Das Wallraf-Richartz-Museum zeigt erstmals eine private Barocksammlung mit Bildern niederländischer und flämischer Meister.
Wallraf-Richartz-Museum in KölnSchau „Sammlerträume“ zeigt hochkarätige Werke niederländischer Meister
Der Papagei verrät einen amourösen Unterton, aber es bleibt rätselhaft: Ist es der Musiklehrer, der Familienfreund oder gar der Verführer, der seine Laute mit einem versunkenen Lächeln zupft, während die junge Frau die Tasten des kleinen Cembalos schlägt?
Vielfach kopiert
Der niederländische Maler Willem van Mieris (1662 – 1747) aus Leiden schuf mit „Das Duett“ ein beliebtes Bildmotiv, das vielfach kopiert wurde. Der Fantasie des Betrachters ließen so auch Meister wie Jan Vermeer freien Lauf. Erstmals zeigt das WRM eine private Barocksammlung mit rund 40 Gemälden und einer Auswahl aus 150 Zeichnungen, die in kenntnisreicher Sammler seit den 1970er Jahren bis Anfang des neuen Jahrtausends zusammentrug. Sein Name bleibt anonym, was das Geheimnisvolle noch steigert.
Im Fenstersaal lässt das WRM nun in ein Kabinett blicken, das so einige Meister des niederländischen und flämischen Malerolymps des 17. Jahrhunderts vereint – darunter Jan Brueghel der Ältere, Jacob van Ruisdael, Willem Kalf, David Terniers II und Gerrit Dou. Im 17. Jahrhundert revolutionierten sie die niederländische Kunst und allesamt waren es wunderbare Geschichtenerzähler: Zechende Bauern, galante Kavaliere, Winterlandschaften oder Stadt- und Flusspanoramen ziehen den Betrachter hinein in eine Welt, die meist humorvoll aus dem Alltagsleben barocker Lebenslust erzählt.
Stürmisches Veersemeer
Dann zum Beispiel, wenn Jan Steen (1626 – 1679) aus Leiden sein „Schiff von Sint Reyn Uyt“ anlegen lässt. „Da ist eine Kirmes zu sehen. Ein pöbelnder Bauer empört sich über die Reichen, die gerade mit ihrer Lustgondel ankommen“, sagt Kuratorin Anja Sevcik.
Der Sammler, der mit seiner Familie im niederländischen Ferienhaus einen Wohlfühlort gefunden hatte, entdeckte auf den Meisterwerken Ansichten wieder, die ihm vertraut waren. Das Gebäude eines Restaurants am Veersemeer, in das die Familie laut Sevcik gerne ging, erkannte er auf der „Hafenansicht von Veere“ wieder, die der Antwerpener Maler Bonaventura Peeters I (1614 – 1652) in Öl verewigte.
Die Wellen sind wild, aber die Steinhäuser am Hafen scheinen dem Wetter zu trotzen – auch wenn das Wasser noch so schäumt. Die Sammlerleidenschaft war geweckt und mit viel Akribie trug der passionierte Barockkenner Bilder zusammen, die schon zu Lebzeiten das Interesse renommierter Kunsthistoriker weckten. Blumig geriet „Maria mit Jesuskind, Johannes dem Täufer und Hl. Anna, von Engeln umkränzt“ des Brüssler Malers Jan Brueghel I (1568 – 1625). „Es zeigt einen neuen Blick auf die Schöpfung“, sagt Sevcik. Brueghel war für die Girlanden zuständig.
Wissenschaftliche Arbeit
Allerliebst setzte Haendrick van Balen I (1573–1632) aus Antwerpen die Figuren ins Bild. Wie Marcus Dekiert, Direktor des WRM, erklärt, soll die Sammlung erforscht werden. Als Leihgabe bleibt sie die nächsten zehn Jahre mit Option auf Verlängerung im Museum. Ein wissenschaftlicher Band sei geplant.
Bereits jetzt erscheint die druckfrische zweite Auflage des Magazins „Baroque“ , in dem das WRM Aspekte der Ausstellung beleuchtet. Ein Gag: Im Interview kommen auch Kulturdezernent Stefan Charles und Hein Mulders zu Wort, deren Konterfei in einen barocken Bildmodus installiert wurde. Der Opern-Impresario schaut ganzseitig aus dem eingangs beschriebenen Bild „Das Duett“ auf den Betrachter und zupft die Laute.
Blaues Zeichenpapier
150 Zeichnungen der Privatsammlung stellen einen besonderen Schatz dar – manifestierten sich darin doch die ersten Ideen der Bildkomposition. Im Laufe der Schau sollen die Ansichten gewechselt werden. Blau ist das Papier, das ursprünglich als Verpackungsmaterial diente – bis Albrecht Dürer den ästhetischen Reiz entdeckte und es nutzte. (jan)
Bis 21. April, Di. bis So. 10 – 18 Uhr, Obenmarspforten.