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Statistik der Polizei für 2021Kriminalität in NRW sinkt weiter – und verlagert sich

Lesezeit 3 Minuten
Reul Kriminalstatistika

Herbert Reul (CDU) stellte die Kriminalitätsstatistik der Polizei für das Jahr 2021 vor. 

Düsseldorf – Die Kriminalität in Nordrhein-Westfalen war laut Statistik des Innenministeriums im vergangenen Jahr auf einem so niedrigen Niveau wie seit 1985 nicht mehr. Mit insgesamt 1,2 Millionen Delikten (minus 1,2 Prozent) gab es zum sechsen Mal in Folge einen Rückgang der Fallzahlen. Die Aufklärungsquote stieg auf 53,6 Prozent – die zweitbeste, die jemals für NRW erfasst wurde.

NRW ist sicherer

„Fakt ist: Nordrhein-Westfalen ist sicherer geworden. Das ist ein gutes Zeugnis für die Arbeit der Polizei“, sagte Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montag in Düsseldorf. Allerdings räumte er auch ein: „In manchen Bereichen hat uns auch Corona in die Karten gespielt.“

Vor allem beim Wohnungseinbruchsdiebstahl verzeichnete man einen weiteren Rückgang um 25 Prozent und liegt mit rund 18500 Fällen inzwischen auf dem niedrigsten Wert seit mehr als 40 Jahren. Gegenüber 2015, als in NRW eine Debatte über die innere Sicherheit tobte, ist die Zahl der Wohnungseinbrüche sogar um mehr als 70 Prozent zurückgegangen.

Mord und Totschlag gingen um 17,2 Prozent auf ein Zehn-Jahres-Tief zurück. Straftaten zum Nachteil älterer Menschen sanken um fast ein Fünftel. Straftaten mit Messern als Tatwaffe gingen um 5,8 Prozent zurück. In diesem Bereich sei der Anteil nichtdeutscher Verdächtiger mit 42,6 Prozent besonders hoch, so Reul. Auch bei Straßenkriminalität und Raub hat das Land im Jahr 2021 historische Tiefstände erreicht.

Dies führen Experten zu einem Gutteil auf die Corona-Kontaktbeschränkungen zurück: Homeoffice, gestrichene Urlaube und abgesagte Großveranstaltungen ließen weniger Gelegenheiten für klassische Deliktarten. Zudem habe die geschlossene Balkanroute viele Wege für reisende Banden aus Osteuropa versperrt.

Immer mehr gesprengte Geldautomaten

Als „Hausaufgabe“ der Sicherheitsbehörden sieht Innenminister Reul etwa das weiter wachsende Problem von Geldautomaten-Sprengungen. Allein in diesem Jahr wurden landesweit bereits 38 Geräte gewaltsam geöffnet – im Vergleich zum Vorjahreszeitpunkt ein Plus von mehr als 500 Prozent. Inzwischen würden ohne Rücksicht auf Verluste „halbe Hauswände“ weggesprengt, so der Innenminister: „Das kann so nicht weitergehen.“ Mit den Banken solle jetzt nach Lösungen gesucht werden, da man nicht jede Nacht einen Polizisten neben die 11000 Geldautomaten in NRW stellen könne. (tb)

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) verwies allerdings auf eine immer stärkere Verlagerung von Straftaten ins Internet hin, die im Zahlenwerk des Innenministeriums nicht so deutlich sichtbar werde: „Ein Rückgang der Kriminalstatistik bedeutet nicht automatisch, dass die Menschen tatsächlich in größerer Sicherheit leben.“ Reul machte aus dieser Entwicklung jedoch keinen Hehl: So sei allein die registrierte Computerkriminalität um 24 Prozent auf über 30000 Fälle gestiegen. „Die Kriminalitätsverschiebung in den digitalen Raum wird auch nach der Pandemie nicht zu stoppen sein“, sagte der Innenminister voraus.

Demgegenüber verzeichnete das Land einen starken Anstieg bei Fällen von Kinderpornografie (plus 137 Prozent) und Kindesmissbrauch (23,2 Prozent). „Wir suchen mehr, wir finden mehr“, erklärte Reul dazu. Die Aufklärungsquote liege hier bei 90 Prozent. Der bundesweite beachtete Ermittlungsschwerpunkt in NRW habe offenbar ein erhebliches Dunkelfeld erhellt: Die hohen Zuwachsraten bei den Fällen bezeichnete Reul deshalb als „Leistungsquote der Polizei“.

Mehr als verdoppelt haben sich 2021 auch die Fälle von Geldwäsche, fast vervierfacht die erfassten Fälle illegalen Glücksspiels. „Geldwäsche und Glücksspiel sind die klassischen Betätigungsfelder der Organisierten Kriminalität – sowohl von Clankriminellen als auch der Mafia“, sagte Reul. Der Anstieg sei hier vor allem auf die verstärkten Kontrollen der Polizei zurückzuführen. (mit dpa)