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ProtestZwei Monate nach Demo in Mechernich erstattet Greenpeace Strafanzeige gegen Hochwald

Lesezeit 4 Minuten
Mehrere Demonstranten stehen vor und sitzen auf einem Lkw, auf dem das „Hochwald“-Logo angebracht ist. Sie halten Plakate mit der Aufschrift „Tierleid stoppen“ hoch, eine Demonstrantin trägt ein Bärenkostüm, wie es aus der früheren Werbung von „Bärenmarke“ bekannt ist.

Mit der Protestaktion im März am Mechernicher Werk von Hochwald sorgte Greenpeace für Aufsehen.

Greenpeace wirft dem Unternehmen Beihilfe zur Tierquälerei vor: Hochwald kaufe Milch, die von Kühen stammt, die nicht artgerecht gehalten würden.

Gut zweieinhalb Monate, nachdem Aktivisten von Greenpeace bei einer Protestaktion die Türme des Molkerei-Betriebs Hochwald in Mechernich bestiegen und ein Riesenbanner mit der Aufschrift „Achtung Tierleid“ angebracht hatten, gibt die Umweltorganisation nun bekannt, Strafanzeige gegen Hochwald bei der Staatsanwaltschaft Trier erstattet zu haben – wegen des Vorwurfs der Beihilfe zur Tierquälerei. Die Staatsanwaltschaft Trier bestätigte den Eingang der Strafanzeige.

Wie bereits bei der Protestaktion im März, beruft sich Greenpeace dabei auf Bilder, die auf 23 Lieferhöfen des Unternehmens gemacht und der Umweltorganisation zugespielt worden seien. Bei einer Online-Pressekonferenz von Greenpeace am Donnerstagmittag wurden Bilder gezeigt, die Kühe in Anbindehaltung zeigen.

Die Kreisverwaltung Euskirchen weiß nicht, um welche Betriebe es geht

Auch Fotos abrissreifer Ställe sowie von verdreckten Kühen, die sehr wenig Platz haben, zeigte Greenpeace. Die Milch dieser Kühe werde von Hochwald für das Produkt „Bärenmarke“ verarbeitet, so Greenpeace.

Die Kühe könnten sich kaum bewegen, seien verdreckt und wiesen Hautschäden auf. „Wenn angeborene Verhaltensweisen anhaltend und erheblich eingeschränkt werden, wie es bei der Anbindehaltung der Fall ist, ist auch davon auszugehen, dass dies mit erheblichen und andauernden Leiden verbunden ist“, erklärte dazu die Tierärztin Claudia Preuß-Ueberschär in der Pressekonferenz von Greenpeace: „Die saisonale Anbindehaltung ändert nichts an dem Leiden der Tiere. Ein betonierter Laufhof kann die Weide nicht ersetzen.“

Die Höfe, von denen die Bilder stammen sollen, belieferten die Bärenmarke-Werke in Mechernich (Nordrhein-Westfalen) und Hungen (Hessen), gab Greenpeace bekannt. Zwölf davon befänden sich in Nordrhein-Westfalen, einige auch im Kreis Euskirchen.

Tierärztin geht von „andauernden Leiden“ der Kühe aus

Die Kreisverwaltung erklärte auf Anfrage, dass die milchliefernden Tierbestände im Kreis Euskirchen regelmäßig kontrolliert werden. „Wenn Mängel festgestellt werden, drohen – je nach Fall – Bußgelder oder strafrechtliche Konsequenzen“, erklärte Kreissprecher Wolfgang Andres.

Die von Greenpeace dargestellten Fotos ließen sich „bedauerlicherweise weder zeitlich noch örtlich konkreten Betrieben zuordnen“, so Andres: „Im Rahmen von möglichen Tierschutzanzeigen haben uns diese Bilder leider auch nicht erreicht. Sobald uns konkrete Angaben vorliegen, werden wir den Vorwürfen selbstverständlich nachgehen.“

Lasse van Aken, bei Greenpeace für den Bereich Landwirtschaft zuständig, sagte am Donnerstag: „Bärenmarke wegen Beihilfe zur Tierquälerei anzuzeigen, ist längst überfällig.“ Kühe gehörten auf die Weide, das schone das Klima und erhalte die Artenvielfalt.

Greenpeace will die Politik und Öffentlichkeit sensibilisieren

Greenpeace-Juristin Anja Popp begründete das juristische Vorgehen: „Wer einem Tier vorsätzlich länger anhaltende, erhebliche Schmerzen und Leiden zufügt, macht sich der Tierquälerei strafbar.“ Es liege auf der Hand, so Popp, dass ein Tier, das nicht in der Lage sei, seine natürlichen Grundbedürfnisse zu befriedigen, unter diesen Umständen leide.

„Indem Bärenmarke wissentlich Milch aus Anbindehaltung einkauft, fördert das Unternehmen die Tierquälerei und trägt zur Aufrechterhaltung einer nicht mit Art. 20a GG vereinbaren Haltungsform bei“, so die Anwältin. Gegen die Höfe, auf denen die laut Greenpeace unhaltbaren Zustände herrschen sollen, wolle die Umweltorganisation nicht vorgehen, so van Aken.

Keine Stellungnahmen der Firma Hochwald zu den Vorwürfen

Es gehe nicht darum, den kleinen Höfen zu schaden, sondern darum, dass sie ausreichend Geld für ihre Produkte erhielten, damit sie ihre Tiere artgerecht halten können. „Kühe gehören auf die Weide“, sagte van Aken. Er machte auch deutlich, dass Greenpeace mit der Strafanzeige erneut Öffentlichkeit und Politik über die aus ihrer Sicht unhaltbaren Zustände aufmerksam machen möchte.

Während der Demo im März hatte die Polizei Ermittlungen gegen Aktivisten wegen möglichen Hausfriedensbruch aufgenommen und den Staatsschutz eingeschaltet. Neuigkeiten gebe es aber nicht, sagte van Aken am Donnerstag: „Sie ermitteln und unsere Anwälte kümmern sich drum.“ Auch seine Personalien seien bei der Aktion im März aufgenommen worden.

Dabei waren etwa am Morgen des 7. März etwa 15 Aktivisten auf die Milchsilotürme gestiegen. Einige verbrachten die Nacht auf den Türmen. Auf dem Parkplatz wurde im März ein Milch-Lkw mit dem Logo von Hochwald von weiteren Demonstranten gekapert.

Blitzschnell hatten sie den Wagen mit dreieckigen „Achtung Tierleid“-Aufklebern versehen. Einige Aktivisten kletterten auf den Wagen, andere präsentierten davor Plakate. Eine Demonstrantin spazierte im Bärenkostüm umher – als Persiflage auf die Werbefigur von „Bärenmarke“, einem Produkt der Firma Hochwald.

Die Firma Hochwald reagierte am Donnerstag   nicht auf Anfragen der Redaktion.