Vom Zaungast zum HeadlinerQuerbeat rockt das Kölner Summerjam-Festival
- Cypriss Hill, Motrip & Ali As, GReeeN, die Orsons und allen voran Querbeat.
- Sie alle rockten am Wochenende die Bühnen des beliebten Sommer-Festivals.
- Die Highlights des 34. Summerjams im Norden Kölns.
Köln – Es dürfte ein einzigartiger Aufstieg in der Geschichte des Summerjams gewesen sein: Während sie im vergangenen Jahr das „Everlasting“-Festival, wie sich das größte Reggae-Festival Europas selbst nennt, noch als erste Band Freitags eröffnen durften, standen Querbeat am Samstag als Hauptact der Green Stage auf der Bühne.
Von null auf 100 in nur einem Jahr, das, so Jutta Hackland vom Veranstalter, gab es zuvor tatsächlich noch nie. Dementsprechend ungläubig war die 13-köpfige Brasspop-Band aus Bonn auch. „Das ist schon krass. So richtig können wir das noch gar nicht begreifen“, erklärten Bassist Andy Berger und Posaunist Hubertus Gierse wenige Stunden vor ihrem Heimspiel.
Die Zeit nach dem Soundcheck am Morgen nutzten die Bandmitglieder gleich, um es den Besuchern gleichzutun, und entspannten auf dem Festival-Gelände vor der traumhaften Kulisse des Fühlinger Sees. „Die Stimmung ist einfach super hier – viele von uns waren auch früher oft privat hier“, beschreibt Andy Berger das Summerjam-Feeling. Nicht umsonst lautete das diesjährige Motto „A Way of Life“ – und vom Lebensjeföhl können Kölner ja per se mehr als nur ein Liedchen singen.
Hip-Hop und Reggae von GReeeN
Früher Gast, heute auftretender Künstler – diese Wandlung hat in diesem Jahr auch Pasquale Valentin Denefleh alias GReeeN vollzogen. Der 30-jährige Hip-Hop- und Reggae-Artist, der derzeit mit seinem zweiten Album „Smaragd“ auf dem 6. Platz der nationalen Album-Charts steht, hatte auf dem Festival im Kölner Norden vor Jahren privat das Video für seinen damals ersten Song im markanten jamaikanischen Offbeat („Musikliebe“) gedreht.
Am Samstag brachte er bei seiner Premiere mit einem starken Auftritt die Menge zum Toben, worüber er sich genauso entzückt zeigte, wie über den Umstand, dass sein Künstlername bis auf einem zusätzlichen „e“ perfekt mit dem Bühnennamen harmonierte. Zufälle gibt’s! Neben seinen musikalischen Fähigkeiten stach der sympathische Mannheimer vor allem mit der ungewöhnlichsten wie auch sinnvollsten Werbung heraus: Immer wieder pries er zwischen seinen Liedern, und zwar immer dann, wenn er selbst zur Flasche griff, die Qualität und Wichtigkeit von Wasser an. Wohl wissend, dass gerade unter den jüngeren Besuchern in Partystimmung vergessen wird, dass Wasser und nicht Bier überlebenswichtig ist.
Nura mit Halbplayback-Show
Der Auftritt von GReeeN reihte sich am Wochenende einer ganzen Armada deutschsprachiger Hip-Hop- und Reggae-Artists unter. Wobei nicht jedes Konzert darunter als gelungen bezeichnet werden konnte. Motrip & Ali As begeisterten am Freitag mit sozialkritischen Deutschrap, die Orsons und die 257ers durften dagegen gestern parallel zu Cypress Hill und Reggae-Legende Jimmy Cliff das Festival beenden.
Die Cloud-Rapper Yung Hurn am Freitag und Nura am Samstag dagegen zogen zwar das junge Publikum an wie das Licht die Motten, unter den alteingesessenen Besuchern konnten aber nur wenige etwas mit dem für das Genre so essenziellen Autotune-Sound anfangen.
„Das ist wirklich absolut gar nicht meins“, musste sich etwa Besucher Mike eingestehen, nachdem er sich immerhin ein paar Minuten von der Halbplayback-Show der Berlinerin Nura angeschaut hatte.
Vor der Red Stage, wo zeitgleich die alten Hasen von Dub Inc aus Frankreich ihren internationalen Reggae zelebrierten, wurde der 33-Jährige dagegen schnell zufrieden gestellt.
Max Herre wirkt lustlos
Gäbe es einen Preis für den verschlafensten Konzert-Einstieg – Max Herre hätte dieser am Freitag gebührt. Zwar konnte der Freundeskreis-Frontmann mit Klassikern wie „Esperanto“ und „A-N-N-A“ die Stimmung im Laufe seines Auftritts doch noch herumreißen, der Beginn, den er mit Händen in den Hosentaschen seines Leinenanzugs mit der Anmut eines nassen Kartoffelsacks vollführte, grenzte allerdings schon an Lustlosigkeit. Wäre Max Herre Tennisspieler und Summerjam Wimbledon – der Rapper hätte wohl – wie vor wenigen Tagen Tennisprofi Bernard Tomic – einer Strafe entgegenblicken dürfen.
Besser machten es da Mikayla Simpson alias Koffee und Richie Spice auf der grünen Bühne. Während der 19-jährige weibliche Shooting-Star, der das erste Mal auf dem Summerjam zu Gast war, für die Stimmung unter den Fans ein breites Grinsen und ein „Respekt“ übrig hatte, spielte Richie Spice seine Erfahrung aus 20 Jahren in dem Business aus.
Der leidenschaftliche Auftritt des 47-jährigen Jamaikaners gehörte definitiv zu den frühen Highlights des 34. Summerjams. „Reggae“, wie Spice in einem Interview nach dem Auftritt erklärte, „ist wie ein Herzschlag und eine inspirierende Musik, die auf der ganzen Welt funktioniert.“