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Benefizauftritt in KönigswinterProfitlich trotzt Parkinson mit Boxsport

Lesezeit 4 Minuten

Der Comedian Markus Maria Profitlich trainiert im Mojo-Institut Parkinson-Boxen.

Königswinter – Markus Maria Profitlich boxt! Nicht, dass der „physical comedian“ Angst haben müsste, wenn er durch dunkle Gassen geht. Und der Bühnenkünstler betreibt den harten Kampfsport auch nicht als Verteidigungsoption gegen Angriffe. Vielmehr ist es für ihn eine Möglichkeit, etwas gegen seine Parkinson-Erkrankung zu tun. „Bewegung hilft mir, das ist das A und O bei Parkinson“, sagt der 61-Jährige, „50 Prozent Tabletten und 50 Prozent Sport.“

Auf den klassischen Faustkampf ist er durch einen Bericht der Stiftung von Michael J. Fox gekommen. Der US-amerikanische Schauspieler („Zurück in die Zukunft“) leidet schon seit mehr als 25 Jahren an der Krankheit. In Deutschland fand Profitlich lediglich einen Verein, der ein entsprechendes Angebot macht – in Hamburg, ein bisschen weit weg. Also wandte er sich an das Mojo-Institut am Schloss Allner. Das hatte er über das vieldiskutierte Buch „Dumm wie Brot“ kennengelernt, das Weizen in der Nahrung als Gefahr beschreibt. Denn Institutsleiter Gerrit Kieferstein ist als einer der wenigen Ärzte dort aufgeführt.

Profitlich geht in die Kältekammer

Kieferstein bemüht sich um Grundlagen für eine Regenerationsmedizin und einen ganzheitlicheren Ansatz bei chronischen Erkrankungen. „Da haben wir erstmal ein richtig großes Blutbild gemacht“, erinnert sich Profitlich. Ein bisschen kleinlaut räumt er bei den Tipps für die Ernährung ein: „Ich bemühe mich.“ Physiotherapie und Besuche in der Kältekammer für fünf Minuten bei minus 90 Grad macht er schon.

Regelmäßig stellt sich Markus Maria Profitlich in die Kryo-Kammer, fünf Minuten harrt er dort bei minus 90 Grad aus.

Der sportliche Leiter, Sportwissenschaftler David Höhfeld, entwickelte mit Profitlich ein Trainingsprogramm inklusive Boxhandschuhe, Pratzen und Schattenboxen. Seit drei Monaten ist er dabei. „Ich hatte Probleme mit der Schulter, das ist weggegangen“, beschreibt er schnelle Effekte. „Das mache ich auf jeden Fall weiter. Ein toller Nebeneffekt ist: Du wirst deinen ganzen Frust los.“

Auf der Matte steht er Höhfeld gegenüber. Der hält kleine Filzpads in drei Farben in der Hand. Jede steht für eine Kombination von Schlägen. Ohne festgelegte Reihenfolge hebt er sie hoch, Profitlich muss mit der richtigen Abfolge reagieren. Das erfordert Konzentration und fördert die Bewegungskoordination. „Ich muss dabei den Kopf extrem viel benutzen“, schildert der 61-Jährige, „ich habe gemerkt, dass mir das sehr gut tut.“ Das durch die Parkinson-Erkrankung verursachte Zittern verschwindet während der Trainingseinheit komplett.

Derzeit kann er nicht mit Handschuhen trainieren. Denn bei seiner zweiten Sportart hat er sich den Daumen gebrochen. Mit seinem Mountainbike, zugegebenermaßen mit elektrischer Unterstützung, fährt er durch das Siebengebirge, anspruchsvolle Touren inbegriffen. Doch nicht auf einem Trail hat es ihn erwischt, sondern beim Herunterrollen vom Bürgersteig. „Hätte ich das früher als Anlass genommen, mich auszuruhen, bin ich heute ganz heiß darauf, wieder Sport machen zu können.“ Es hat sich viel getan bei Profitlich.

Der Comedian zehrt vom Auftritt in Wölfersheim

„Corona hat total ausgebremst“, sagt er. Eigentlich sollte er gerade an der Ostsee touren. Die Tour wurde kurzfristig abgesagt, nicht wegen gesundheitlicher Gründe. Vor zwei Wochen hatte er einen Auftritt im hessischen Wölfersheim. „Das war unfassbar. Es hat geregnet, aber die Leute blieben sitzen. Da zehre ich heute noch von.“

Dank der Reserven aus der Fernsehzeit ist er bis jetzt gut durchgekommen. Von seinen drei Mitarbeitern musste er zu Jahresbeginn indes zwei entlassen, eine beschäftigt er auf 450-Euro-Basis weiter. Auf der faulen Haut liegt er nicht. „Profitlichs digitale Patientenlösungen“ heißt sein neues Projekt. Er entwickelt Apps für Parkinsonpatienten, die Tipps für den Umgang mit der Erkrankung geben. Außerdem stehen die ersten Auftritte wieder an, mit seinem aktuellen Programm „Das Beste aus 35 Jahren“. Und er macht Benefizveranstaltungen für Hochwasseropfer. In seinem Heimatort plant er die Thomasberger Theatertage.

Der „physical comedian“ geht mit dem sportlichen Leiter des Mojo-Instituts, David Höhfeld, ins Schattenboxen.

Dreimal die Woche aber steht Parkinson-Boxen an. Noch finanzieren die Krankenkassen das nicht. Mit Höhfeld will er zu seiner Versicherung gehen, um sie vom therapeutischen Nutzen des Angebots zu überzeugen. Dabei geht es ihm nicht so sehr um ihn selbst, sondern um die etwa 400.000 an Parkinson Erkrankten in Deutschland.


Thomasberger Theatertage

Die erste Auflage der Thomasberger Theatertage am 4. und 5. September steht bereits. Sie soll den Opfern der Hochwasserkatastrophe zugute kommen. Die Benefizaktion will Markus Maria Profitlich mit dem Kulturverein Lebensart Thomasberg etwa alle drei Monate auflegen, stets in Königswinter-Thomasberg, im Franz-Unterstell- oder, nach der Karnevalsgesellschaft benannt, Strücher-Saal, Obere Straße 8.

Am 4. September tritt Profitlich zwei Mal selbst auf, um 17 und 20 Uhr, mit seinem Programm „Das Beste aus 35 Jahren – Die Jubiläumstour“. Anschließend gibt es Party im und außerhalb des Saals, Eintritt 25 Euro.

Am 5. September gastiert um 15 Uhr das „Kölner Künstler:innentheater“ mit dem Stück „Rufus und die Maus auf der Drehorgel“, Eintritt: sechs Euro. Um 18 Uhr kommt der „Livin Gospel Choir“, der sein Konzert open air gibt, Eintritt 15 Euro.

Karten gibt es beim Thomasberger Lädchen, bei der Strücher KG und bei der Oberpleiser Buchhandlung, der Erlös geht an die Flutopfer. Profitlich empfiehlt: „Die Leute sollen auf jeden Fall Karten kaufen, auch wenn sie nicht kommen.“ (rvg)