. Offenbar hatten sich die Katzen unkontrolliert vermehrt.
Die Mitarbeiterinnen des Tierheims waren nach der Rettungsaktion mehrere Stunden mit der Erstversorgung beschäftigt, der Pflegeeinsatz dauerte bis spät in den Abend. Neun Katzen brauchten eine tierärztliche Versorgung, ohne die sie die Nacht vielleicht nicht überlebt hätten, berichtet Reiser.
Die Halterin sei verwitwet und krank, sagt Reiser. „Solche Fälle sind natürlich auch immer mit einem schwierigen menschlichen Schicksal verbunden. Da gibt es dann einen Realitätsverlust. Die Leute merken gar nicht, was mit den Tieren los ist.“
Reiser nimmt den Fall zum Anlass für den Appell, sich an die Behörden zu wenden, wenn man Tierleid beobachtet. „Ich möchte Mut machen, so etwas anzuzeigen“, betont die Tierschutzvereinsvorsitzende. „Wir hören oft: Es passiert ja doch nichts, wenn ich beim Amt anrufe. Aber das stimmt nicht.“ Häufig meldeten sich die Leute stattdessen beim Tierheim. Aber dessen Mitarbeiter können selbst nicht tätig werden. „Wir haben keine rechtliche Handhabe.“ Diese hätten nur die örtlichen Ordnungsämter, wenn es sich etwa um eine ungenehmigte Haltung von Kampfhunden handelt, oder das Kreisveterinäramt in allen Fällen der Vernachlässigung oder Misshandlung.
Glücklicherweise hätten sich im aktuellen Fall Menschen aus dem Umfeld der überforderten Frau ein Herz gefasst und sich tatsächlich an das Veterinäramt des Oberbergischen Kreises gewendet, freut sich der Verein. Bei solchen Sicherstellungen übernimmt das Veterinäramt auch die Kosten für Unterbringung und tierärztliche Versorgung.
Dennoch ist es schon vom Personaleinsatz eine Belastung für das Tierheim, so viele Tiere auf einmal aufnehmen zu müssen. Ein paar Wochen werden die Tiere im Heim bleiben müssen, bevor sie so gesund sind, dass sie vermittelt werden können, sagt Angelika Reiser. Wer eine der Katzen bei sich aufnehmen möchte, soll abwarten, bis auf der Vereinshomepage grünes Licht gegeben wird. Oder sich eine andere Katze aussuchen, die dort ohnehin auf ein neues Zuhause wartet.