AboAbonnieren

Nach TV-ProtestKriegsgegnerin Owsjannikowa gibt Einblick in Flucht aus Russland

Lesezeit 2 Minuten
Marina Owsjannikowa, ehemalige russische Fernsehjournalistin, mit einem Stift in der Hand.

Die durch Kritik am Ukraine-Krieg bekannt gewordene TV-Journalistin Marina Owsjannikowa hat erstmals Einblick in ihre Flucht aus Russland gegeben.

Mitten in den Nachrichten des russischen Staatsfernsehens löste Owsjannikowa einen Eklat aus: Sie protestierte im Studio mit dem Schild „No War!“.

Die durch Kritik am Ukraine-Krieg bekannt gewordene TV-Journalistin Marina Owsjannikowa hat erstmals Einblick in ihre Flucht aus Russland gegeben. Mit Hilfe der Organisation „Reporter ohne Grenzen“ sei sie kurz vor Beginn eines Prozesses im Oktober aus dem Land geschleust worden, berichtete die 44-Jährige am Freitag in Paris. Gleich zu Beginn habe sie die elektronische Fußfessel weggeworfen, die sie auf Anweisung der Behörden tragen musste.

Insgesamt habe sie sieben Mal das Fahrzeug gewechselt. Das letzte Stück bis zur Grenze habe sie mit ihrer elfjährigen Tochter nachts über Äcker zu Fuß zurückgelegt. Das Bild der Russin ging im März vergangenen Jahres - kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen das Nachbarland - um die Welt. Mitten in den Nachrichten des russischen Staatsfernsehens löste die bis dahin als linientreu geltende Mitarbeiterin des Ersten Kanals einen Eklat aus: Sie protestierte im Studio mit dem Schild „No War!“.

Oswjannikowa protestierte im Live-TV mit dem Schild „No War!“

Über welche Strecke ihr Weg in den Westen führte, sagte Oswjannikowa nicht. Der Generalsekretär von „Reporter ohne Grenzen“, Christophe Deloire, betonte, dass die Flucht nicht von einem Geheimdienst organisiert worden sei. „Ich war mitten in der Propaganda-Blase des Ersten Kanals“, sagte Owsjannikowa nun am Sitz von „Reporter ohne Grenzen“.

Der Krieg sei für sie ein enormer Schock gewesen. „Ich war bereit, diese Blase zu zerstechen.“ Zu Kritik an ihrem Protest sagte sie: „Das Gewissen zählt. Ich habe gehandelt, wie ich es für richtig hielt.“ Den Krieg kommentierte die im ukrainischen Odessa geborene Journalistin mit den Worten: „Ich wünsche den Ukrainern, dass sie siegen gegen das russische Regime und ihr Land zurückgewinnen. Die internationale Gemeinschaft muss sich zur Unterstützung zusammentun.“ (afp)