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Wer überlebt das Finale?Volker Kutschers letzter „Rath“-Krimi

Lesezeit 4 Minuten
Volker Kutscher

Volker Kutscher veröffentlicht letzten Band seiner Krimi-Reihe.

Tatsächlich kommen in „Rath“, so der Titel des zehnten Bandes, einige Charaktere ums Leben.

Noch wisse er nicht, wer am Ende des zehnten, finalen Gereon-Rath-Romans noch leben werde, verriet Volker Kutscher, als er Ende 2022 Band neun, „Transatlantik“, in Köln vorstellte. Doch man müsse sich fragen, ob die Überlebenden tatsächlich zu beneiden seien, denn: „Ich weiß ja, in was für eine Realität ich die verbleibenden Figuren entlassen muss. Was immer auch ihnen im letzten Buch passiert: Die Jahre, die danach kommen, werden viel schlimmer sein.“

Tatsächlich kommen in „Rath“, so der Titel des zehnten Bandes, einige Charaktere ums Leben. Mit Blick auf die Überlebenden könnte man allerdings den Eindruck bekommen, dass noch nicht alle Geschichten auserzählt sind. Aber Kutscher hatte bereits im Vorfeld klar gemacht, dass der zehnte Band auch der letzte sein werde.

Gereon Rath im Untergrund

„Rath“ spielt im Herbst 1938. Der einstige Kriminalkommissar Gereon Rath lebt seit nunmehr zwei Jahren im Untergrund. Bei einem Schusswechsel 1936 gelang es ihm, seinen eigenen Tod vorzutäuschen und so den neuen Machthabern zu entkommen, denen der aufmüpfige Kriminalbeamte schon länger ein Dorn im Auge war.

Nachdem es ihm im Vorgängerband zunächst gelungen war, sich in die USA abzusetzen, hält er sich nun wieder in Deutschland auf, und zwar nur wenige Kilometer von seiner Heimatstadt Köln entfernt. Dort hatte der junge Gereon, der noch nie ein Blatt vor den Mund nahm, einst den Ärger einiger mächtiger Männer auf sich gezogen, worauf sein Vater seine Verbindungen spielen ließ und ihm eine Stelle in Berlin verschaffte.

Hilfe von Adenauer

Dabei war Rath senior ein Mann behilflich, auf den Gereon auch diesmal zählen kann – und den es tatsächlich gab: Konrad Adenauer. Der alte Duzfreund seines Vaters und ehemalige Oberbürgermeister gehörte zu den ersten, der von den neuen Machthabern aus dem Amt gejagt wurde und ließ sich daraufhin in Rhöndorf nieder. So geschah es auch in der Realität.

Nicht aber, dass außer der Familie Adenauer dort auch ein gewisser „Herr Michalek“ aus dem Sudetenland wohnt, der dem „Alten“ in Haus und Garten zur Hand geht. Michaleks wahrer Name lautet Gereon Rath. Dass er seine sichere Zuflucht jenseits des Atlantiks verließ, hat mit seinem Vater zu tun, der nach einem schweren Schlaganfall jederzeit mit dem Tod rechnen muss.

Charly ermittelt in Berlin

Obwohl das Verhältnis der beiden stets angespannt war und der alte Rath sich seit seiner Erkrankung noch abweisender gebärdet als sonst, weigert Gereon sich, zurück in die USA zu gehen, solange sein Vater noch lebt. Dabei steigt mit jedem Tag, den er länger in Deutschland verweilt, die Gefahr der Enttarnung.

In Berlin sind seine Gegner, allen voran der mittlerweile zum Obersturmbannführer aufgestiegene Sebastian Tornow, nämlich mittlerweile fest davon überzeugt, dass sein Tod vor zwei Jahren nur eine Finte war. Ebenfalls richtig liegen sie mit der Vermutung, dass nicht nur Raths vermeintliche Witwe Charly, sondern auch sein einstiger Kollege Reinhold Gräf etwas über dessen Verbleib wissen.

Zu Charlys Ärger über ihren Mann, der sein Pflichtgefühl über seine und ihre Sicherheit stellt, gesellen sich noch ganz andere Sorgen, die einmal mehr mit ihrem einstigen Ziehsohn Friedrich „Fritze“ Thormann zu tun haben.

Verdacht gegen „Fritze“

Dieser wird verdächtigt, für den Tod zweier Hitlerjungen verantwortlich zu sein. Die Beweise sind so eindeutig, dass Charly schnell klar wird, dass sie manipuliert sein müssen – von niemand anderem als Fritzes neuem Ziehvater, dem linientreuen Wilhelm Rademann.

Offenbar liegt sie mit ihren Vermutungen richtig, denn einige einflussreiche Herren fühlen sich durch Charlys Nachforschungen bedroht und zögern nicht, alle Mittel auszuschöpfen, die die neuen Machthaber für Regimegegner vorsehen. Das bekommt sogar Gereon im fernen Rheinland mit. Unter Lebensgefahr reist er nach Berlin, um seiner Frau zu Hilfe zu eilen …

Finale am 9. November

Am Abend des 9. November 1938 schließlich brennen nicht nur Synagogen und jüdische Geschäfte, auch über die Schicksale vieler Figuren aus dem Rath-Kosmos wird entschieden.

Wie gesagt, einzelne Handlungsfäden ließen sich durchaus noch weitererzählen. Doch im Großen und Ganzen findet die Geschichte ein nachvollziehbares Ende. Zu behaupten, es sei ein zufriedenstellendes Ende, wäre – siehe auch die eingangs genannten Worte des Autors - allerdings vermessen.

Volker Kutscher: Rath. Kriminalroman, Piper, 624 S., 26 Euro.