Im Vorfeld der Inszenierung der St.-Martins-Geschichte mit großem Martinsfeuer wurden Rübenlaternen gebastelt und Wecken gebacken.
Laternen, Wecken und Feuer2400 Menschen besuchten Martinszug im Freilichtmuseum Kommern
Aufgeregt wanderten die Blicke von Melanie über die Köpfe der umstehenden Personen. Sie hatte auf den Schultern ihres Vaters Nils Platz genommen, um die Ankunft des St. Martin und den Start des Martinszugs nicht zu verpassen.
Als sie den sagenumwobenen Soldaten schließlich auf dem Rücken seines Rosses erblickte, wäre die Fünfjährige vor lauter Schreck fast von ihrem Sitzplatz heruntergepurzelt. „Da ist er und er hat einen ganz komischen Hut auf“, berichtete Melanie ihrem Vater von dem römischen Kopfschmuck des St. Martin.
Bald schon hatten sich rund 2400 Besucher auf dem freien Platz in der Baugruppe Westerwald versammelt, die am Sonntagabend allesamt den Umzug und das große Martinsfeuer im LVR-Freilichtmuseum Kommern miterleben wollten.
Mechernich: LVR-Freilichtmuseum Kommern veranstaltete Martinszug
„Wir haben im Internet von der Veranstaltung erfahren und extra unser verlängertes Wochenende hier nach Kommern verlegt“, berichtete Familienvater Peter, der mit seinem Nachwuchs aus Brüssel ins Freilichtmuseum gekommen war: „Gestern haben Jan und Zoe hier schon eigene Laternen aus Zuckerrüben geschnitzt, die sie jetzt beim Umzug tragen werden.“
Stolz reckten die Neunjährige und ihr dreijähriger Bruder bei diesen Worten die mit einer kleinen Kerze beleuchteten Ergebnisse ihrer Arbeit in die Luft, bevor sie sich dem langsam durch das Museumsgelände marschierenden Tross anschlossen.
Laternen, Gesang und Gänse begleiteten den Martinszug
Begleitet von fünf Musikgruppen, setzte sich der Zug auf ein Zeichen des St. Martin in Bewegung. Dank der insgesamt 200 verteilten Textheftchen konnten die Zugteilnehmer nicht nur die bekannten Titel wie „Ich geh' mit meiner Laterne“ oder „Laterne, Laterne“, sondern auch vielerorts in Vergessenheit geratene Musikstücke mitsingen.
„Heute steht das Museum selbst nicht wirklich im Mittelpunkt, sondern dient eher als schöne Kulisse. Es ist unser Anspruch, den Martinszug in einer historischen Weise darzustellen, wie er auch in der Zeit unserer Baugruppen hätte stattfinden können“, erklärte der wissenschaftliche Referent Daniel Manner: „Dazu gehören die Laternen aus Futterrüben, die man hier basteln konnte und die früher oft das einzige Material waren, das den Menschen nach der Ernte für dieses Fest zur Verfügung stand, genauso wie das historische Liedgut.“
Auch die Martinsgänse, die dem namensgebenden Protagonisten der Legende nach vor seiner Weihe zum Bischof von Tours ein sehr zweifelhaftes Versteck in ihrem Stall boten und wie damals auch den Umzug am Sonntag mit wildem Geschnatter begleiteten, waren Teil des Trosses.
Nach dem Zug erwartete die Besucher ein großes Martinsfeuer
Am Zielort, dem Marktplatz Rheinland, erwartete die Zugteilnehmer bereits das große, die Nacht erhellende Martinsfeuer. Während noch die letzten Klänge der Musikgruppen verhallten, setzte sich Karl-Heinz Hucklenbroich in der Rolle des St. Martin bereits in Richtung der armen Bettlerin (Jennifer Zimmermann) in Bewegung, um mit ihr getreu der Geschichte seinen Mantel zu teilen.
Fasziniert verfolgten auch Melanie und Vater Nils das Schauspiel, das vom Nachwuchs begeistert kommentiert wurde. „Von unserer Position konnten wir leider nicht viel verstehen, aber Melanie hat mir sehr genau erzählt, was gerade passiert“, so Vater Nils lachend.
St. Martin verteilte im Freilichtmuseum 1300 Weckmänner
Zur Belohnung nach dieser kleinen Geschichtsstunde verteilte St. Martin insgesamt 1300 Weckmänner, die zu großen Teilen im alten Backes der Museumsbäckerei entstanden waren. „Vier Tage lang stand Achim Möhrer vor dem Ofen, um dieser riesigen Bestellung nachzukommen“, berichtete Manner.
Die freudestrahlenden Gesichter der kleinen Museumsbesucher zeigten, dass sich die Arbeit ausgezahlt hatte und die beliebten Leckereien einen gelungenen Abschluss des Martinszuges bildeten.