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Studienvertreter warnenSparzwang erreicht die Unis in NRW

Lesezeit 3 Minuten
Studentinnen und Studenten sitzen während einer Vorlesung in einem Hörsaal.

Studentinnen und Studenten sitzen während einer Vorlesung in einem Hörsaal.

NRW-Universitäten müssen sparen: Ab 2026 drohen Kürzungen von 255 Millionen Euro. Studierendenvertreter warnen vor verschlechterten Studienbedingungen.

Die Landesregierung spricht von „Konsolidierung“, Studierendenvertreter warnen vor einem „Kahlschlag“. Fest steht: Die Universitäten und die Hochschulen für Angewandte Wissenschaften (HAW, früher: Fachhochschulen) in NRW werden in den kommenden Jahren sparen müssen, weil der Staat mit weniger Einnahmen rechnet.

Der Zusammenschluss der Studierendenvertretungen in NRW (LAT, Landes-Asten-Treffen) sieht schwere Zeiten auf Studierende und Lehrende zukommen: „Die geplanten Kürzungen kommen einem bildungspolitischen Kahlschlag gleich“, schreibt Debora Eller, Koordinatorin des Landes-Asten-Treffens, in einer Mitteilung.

Die Zahlen, die das LAT zusammen mit der bundesweiten Studierendenvertretung „fzs“ verbreitet, sind alarmierend: Demnach sollen die Unis und Fachhochschulen in NRW ab 2026 mit einer um 255 Millionen Euro gekürzten Grundfinanzierung klarkommen – immerhin rund fünf Prozent ihres Haushaltes. Außerdem plane NRW, sich an den Rücklagen der Hochschulen zu bedienen: Eine „einmalige Abgabe“ in Höhe von 240 Millionen Euro sei im Gespräch.

Bis zu acht Prozent der Stellen in Gefahr

Sollte es tatsächlich so kommen, müssten die Hochschulen zwischen sieben und acht Prozent ihrer Stellen kürzen, was zu einer deutlichen Verschlechterung der Studienbedingungen führen würde, unken die Studierendenvertreter. NRW habe heute schon die schlechteste Hochschul-Betreuungsquote in Deutschland, so Debora Eller. Damit ist gemeint, wie viele Lehrkräfte es für wie viele Studierende gibt. Diese Betreuungsrelation lag zuletzt in NRW bei 1:83, im bundesweiten Schnitt bei 1:61.

Im Kern scheinen die Warnungen der Studierenden vor einem Sparkurs zu stimmen. Die Landesregierung dementiert sie nicht, nennt allerdings keine konkreten Zahlen. Über den Haushalt 2026 werde erst im Sommer und Herbst beraten, erst dann werde es Klarheit darüber geben, mit wie viel Geld die Unis künftig auskommen sollen.

Ein Sprecher des NRW-Wissenschaftsministeriums spricht von „Kosolidierungsnotwendigkeiten“, die sämtliche Ressorts in der Landesregierung beträfen, nicht nur die Wissenschaft. Bund, Länder und Gemeinden müssten sich auf sinkende Einnahmen einstellen. Die „Konsolidierung“ berühre in der Tat sowohl die Grundfinanzierung als auch die Rücklagen der Universitäten und HAW.

Sinkende Studierenden-Zahlen in NRW

Der Landesrechnungshof NRW hat im vergangenen Jahr kritisiert, dass die Rücklagen der 29 Unis und Fachhochschulen zwischen 2017 und 2021 von rund 1,2 auf rund 2,1 Milliarden Euro angewachsen seien. Noch etwas liefert den Befürwortern eines Sparkurses Argumente: Die Zahl der Studierenden in NRW sinkt leicht – Im Wintersemester um 1,1 Prozent auf 702.000.

Ein Hochschullehrer aus dem Ruhrgebiet sagte unserer Redaktion, man könne nicht von insgesamt zu hohen Rücklagen der Unis in NRW sprechen. „Manche haben wirklich was auf der hohen Kante, andere mussten in den vergangenen Jahren schon eisern sparen.“

Eine Arbeitsgruppe mit Vertreterinnen und Vertretern der Hochschulen und der NRW-Regierung soll nun „im Lichte einer veränderten Kassenlage“ eine neue Hochschulvereinbarung für fünf Jahre erarbeiten, so der Sprecher des Ministeriums. Die Auswirkungen sollen „so gering wie möglich“ sein.

Die Kunst- und Musikhochschulen sind von den Sparplänen offenbar ausgenommen. Kürzungen würden diese Einrichtungen womöglich existenziell gefährden, heißt es. Laut der Landesregierung bekommen alle Hochschulen in NRW im laufenden Jahr sogar 107,2 Millionen Euro mehr Geld vom Land als im Jahr 2024.

Die Landes-Asten sind dennoch empört. „Die Art und Weise, wie diese Kürzungen durchgesetzt werden sollen, ist höchst fragwürdig“, kritisiert Debora Eller. „Es ist nicht hinnehmbar, dass über solch drastische Maßnahmen ohne eine breite politische und gesellschaftliche Debatte entschieden wird.“ Die Hochschulen benötigten Planungssicherheit und keine zusätzlichen finanziellen Risiken.

„In ganz Deutschland beobachten wir, dass Bildung immer mehr zur Ware wird, wo an allen Ecken und Enden gekürzt werden kann“, ärgert sich Emmi Kraft, Vorstandsmitglied der bundesweiten Studierendenvertretung „fzs“.