Mit ihrer Körpersprache wollen am 8. März 100 Leichlingerinnen ein Zeichen gegen Gewalt an Frauen setzen, dazu trainieren sie jetzt schon fleißig einen Flashmob.
Flashmob im BrückerfeldZum Weltfrauentag wollen Leichlingerinnen die Ketten sprengen
„No more excuses, no more abuses“ heißt es unter anderem in „Break the chain“, einem Lied, das die US-Amerikanische Musikerin Tena Clark anlässlich des V-Day geschrieben hatte. Der V-Day ist eine umgedeutete Form des Valentinstages, das „V“ kann in diesem Fall für violence, voices oder victory (auf Deutsch: Gewalt, Stimmen oder Sieg) stehen. Es geht darum, auf Gewalt an Frauen und Mädchen aufmerksam zu machen.
Am 14. Februar organisieren sich unzählige Frauen in der Bewegung „One Billion Rising“ (zu Deutsch: eine Milliarde steht auf) und tanzen den Flashmob zu „Break the chain“. Zum ersten Mal in diesem Jahr gibt es auch eine Aufführung in Leichlingen, hier allerdings nicht am V-Day, das sei organisatorisch noch nicht möglich gewesen, erklärt die Gleichstellungsbeauftragte Nadja Kischka-Wellhäußer, „außerdem ist es hier im Rheinland schwierig, ein Event auf den Aschermittwoch zu legen.“ Dafür ist der Flashmob nun für den internationalen Frauentag am 8. März um 15 Uhr am Brückerfeld geplant.
„Und tip und tip, eins, zwei, drei, rechts und rechts, Seite, tip, tip“, gibt Tanzlehrerin Eva Körber Anweisungen. An diesem Samstagmittag proben die neun Frauen für den Flashmob. Es ist eine offene Probestunde, jeder ist herzlich eingeladen. Am Tag der Aufführung sollen dann rund 100 Leichlingerinnen mittanzen. Der Großteil der Tänzerinnen stammt aus Körbers Tanzschule, sie kennen die Choreografie also schon. „Wir haben die Choreo so vereinfacht, dass sie möglichst inklusiv ist, alle können mitmachen – Kinder bis Seniorinnen“, so Nadja Kischka-Wellhäußer. Sie habe Tanzschulen und Oberstufenkurse für den Flashmob angefragt und hoffe zudem auf Mund-zu-Mund-Propaganda.
Leichlingen: Belarussin verbindet den 8. März mit ihrer Heimat
Über diesen Weg hat auch eine Dame aus Belarus von der Aktion erfahren und sich entschieden, mitzumachen. Es erinnert sie ein wenig an ihre Heimat. „In Belarus wird der 8. März groß gefeiert, da sind die Frauen die Heldinnen des Tages, zwar nicht so auf den Straßen, aber in den Familien“, sagt sie. „In Belarus ist es schwierig mit den Frauenrechten, da sie in das ganze rechtliche Problem der Menschenrechte eingebunden sind. Es ist ganz schwer, ohne irgendwelche Konsequenzen seine Meinung zu äußern und sich querzustellen“, erklärt sie und bittet darum, anonym zu bleiben. Das gemeinsame Tanzen verbinde, der Flashmob trage dazu bei, gesehen und beachtet zu werden.
Für das Umsetzen der Bewegung in Leichlingen erhält Nadja Kischka-Wellhäußer viel Zuspruch. „Ist ja toll, was du wieder auf die Beine stellst“, lobt sie eine Tänzerin. Die Freiwilligen sind hoch motiviert, manche haben sich sogar einen Spickzettel mit den Bewegungsabläufen gemacht, um bloß keine Fehler zu tanzen.„Der Einsatz ist einfach toll“, findet Eva Körber.
Mit der Choreografie wollen die Frauen etwas ganz Bestimmtes zum Ausdruck bringen. „Wenn Frauen, die so harmlos, so ganz normal aussehen, solche Bewegungen machen, sich so viel Raum nehmen, dann setzt das ein Zeichen. Frauen wird häufig beigebracht, sich kleinzumachen, sie sollen nicht breitbeinig sitzen, keine Schulterpolster tragen, sie werden klein gehalten“, erklärt Kischka-Wellhäußer. Über die Körpersprache hinaus mache das Tanzen auch einfach Spaß und führe zu einem Gefühl von Zusammengehörigkeit.
Beonders eine Botschaft ist den Frauen wichtig: „Ich möchte Frauen vermitteln, dass sie das Selbstbewusstsein haben dürfen, ‚Nein‘ zu sagen“, sagt eine Seniorin, „ich habe immer versucht, meine Tochter stark zu machen: Du darfst ‚Nein‘ sagen auch zum Vorgesetzten und zum Nachbarn.“ Nadja Kischka-Wellhäußer fügt noch hinzu: „Oft widerfährt Frauen auch Psychoterror, Machtdemonstrationen sind sehr vielfältig und man erkennt sie nicht gleich.“
Eine weitere kostenfreie Probestunde für den Flashmob findet am 24. Februar von elf bis 13 Uhr im Weyermannsaal des Bürgerhauses am Hammer in Leichlingen statt.