AboAbonnieren

Messerangriffe in KanadaEin Tatverdächtiger tot aufgefunden

Lesezeit 3 Minuten
Kanada 060922

Ermittler versammeln sich vor einem der Tatorte in Kanada.

Regina – Einen Tag nach den Messerangriffen mit zehn Todesopfern im ländlichen Kanada hat die Polizei einen der beiden verdächtigen Brüder tot aufgefunden. „Er hatte sichtbare Wunden, von denen wir im Moment nicht glauben, dass er sie sich selbst zugefügt hat“, sagte die leitende Ermittlerin Rhonda Blackmore am Montag (Ortszeit) in Regina, der Hauptstadt der Provinz Saskatchewan.

Die Leiche des 31-Jährigen habe in hochgewachsenem Gras im Indigenen-Reservat James Smith Cree Nation gelegen, in der Nähe eines Hauses, in dem die Polizei ermittelte.

Kanada: Zweiter Verdächtiger noch flüchtig

Der Verbleib des zweiten Verdächtigen, seines ein Jahr jüngeren Bruders, ist laut Polizei ungeklärt. Die Ermittler gehen davon aus, dass er verletzt ist und medizinische Hilfe suchen könnte. Sie wollten weder bestätigen noch ausschließen, dass er am Tod des älteren Bruders beteiligt war. Zum Motiv für die Gräueltaten machte die Polizei weiter keine Angaben.

Polizei Kanada

Pressekonferenz der Polizei in Regina 

Die Ermittler vermuten, dass die beiden Brüder für die Bluttaten an zwei Orten in Saskatchewan - im Reservat James Smith Cree Nation und im Dorf Weldon - verantwortlich sind. Dabei wurden zehn Opfer getötet und 18 verletzt.

Verdächtiger hat bereits Straftaten begangen

Dem jüngeren Bruder werden auf Basis des Ermittlungsstands vom Montagnachmittag (Ortszeit) Mord in drei Fällen und versuchter Mord in einem weiteren Fall vorgeworfen. Zusätzliche Anklagepunkte seien wahrscheinlich, erklärte die Polizei. Der Verdächtige habe ein „längliches Vorstrafenregister“, sagte Blackmore.

Nach dem Mann wird verstärkt auch in Regina gesucht, das rund 300 Kilometer südlich des Reservats liegt. Nach den Taten am Sonntag hatte die Polizei die Fahndung in drei Bundesstaaten im Zentrum Kanadas aufgenommen. Sasketchewan, Alberta und Manitoba sind von der Fläche her fünf Mal so groß wie Deutschland.

Opfer in Indigenen-Gemeinde „James Smith Cree Nation“

Am Montag waren die Opfer seien an zwei Orten in Saskatchewan angegriffen worden - im für indigene Einwohner ausgewiesenen Reservat „James Smith Cree Nation“ und im Dorf Weldon. Der erste Notruf war am Morgen um 5.40 Uhr eingegangen, in den darauffolgenden Minuten seien weitere Angriffe von Tatorten in der Nähe gemeldet worden.

Kurz nach sieben Uhr hatte die Polizei eine erste Warnung an die Bevölkerung herausgegeben. Die gewählten Vorsitzenden des Reservats riefen den Notstand aus.

Justin Trudeau zeigt sich schockiert

Kanadas Premierminister Justin Trudeau zeigte sich schockiert. „Die heutigen Angriffe in Saskatchewan sind schrecklich und herzzerreißend. Ich bin in Gedanken bei denen, die einen geliebten Menschen verloren haben, und bei denen, die verletzt wurden“, schrieb Trudeau auf Twitter. „Wir beobachten die Situation genau und bitten alle, die aktuellen Informationen der örtlichen Behörden zu verfolgen. Ich danke allen tapferen Ersthelfern für ihren Einsatz vor Ort“, sagte sie am Montag.

Messerstecherei Kanada

Einer der Tatorte einer Messerstecherei in Weldon, Saskatchewan. 

Der Premierminister der Provinz sprach im Namen seiner Regierung sein Beileid aus. „Ganz Saskatchewan trauert mit den Opfern und ihren Angehörigen“, schrieb Scott Moe von der konservativen Saskatchewan-Partei auf Twitter. Der kanadische Minister für öffentliche Sicherheit, Marco Mendicino, teilte mit, die Polizei in Saskatchewan setze alle verfügbaren Ressourcen für die Suche nach den beiden Verdächtigen ein und werde die Öffentlichkeit über die weitere Entwicklung auf dem Laufenden halten. (dpa)