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Weniger Künstler als sonstBei den Kunsttagen Rhein-Erft in der Abtei Brauweiler wird Vielfalt sichtbar

Lesezeit 3 Minuten
Zwei Jungs stehen zwischen bunten Skulpturen.

„Viva la vida“, lebe das Leben – Die farbenfrohen Skulpturen des Künstlers Ernesto Marques fanden Tom und Leo Koch aus Bedburg cool.

Mit einem stimmungsvollen Abend wurden die Kunsttage Rhein-Erft in Pulheim eröffnet. Allerdings stellen dieses Jahr nur halb so viele Künstler wie sonst aus.

„Sind Sie der Künstler?“ Diese Frage war in der Abtei Brauweiler am Wochenende immer wieder zu hören. Und ja, das war er. Ernesto Marques stand glücklich inmitten seiner unübersehbaren bunten Skulpturen aus Glasfaser auf dem Prälaturhof.

„Viva la vida“, lebe das Leben, heißt sein inspirierendes Werk, das immer wieder für Aufsehen sorgte. Tom (6) und Leo Koch (9) aus Bedburg fanden die Figuren „cool“ und imitierten deren Körperhaltung. „Ich habe in den Figuren den Zeitgeist junger Leute nachempfunden“, sagte Ernesto Marques. „Ihre lässige, gechillte Körperhaltung und auch die bunte Vielfalt der heutigen Zeit.“

Aus 140 Künstlern wählten die Veranstalter 25 aus

Besucher Marcel Patrice Soyer schaute genauer hin. „Er hat den Figuren Leben eingehaucht“, sagte er. „Ich spüre, was sie denken.“ Das ist es, was die Kunsttage in der Abtei seit vielen Jahren zu einem ganz besonderen Erlebnis macht: Der angeregte Dialog zwischen Kunstschaffenden und Kunstinteressierten. Und die herausragende Qualität der ausgestellten Exponate, die auch in diesem Jahr die Abtei Brauweiler zu einem einzigartigen Ausstellungsort machen. Aus etwa 140 Bewerbungen zeitgenössischer Kunstschaffender hat die Jury 25 hochklassige Künstlerinnen und Künstler aus unterschiedlichen Genres ausgewählt.

Eine Frau guckt sich ein Bild, auf dem ein Mann zu sehen ist, der ein Bild anguckt.

Bilder, ‚die von Sehrnsüchten, Abgründen, verborgenen Verbindungen und Geheimnissen erzählen‘, liefert Ina Kohlschovski.

Dass in diesem Jahr aufgrund der Sanierungsarbeiten für die Feier zum 1000-jährigen Bestehen der Abtei 2024 nur 25 Künstlerinnen und Künstler ausstellen konnten, machte den Besuchern nichts aus. „Ich komme jedes Jahr nach Brauweiler. Die Exponate sind aufregend und ich bin immer wieder überrascht, auf welche Ideen die Künstler so kommen“, sagte Anna Köllen und betrachtete die Ölbilder der Künstlerin Ina Kohlschovsky.

Kunst zum Anfassen in der Abtei

Gemälde, die von Sehnsüchten, Abgründen und Geheimnissen erzählen. „Heut ist Dramenwahl“, stand auf der Palette der Malerin und Streetart-Künstlerin Susanne Beucher. Ihre großformatigen Werke kommen zunächst fröhlich, aber auch anarchistisch daher. Eine Comicfigur mit Holzbein, ein Kind mit Knarre… „Das finde ich spannend“, sagte Alexandra Steege. „Eine interessante Vielfalt, die bunten Farben sind ansprechend.“ Nebenan gab es nicht nur riesige gestrickte Wolken aus Seidenpapier der Künstlerin Ines Baumgart, auch konnten die Besucherinnen ein grobgestricktes weißes Kleid anprobieren.

Kunst zum Anfassen, Elke Arlt aus Bornheim fand das super. Und während Hobbyfotograf Manfred Moog aus Köln-Esch die Plastik „Welt-Retter“ des Bildhauers Winfried Gille im Prälaturhof von allen Seiten fotografierte, überlegte sich Anette Claren aus Brauweiler, ob die Stele eines Frauenporträts aus Bronzeguss von Leif-Erik Voss wohl in ihr Speisezimmer passt. Und im benachbarten kaethe:k Künstlerhaus am Guidelplatz führten Künstler mit Einschränkungen wie Merten Fellmann und Firat Tagal selbst durch ihr offenes Atelier.

„Bei diesen Kunsttagen in und um die Abtei kann man wunderbar innehalten“, befand Nina Bärschneider aus Köln. „Das ist ein toller Rahmen für zeitgenössische Kunst.“ Das freute auch Engelbert Schmitz, den Leiter des Kulturamtes des Rhein-Erft-Kreises.

„Die 36. Kunsttage finden von 7. bis 8. September 2024 statt“, sagte er. „Dann aber wieder mit mehr Kunstschaffenden und Ausstellungen auch im Marienhof und Kreuzgang der Abtei.“