FreilichtmuseumDörrofen in Lindlar konserviert wie zu Uromas Zeiten
Lindlar – Herbstzeit ist Obstzeit – doch frisches Obst hält sich nur begrenzte Zeit. Um so wichtiger war früher das Obstdörren, um auch im Winter Vitamine zur Verfügung zu haben. Das Dörren zieht sich über ein bis zwei Tage hin, beim Temperaturen um die 50 Grad Celsius wird dem Obst Feuchtigkeit entzogen, um es haltbar zu machen. Durch den niedrigen Wassergehalt finden Bakterien und Schimmelpilze nur schlecht einen Nährboden.
Wann und wo?
Das Obstwiesenfest
Im Lindlarer Freilichtmuseum findet am Sonntag, 2. Oktober, von 10 bis 18 Uhr das Obstwiesenfest statt. Und dabei wird auch der Dörrofen in der Scheune Rösrath-Großhecken in Betrieb genommen.
Ein bunter Markt bietet viele Produkte aus der Region an, nebst fachkundiger Beratung. Bei der Obstsortenschau gibt es unbekannte Sorten zu entdecken, Besucher können auch Sorten aus dem eigenen Garten bestimmen lassen oder die mobile Saftpresse nutzen. Außerdem gibt es ein Familienprogramm mit Mitmachaktionen für Kinder. Um 13 Uhr startet der Erntedankzug des Heimatvereins Hohkeppel im Museumsgelände.
Gedörrt wurden vor allem Äpfel und Birnen, außerdem Zwetschgen, Pflaumen und Kirschen. Aber auch Pilze, Erbsen und Bohnen, Küchenkräuter und sogar Kohl wurden im Dörrofen haltbar gemacht. Durch das Dörren ändern sich Aussehen, Geschmack und Gewicht. Aus 100 Kilo Wirtschaftsäpfeln werden zehn bis 15 Kilo getrocknete Äpfel. Dafür verwendete man in der Regel kein Tafelobst, sondern Wirtschaftsäpfel.
Konservierungsart Dörren erlebt Renaissance
Maja Dachtera ist Volontärin im Freilichtmuseum und hat sich mit der Geschichte der Mehrzweckscheune Rösrath-Großhecken und deren großem Dörrofen beschäftigt. Die Scheune war einst Teil einer Hofanlage, zu der auch Streuobstwiesen mit Apfel-, Birnen- und Pflaumenbäumen gehörten.
Alltag aus vergangener Zeit
Die Serie
Hinter den Kulissen und in den einzelnen Häusern des Freilichtmuseums des Landschaftsverbands Rheinland in Lindlar schlummern unzählige Alltagsgegenstände aus vergangener Zeit, die heute fast vergessen sind.
Jeden Monat stellen wir einzelne deser Objekte gemeinsam mit dem Lindlarer Freilichtmuseum in der Rubrik „Bergisches Zeitzeichen“ vor. Heute geht es um den Dörrofen in der Mehrzweckscheune aus Rösrath-Großhecken.
Das Gebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert und verfügte über mehrere, für die Landwirtschaft wichtige Räume: Ställe, ein Abort, Werkstatt, Backstube mit Backofen, eine Obstpresse und eine große Obstdarre. Dieser Dörrofen blieb bis in die 1920er Jahre in Betrieb. Die Hurden – das sind Roste, die in den Ofen geschoben und während des Dörrens immer wieder umgesetzt wurden – fassen rund 300 Kilogramm Pflaumen.
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Dörren war eine zeitaufwendige, anstrengende Arbeit, die in der Regel von Frauen durchgeführt wurde. Im 20. Jahrhundert verbreiteten sich Kühlschränke und Tiefkühltruhen und lösten das Dörren ab. Frisches Obst ist heute in den Läden ganzjährig erhältlich. In den vergangenen Jahren erlebte die fast vergessene Konservierungsart jedoch eine kleine Renaissance, statt Öfen kommen heute meist Dörrautomaten zum Einsatz.