Zwei Königinnen der HerzenÜber die Schicksale von Grace Kelly und Diana Spencer
Köln – Seit Mitte der 1970er Jahre fuhr ich jährlich mit meinem Filmseminar zu einem deutsch-französischen Studienaustausch nach Monaco. Als großer Grace Kelly-Fan sah ich mir an den freien Abenden natürlich die alten Filme der „Königin von Hollywood“ an, die dort permanent im Kino liefen. Mit einem kleinen Schönheitsfehler: Fürst Rainer hatte alle Kussszenen rausschneiden lassen. Prinzessin Grace sollte nur ihm gehören.
Ab 1983 wurden diese nostalgischen Kinoabende von melancholisch-wehmütigen Fahrten zu jener Serpentinen-Kurve oberhalb von Monaco abgelöst, in der Grace am 13. September 1982 tödlich verunglückt war. Fünfzehn Jahre später sollte Diana, die „Princess of Wales“, ein ähnliches tragisches Schicksal ereilen: Sie starb am 31. August 1997 bei einem Autounfall in Paris. Die beiden Todestage jähren sich zum 25. – beziehungsweise 40. Mal.
Traurigen Daten als Anlass
Der Münchener Filmpublizist Thilo Wydra hat diese traurigen Daten zum Anlass genommen, um über zwei Prinzessinnen ein Buch zu schreiben, die sich im März 1981 das erste mal begegneten und kurz vor dem Beginn einer wunderbaren Freundschaft standen, wie Dianas letzter Brief 1982 an Grace ahnen lässt. Er ist als Faksimile im Buch abgedruckt und zeugt von Wydras akribischen Recherchen, die ja auch schon seine früheren Bücher über Romy Schneider und Ingrid Bergman auszeichneten.
Im ersten Teil seiner Doppel-Biographie entführt er uns in die „Kindheit und Jugend“ der beiden Ikonen, wobei sein Blick nicht der eines Paparazzi über die Gartenzäune der Schönen und Reichen ist.
Viele Interviews mit Zeitzeugen
Wydra versucht durch viele Interviews mit Zeitzeugen die Parallelen beider Lebensläufe herauszuarbeiten, die besonders dadurch geprägt waren, dass sie zeitlebens dazu verdammt waren, Rollenmustern zu genügen. Im privaten wie im öffentlichen Raum. Dass bei Grace Kelly noch der lustvolle Umgang mit Filmrollen dazu kam, schildert er sehr eindringlich im zweiten Teil („ Die Jahre der Erfüllung oder: Zwischenzeiten“), wo er Grace – von unerfüllter Liebe überschattete – Zusammenarbeit mit Hitchcock (1947-1956) noch einmal aufleben lässt.
Da liest sich Wydras Biographie wie ein spannendes Drehbuch, schlägt seine Affinität zu filmischer Dramaturgie voll durch. Der dritte Teil („Sich Nahestehen“) erinnert dann eher an ein nie verfilmtes Buch, verfängt sich allzu sehr im „Wunsch als Vater des Gedanken“. Obwohl man den Traum gerne mit zu Ende geträumt hätte.
Aus dem reist uns dann Wydra im vierten Teil („Die letzten Jahre“) mit seinen dramatischen und detaillierten Schilderungen der bis heute nie ganz aufgeklärten „Todesfahrten“ heraus, die zwei „Königinnen der Herzen“ aus dem Leben gerissen haben. Eine spannendes und bewegendes Buch, das gleichzeitig auch ein Stück Kultur- und Zeitgeschichte ist.Thilo Wydra, „Grace Kelly, Diana Spencer – Zwei Frauen, Zwei Leben, Ein Schicksal“, Heyne, 384 S. , 22 Euro