Der Wipperfürther Regisseur Lukas Kotthaus dreht seinen dritten Spielfilm unter anderem im Alten Seminar und im Haus am Markt.
Kamera läuftWipperfürths Innenstadt wird zur Filmkulisse
Die Freundinnen am Fenstertisch im Restaurant tauschen ihre Erlebnisse der letzten Wochen aus. Larissa regt sich über ihre Kollegin im Kindergarten auf, redet von Dating und wünscht sich, mal ausschlafen zu können. Sie und ihre Freundin Julia essen Fisch und Salat, trinken Weißwein aus großen Gläsern. Im Hintergrund unterhalten sich weitere Restaurantgäste an weiß gedeckten, mit Kerzen und Blumen dekorierten Tischen. Ein Kellner erkundigt sich, ob die Gäste etwas trinken möchten.
Drittes Projekt des Wipperfürthers Lukas Kotthaus in Spielfilmlänge
Es könnte ein gewöhnlicher Betrieb im neu eröffneten Restaurant des Hotels am Markt in Wipperfürth sein, stünden nicht sechs weitere Leute, ausgestattet mit Kamera, Tonangel und Filmklappe im Raum, während im Barbereich der Rest des Filmteams von „Studio21 Produktion“ auf seinen Einsatz wartet. „Szene zehn, die erste und bitte!“, ruft Regisseur Lukas Kotthaus. Nun, nach mehreren Proben, herrscht volle Konzentration und komplette Ruhe, sodass man das Gespräch der Hauptdarstellerinnen Julia und Larissa, gespielt von Tabea Kötter und Caroline Kötter, hören kann, während die Statisten nur die Lippen bewegen.
Es ist der dritte Film in Spielfilmlänge, den Lukas Kotthaus aus Wipperfürth als Regisseur, Drehbuchautor und Produzent mit seinem Helferteam in Oberberg und Umgebung dreht. Im selbst geschriebenen Drehbuch zur Liebes-Drama-Komödie „Kein Wort für die Liebe“ muss Julia nach dem tödlichen Verkehrsunfall ihres Freundes mit Hilfe von Larissa zurück ins Leben finden. Auf einem Gestüt lernt Julia schließlich Mathias kennen, dem sie näher kommt. Wären da nicht Hindernisse wie die Tatsache, dass Mathias taub und die Kommunikation schwierig ist.
„Ich thematisiere gerne Randgruppen, soziale und gesellschaftliche Probleme in meinen Filmen“, sagt Kotthaus. Das verbindet die Filmproduktion mit seinem Studium, denn der 24-jährige studiert nicht etwa Theater oder Film, sondern Sonderpädagogik und Gebärdensprache. Die Filmproduktion liegt ihm seit Jahren am Herzen, er selbst zieht seine Erfahrung an Filmsets aus Jobs als Tonangler bei einem Kölner Studio. Bei der Frage nach der beruflichen Zukunft muss er lachen: „Es läuft beides nebeneinander Film und Studium, wer weiß wo ich in fünf Jahren stehe.“
Zunächst aber müssen die 20 angesetzten Drehtage bewältigt werden. Ein großer organisatorischer Aufwand, schließlich muss alles rund laufen. „Es ist wie bei einem großen Familientreffen“, beschreibt Kotthaus die Stimmung am Set, „supercool bis ordentlich stressig.“ Jeder muss seinen Text wissen, die Kameraeinstellung stimmen, das Licht ebenfalls, die Requisiten an Ort und Stelle stehen, der Zeitplan ohne großen Verzug eingehalten werden. Und dazu Darsteller, die am Anfang ihrer Schauspielkarriere stehen oder noch nie vor einer Kamera standen und viele freiwillige Helfer im Team der Studio-21-Produktion.
Caroline Kötter, die kurz vor der Szene noch mal ihren Text durchgegangen ist, erzählt, wie sie zu ihrer Rolle gekommen ist: „Lukas ist ein guter Freund und hat mich gefragt, ob ich mitspielen möchte. Da ich selbst in der Ausbildung zur Erzieherin bin, passt das natürlich mit der Rolle der Larissa.“ Das Budget ist niedrig, die Leidenschaft aller am Set umso größer. Dankbar ist Kotthaus besonders für Sponsoren oder Drehorte, wie das Restaurant im Hotel am Mark, die Weinbar oder das Alte Seminar, die ihm für den Dreh kostenfrei zur Verfügung gestellt wurden.
Für Klaus Ortlieb, der als erfahrener Hotelier seit kurzem das Hotel am Markt leitet, stand es außer Frage, die Räume dem Filmteam zu überlassen. „Ich habe schon viele Filme in meinen Hotels drehen lassen. Ich finde es immer gut, wenn kreative Leute kommen, das sind Gäste, die wir gerne haben.“ Da die letzten Drehtage erst für Anfang Juni 2024 angesetzt sind, gibt es noch kein Datum für die Veröffentlichung, angesetzt sei aber der Winter 2024.
Dafür erscheint Lukas Kotthaus aktueller Film „Wann immer ich die Sonne sehe“, ein Drama über die Liebe zweier junger Frauen, am 9. November im Kino Seven in Gummersbach. Auch Tickets für die Premiere am 21. Oktober sind noch erhältlich.