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Nach HochwasserMassive Zerstörungen in Kall – Ein Toter – Feuerwehr schwer getroffen

Lesezeit 4 Minuten

Das Bürgerhaus in Sötenich ist schwer beschädigt.

Kall – Ein Toter, viele Verletzte, Hunderte überflutete Häuser oder Wohnungen und tonnenweise zerstörter Hausrat an den Straßenrändern zeugen fünf Tage nach der Hochwasserkatastrophe von der Wucht des Unwetters, das am Mittwochabend über Teile der Gemeinde hereinbrach.

Begleitet wurde das Geschehen auch hier vom Ausfall der Strom- und Wasserversorgung sowie des Telefon- und Handynetzes. Ehe das Kabelfernsehen in den betroffenen Regionen des Kreises wieder funktioniert, würden noch mehrere Tage vergehen, hieß es am Montag bei der Vodafone GmbH in Köln. Große Teile der Infrastruktur seien durch das Unwetter zerstört.

Hilferufe bei Gemeindefeuerwehr im Minutentakt

Die Feuerwehrleute der Gemeinde waren am Mittwoch in Anbetracht des drohenden Unwetters in Alarmbereitschaft versetzt worden. Von der bisher noch nie dagewesenen Wucht wurden sie dennoch überrascht. Schwerpunkte am frühen Abend waren die Orte Kall, Sötenich und Urft entlang des Urftbachs, der sich innerhalb kürzester Zeit in einen reißenden Strom verwandelte und über die Ufer trat.

Mehr als zwei Meter hoch stand das Wasser zeitweise im Gerätehaus der Feuerwehr.

In der Koordinierungsstelle der Gemeindefeuerwehr, die im Kaller Gerätehaus eingerichtet war, gingen die Hilferufe betroffener Bürger im Minutentakt ein. Als schließlich der Strom ausfiel und die Überflutung des Kaller Gerätehauses drohte, wurde dieses geräumt. Mit Hilfe des in Kall stationierten Einsatzleitwagens II wurde die Koordinierungsstelle in den hochliegenden Bereich des Ostlandkreuzes verlegt.

Eine weise Entscheidung, denn innerhalb kürzester Zeit stand die Feuerwache über zwei Meter hoch unter Wasser. Etwa 20 vor dem Gerätehaus abgestellte Fahrzeuge der Einsatzkräfte versanken im Hochwasser oder wurden weggespült. Ein Anhänger der Feuerwehr wurde erst zwei Tage später auf einem Dach an der Bahnhofstraße wiedergefunden.

Autos weggeschwemmt und Asphalt ganzer Straßenzüge zerstört

In Urft, Sötenich und Kall erreichten die reißenden Wassermassen eine noch nie dagewesen Höhe. Autos wurden wie Spielzeuge weggeschwemmt, Bäume wie Streichhölzer abgeknickt und der Asphalt ganzer Straßenzüge zerstört. In Sötenich riss die Flut einen Teil des Bürgerhauses weg, die Bahnlinie Köln-Trier war im Bereich der Gemeinde Kall zwischen Urft und Sötenich an vielen Stellen metertief unterspült, sodass es Wochen dauern dürfte, ehe auf dieser Strecke wieder ein Zug fährt. Zwischen Urft und Sötenich spülten die Fluten zu allem Übel unter der Bahnstrecke zwei Weltkriegsbomben frei, die am Donnerstag und Freitag vom Kampfmittelräumdienst entschärft werden mussten.

Zwei Weltkriegsbomben wurden freigespült.

In der Ortsdurchfahrt von Urft blieb nicht ein einziges Haus von den Fluten verschont. Die Löschgruppe Wahlen verlor beim Einsatz in Urft ihr Löschfahrzeug, die Feuerwehrleute blieben unversehrt.

In Kall wurden der Aschen- als auch der Rasenplatz des Kaller SC zerstört, ebenso die Tennisplätze des TV Kall. Von dem neuen Bahnhofsvorplatz in der Ortsmitte blieb nur eine Stein-Schlamm- und Geröllwüste.

Ministerin Scharrenbach bei Besuch am Freitag entsetzt über die Ausmaße

Am Freitag machte sich Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung, auf den Weg in die Region, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Ganz bewusst kam sie ohne große Entourage und lange Vorankündigung – es sollte auf keinen Fall der Eindruck eines Wahlkampftermins entstehen.

Mit den Betroffenen sprach Ministerin Ina Scharrenbach bei ihrem Besuch am Freitag in Kall.

Zusammen mit Bürgermeister Hermann-Josef Esser, dessen Vertreter Michael Heller und Gemeindewehrleiter Harald Heinen machte die Ministerin zu Fuß einen Rundgang durch Kall. Sie sprach mit geschädigten Bürgern und war sichtlich betroffen. Beim Anblick der Verwüstungen im Ort und der Zerstörungen am Rathaus zeigte sich Scharrenbach entsetzt. „Jetzt gilt es, erst mal alles aufzuräumen, und dann kriegen wir das wieder gemeinsam hin“, so die Ministerin.

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Schnelle und effiziente Hilfe

Gemeinsam anpacken ist in den Tagen nach der Katastrophe auch in Kall die Devise.

Nach der Katastrophe ist auch in Kall die Hilfsbereitschaft groß. Nicht nur die Kaller packen mit an, wo eben Hilfe gefragt ist. Auch aus den höher gelegenen und damit kaum betroffenen Orten kommen die Menschen und helfen. Es werden keine langen Einsatzpläne geschrieben, man fragt und legt los. Etwa 30 Freiwillige waren es alleine, die die Feuerwehr beim Entrümpeln und Reinigen des Gerätehauses unterstützten. Löschzugführer Daniel Rütz war berührt von der großen Hilfe, die geleistet wird.

Und auch für die zerstörte Einsatzkleidung der Kaller sowie für das Löschfahrzeug der Wahlener gab es schnell Ersatz. Eine Werkfeuerwehr aus Düsseldorf, in deren Leitstelle der Krekeler Thorsten Züll seinen Dienst versieht, hatte auf dessen Bitte spontan 30 Einsatzuniformen zur Verfügung gestellt. Diese wurden am Sonntag von Züll in Düsseldorf abgeholt Am Montagmittag brachte die Werkfeuerwehr auch noch ein Ersatz-Löschfahrzeug für die Wahlener.