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JahresrückblickFlucht und Migration erreichen Leichlingen mit voller Wucht

Lesezeit 4 Minuten
Luidmyla Yurchuk (rechts), Lehrerin aus der Ukraine, und Regina Meller, Leichlinger Lehrerin, unterrichten vier ukrainische Schüler der vierten Klasse an der Katholischen Grundschule Kirchstraße in Leichlingen.

Luidmyla Yurchuk (rechts), Lehrerin aus der Ukraine, und Regina Meller, Leichlinger Lehrerin, unterrichten ukrainische Schüler an der Katholischen Grundschule Kirchstraße in Leichlingen. Infolge des Krieges in der Ukraine leben weiterhin Hunderte Menschen von dort in der Stadt sowie Menschen aus 28 weiteren Nationen.

Wie Leichlingens Bürgermeister Frank Steffes auf das Jahr 2023 zurück blickt - und was 2024 kommt.

Es hätte ein vergleichsweise ruhiges Jahr für Frank Steffes werden können. Wenn es so etwas für einen Bürgermeister überhaupt gibt. Aber eigentlich, so sagt Steffes zum Jahresrückblick und Ausblick auf 2024, sei er seit seinem Amtsantritt immer im Krisenmodus. Und obwohl die Coronapandemie in diesem noch laufenden Jahr eine immer kleinere Rolle gespielt hat, ist der Bürgermeister weit davon entfernt, von einem ruhigen Jahr zu sprechen. Und vermutlich wird es in genau einem Jahr wieder so sein.

Die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine spürt Leichlingen wie alle anderen Kommunen auch. 675 Asylbewerber befänden sich derzeit in der Blütenstadt, so der Bürgermeister. Etwa die Hälfte davon kommt aus der Ukraine. Insgesamt haben Migrantinnen und Migranten 29 verschiedene Nationalitäten. Etwa zehn weitere pro Woche kämen derzeit dazu. Laut Zuweisungsquote müsste die Stadt noch 137 weitere Menschen aufnehmen. Aber der Platz wird immer weniger.

„Wahrscheinlich müssen wir wieder auf Container zurückgreifen“, sagt Steffes. Etwa 50 Menschen, die sich bereits in Leichlingen befinden, müssten anderweitig untergebracht werden. Dabei geht es um die Geflüchteten, die bislang im Umkleidegebäude in der Balker Aue leben und solche aus dem Pilgerheim Weltersbach.

Wahrscheinlich müssen wir wieder auf Container zurückgreifen
Bürgermeister Frank Steffes

Auch die zweite Unterkunft an der Friedensstraße müsse saniert werden. „Die Unterbringung der Geflüchteten ist eine große Herausforderung“, sagt der Bürgermeister. Und auch wenn Leichlingen das bisher einigermaßen gut gemanagt habe, werde das auch im kommenden Jahr eine große Herausforderung bleiben. Zumal eine Prognose über die geopolitische Entwicklung der Welt nicht seriös möglich sei.

Auch 2023 spielte die Beseitigung von Flutschäden eine große Rolle

2023 stand und steht in Leichlingen nach wie vor unter anderem in Zeichen der Beseitigung der Flutschäden vom Sommer 2021. So freut sich der Bürgermeister, dass die Sporthalle der Sekundarschule komplett saniert ist, das hat 635.000 Euro gekostet. Die Hausmeisterwohnung und die Werkstatt sind ebenso fertig. Im Rathauskeller wurden alle Brandschutztüren ausgetauscht, das Erdgeschoss der Hauptschule ist provisorisch wiederhergestellt. Die Grundschule Büscherhof nutzt das Gebäude noch bis ins kommende Jahr.

Das Erdgeschoss des früheren Hauptschulgebäudes ist provisorisch wieder nutzbar. Die OGS der Grundschule Büscherhof zieht nach den Sommerferien ein.

Das Erdgeschoss des früheren Hauptschulgebäudes ist provisorisch wieder nutzbar. Die OGS der Grundschule Büscherhof zieht nach den Sommerferien ein.

Danach soll das Erdgeschoss saniert werden, voraussichtlich 2025. 2024 soll die GGS Büscherhof wieder in ihr dann frisch saniertes Gebäude zurückkehren können. Bedingung für die Förderung der Sanierung ist laut Steffes, dass alle Gewerke einzeln ausgeschrieben werden. So soll sichergestellt werden, dass regionale Unternehmen die Aufträge bekommen. Mit einem Generalunternehmen hätte man keine Kontrolle darüber. Die Einzelvergabe kostet allerdings Zeit.

Zukunft des Schulzentrums Am Hammer ist offene Frage

Noch nicht klar ist, wie es mit dem Schulzentrum Am Hammer weitergeht. Dort waren erhöhte PCB-Werte festgestellt worden. Die PCB-Sanierung der Sekundarschule hat in diesem Jahr begonnen. „Wir stehen grundsätzlich vor der Frage Sanierung oder Neubau.“ Derzeit würden die Messungen in den probesanierten Räumen vorgenommen. „Ich bin ehrlich gesagt aber skeptisch, den Zielwert zu erreichen“, sagt der Bürgermeister. Die PCB-Konzentration muss für eine weitere Nutzung unter einem bestimmten Wert liegen.

Fast fertig ist die neue Zweifachsporthalle in der Balker Aue. Die soll im ersten Quartal 2024 eröffnet werden. Inzwischen eingetrudelt ist der Förderbescheid für die Butterküche in Witzhelden. Die Stadt hat das Gebäude inzwischen gekauft, im kommenden Jahr soll es dann losgehen mit der Errichtung eines Bürgerzentrums in Witzhelden. Im Bürgerhaus, der „guten Stube“, wie Steffes das Haus nennt, sind diverse Innensanierungen fertig. Parkett, Stuck, Türen – all das konnte in diesem Jahr noch abgearbeitet werden. Im kommenden Jahr geht es dann an die Fassade und ans Dach.

Witzheldener InHK-Projekte

Die Butterküche soll Witzheldens Bürgerzentrum werden.

Ein echtes „Vorzeigeprojekt“ sei das 2023 wieder eröffnete Blütenbad. Fotovoltaik, Wärmepumpe – in Sachen Nachhaltigkeit sei das Bad sehr gut aufgestellt. Im kommenden Jahr soll das Freibad eröffnet werden. Der alte Stadtpark ist umgestaltet, mit dem Weihnachtsmarkt soll dort in Kürze die erste Veranstaltung stattfinden, der neue Stadtpark ist ebenfalls fast fertig. Endlich kommen soll auch die neue Henley-Brücke nach Jahren der Verzögerung. Darauf freut sich der Bürgermeister nach eigener Aussage ganz besonders.

Seit Wochen kämpft die Verwaltung mit den Folgen des Cyberangriffs auf den kommunalen IT-Dienstleister „Südwestfalen IT“ (SIT). Bürgermeister Steffes hofft, dass im ersten Quartal des kommenden Jahres alles wieder wie gewohnt laufe. Das dauere aber noch an, weil die SIT bestimmte Vorgänge Schritt für Schritt wieder ans Laufen bringe.

Frank Steffes wiederholte aber deutlich sein Vorhaben, demnächst auf mehrere Dienstleister zu setzen, um das Risiko zu minimieren. Neben der SIT arbeitet die Stadt mit einem weiteren bereits zusammen, sodass der Schaden durch den Cyberangriff im Vergleich zu anderen Kommunen noch gering war. Derzeit werde dafür ein Konzept erstellt.