Leichlinger AnstößeKölner Weihbischof nennt AfD und Christsein unvereinbar

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Weihbischof Ansgar Puff im Pfarrsaal von Sankt Johannes Baptist

Weihbischof Ansgar Puff im Pfarrsaal von Sankt Johannes Baptist

Christsein aber gleichzeitig die Partei AfD wählen ist unvereinbar – um diesen Beschluss der deutschen Bischofskonferenz ging es in Leichlingen.

Wer sich als Christ begreift, kann die rechtsextreme Partei AfD nicht wählen. Dieser Unvereinbarkeitsbeschluss der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz war am Dienstagabend bei den „Leichlinger Anstößen“ das – mit Blick auf die Europawahl am Sonntag – sehr aktuelle Thema. Weihbischof Ansgar Puff aus Köln erläuterte im Pfarrsaal von St. Johannes Baptist das Papier der deutschen Bischöfe und suchte das Gespräch mit dem Publikum.

„Das Papier kam zwar im Februar raus, aber gerade aus aktuellem Anlass wegen der kommenden Europawahl ist es wichtig über die verschiedenen aktuellen Ströme in Deutschland ins Gespräch zu kommen“, erklärte Elmar Funken vom katholischen Bildungswerk, der gemeinsam mit Wolfgang Severing vom Gemeinderat die Leichlinger Anstöße organisiert. Zu Beginn der Veranstaltung war der Raum zwar voll. Allerdings hatten sich die Veranstalter und auch Puff erhofft, dass noch mehr jüngere Menschen zu dem Abend kommen würden. In Deutschland dürfen am 9. Juni zum ersten Mal auch Jugendliche ab 16 Jahren an der Europawahl teilnehmen.

In einer Präsentation der wichtigsten Thesen des Papiers, thematisierte Puff vor allem die Begrifflichkeiten Rechtspopulismus und Rechtsextremismus sowie deren Unterschiede. Zudem könne die Kirche in Deutschland eine starke Radikalisierung aufgrund einer Vielzahl von Krisen beobachten, die die Bevölkerung in Angst und Unruhe versetzen und durch die sie sich auch bedroht fühlt. Daraus resultierend komme es zur Abgrenzung und Ausgrenzung ethnischer Gruppen, obwohl die Solidarität als Leitidee der deutschen Verfassung besteht.

Kritik an Ausschluss der AfD vom Kirchentag

Nach dieser kurzen Erläuterung dauerte es nicht lange und ein erster Anwesender meldete sich. Ihm leuchtete zwar ein, dass Kirche versuchen wolle, mit AfD-Wählern ins Gespräch zu kommen, um sie zu bekehren, doch erschloss sich es ihm gleichzeitig nicht, warum dann die Partei der AfD nicht zum Kirchentag in Erfurt eingeladen wurde. Puff erwiderte, dass mit der AFD oftmals kein sachlicher Dialog möglich sei und es des Öfteren zu Eskalationen komme.

Auf den Kommentar, dass die Grünen, als eine Partei, die für die Abreibung und damit gegen den Lebensschutz sind, anders als die AfD zum Katholikentag eingeladen werde, obwohl der Lebensschutz ein Kernelement des Glaubens darstellt, hatte Puff eine klare Antwort: „Bei jeder Partei gibt es Teilbereiche, mit denen ich persönlich nicht übereinstimme. Das ist so bei den Grünen, CDU/CSU, FDP und auch den Linken. Würde ich also über all diese Unstimmigkeiten nicht hinwegschauen, dann könnte ich gar keine Partei mehr wählen, aber wir leben in einer Demokratie und dieses politische System lebt nun mal von meiner Stimme. Der große Unterschied liegt darin, dass bei den anderen Parteien die Grundbasis stimmt, was bei der AfD leider nicht der Fall ist.“ Puff distanzierte sich aber von Aussagen wie „Wir hassen die AfD“, die in der Vergangenheit von einzelnen Bischöfen zu hören waren. Die Kirche sollte sich nicht mit Hass gegen etwas stellten, so Puff.

Puff bezog sich zum Abschluss auf Papst Franziskus. Er gehe davon ausgehe, dass dieser eine Vision für eine neue solidarische Welt habe. Dafür könne aber keine Lösung gefunden werden, wenn wir Europäer weiterhin nur auf unseren Wohlstand bestehen. Puff rief dazu auf, mit dem Teilen anzufangen.

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