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Zen-Kommunität in MechernichMeditieren im Turm von Schloss Wachendorf

Lesezeit 4 Minuten

Die Verbindung von christlicher und asiatischer Mystik zeigen die schlichten hölzernen Zeichen hinter Taiku Güttler Roshi. Er verband sie mit einem goldenen Ring.

Mechernich-Wachendorf – Jeden Sonntag um zehn Minuten vor 12 ertönt in Wachendorf die Friedensglocke. Sie steht auf dem Gelände des Schlosses, rechts vom Gebäude vor dem Eingang zum Zen-Tempel.

„Kakunen Ji“ steht an der Tür, was „Offene Weite“ bedeutet. Öffnet man die alte, schwere Holztür, gelangt man zunächst in einen dunklen Flur und mag sich fragen, wo die offene Weite hier denn wohl zu finden sei.

Doch je weiter man nach oben geht, desto klarer, freier und ruhiger wird die Atmosphäre. Seit 30 Jahren hat die Zen-Kommunität ihren Sitz im Turm von Schloss Wachendorf. Dieser Geist hat die Räumlichkeiten geprägt und ist für jeden Besucher eine Wohltat.

Vor der Gründung zog Taiku Güttler Roshi, der im bürgerlichen Leben Helmut Franz Güttler heißt, durch die Lande und suchte nach einem Gebäude, in dem er Raum für seine spirituelle Arbeit finden konnte.

Damals beherbergte Familie Müller von Blumencron in ihrem Schloss das buddhistische Kamalashila-Institut.

Doch zunächst war Taiku nicht allzu begeistert und sah nicht wirklich gute Bedingungen für Stille und Klarheit, die im Zen zentral sind. „Dann kam Yesche, der Geschäftsführer des Instituts, im Garten auf mich zu und fragte mich: Willst du nicht was im Turm machen?“, erinnert sich Taiku Güttler Roshi.

Obwohl der in sehr marodem Zustand war, unterschrieb der Zen-Meister den Mietvertrag.

Der Boden im Dachgeschoss war übersät mit Vogeldreck, der Putz fiel von den Wänden und das Ganze hatte noch „keine klare Richtung“. Viel Arbeit war zu tun, denn das Budget war knapp. „Bei uns wird alles in Eigenleistung gemacht“, so Taiku. Zum Glück sind genug Zen-Anhänger handwerklich begabt.

Am 1. Juni 1986 war es dann so weit: im Zendo, dem Zen-Übungsraum, fand die erste Sitzung unter Taikus Leitung statt. „Einzigartig war, dass Buddhisten und ein Zen-Tempel unter einem Dach angesiedelt waren. Wir hatten eine klare Trennung, aber auch eine hervorragende Zusammenarbeit. Wir haben uns immer wieder ausgetauscht. Sogar Schüler haben wir ausgetauscht“, berichtet der lebhafte Taiku Güttler Roshi amüsiert.

Den Unterschied zwischen beiden Richtungen beschreibt er so: „Im tibetischen Buddhismus gibt es viele Belehrungen durch möglichst hochrangige Lehrer. Üppige Zeremonien mit vielen Klängen, beispielsweise durch Gesänge, Trommeln und Trompeten bilden einen klaren Kontrast zur Stille des Zen.“

1998 gründete Taiku darüber hinaus die erste unabhängige Zen-Gemeinschaft „Kakunen taisei zen shu“ mit dem Zen-Tempel „Kakunen Ji“.

Taikus Lehrer Haradha Roshi aus Japan segnete den Tempel auf Schloss Wachendorf. Als das Kamalashila-Institut aus dem Schloss auszog, hatten vorübergehend neue Mieter etwas anderes mit dem Gebäude einschließlich des Turms vor. Der Sitz des Zentrums schien gefährdet, doch das Problem war bald vom Tisch.

Die Räume des Zen-Tempels tragen Taikus Handschrift. Er verbindet christliche Mystik mit der asiatischen. 1937 in Herne im Ruhrgebiet geboren, wuchs er in einer katholischen Bergarbeiter-Familie auf.

Nicht immer ganz harmonisch verlief seine Zeit bei den Nonnen im katholischen Kindergarten, doch als er später die Erste Heilige Kommunion empfing, schwebte er zwei Wochen lang wie auf Wolken.

Er war glücklich und erlebte einen tiefen Frieden. Sein Entschluss, Priester zu werden, fand in seiner Familie allerdings keine Zustimmung, und so machte er im Leben allerhand Umwege, heiratete, bekam zwei Kinder, einen Enkel und einen Urenkel und fand im Zen seinen spirituellen Weg.

Doch seine Affinität zum Christentum ist im gesamten Haus präsent. „Auf der Suche nach Gott kam ich als guter katholischer Christ auf den Zen.“

Während das Jubiläum zum 20-jährigen Bestehen mit einem großen Fest gefeiert wurde, beging man den 30. Geburtstag in aller Stille. Es wurde intensiv und mit großer Zeremonie meditiert und schließlich mit der Ordination zweier Novizen abgerundet. Rund 25 Personen nahmen daran teil. Es waren Mitglieder des Ordens mit ihren Angehörigen.

Damit der Geist frei wird, herrscht im Zen-Zentrum Ordnung. Dienstpläne regeln im Refektorium den Rahmen der Übungen, zum Beispiel das Schlagen eines Holzbrettes namens Moppan zu Beginn der Übung. Dies hat im Laufe der Jahre schon eine tiefe Mulde bekommen.

„Wenn das Brett durchgeschlagen ist, ist jeder erleuchtet“, scherzt Taiku Güttler Roshi. Auch für das Schlagen der Glocke gibt es einen Plan. Am vergangenen Sonntag stand Taian (was bedeutet: umfassender, grenzenloser Frieden und Ruhe) bürgerlich Alexander Kopp an der Friedensglocke vor dem Eingang.

Ihr Klang begleitet die letzten zehn Minuten der Sitzung und wird dann um 12 Uhr vom Geläut der Wachendorfer Kapelle abgelöst.

Zen-Übungen gibt es jeden Donnerstag von 19 bis 21 Uhr und sonntags von 9 bis 12 Uhr. Die Übungen sind kostenlos und für jedermann zugänglich.

Die Teilnehmer an den Zen-Übungen repräsentieren alle Altersgruppen. Der jüngste Teilnehmer war Abiturient, die Älteste über 70 Jahre. Zwei Drittel sind Männer. „Die sind da stoischer“, bekundet Taiku. „Die Frauen möchten immer gerne eine Lösung“. Aus dem Dorf nahm bisher nur eine einzige Frau eine Weile lang teil.

Außerdem gibt es ein vielfältiges Jahresprogramm. „Werbung machen wir nicht“, erklärt Taian. „Wer uns sucht, findet uns.“

www.kakunen-zen.de