Der in Köln lebende Erfolgsautor Volker Kutscher hat jüngst den zehnten Band seiner "Gereon-Rath"-Krimireihe veröffentlicht. Die als "Babylon Berlin" verfilmte in den 1930er Jahren spielende Geschichte ist damit laut dem Autor abgeschlossen. Darüber und seine Pläne für die Zukunft spricht Kutscher exklusiv im Rundschau-Interview.
Volker Kutscher im InterviewVom Rundschau-Redakteur zum erfolgreichen Krimi-Autor
Am 24. Oktober erschien „Rath“ – der zehnte und letzte Band von Volker Kutschers in den 1930er Jahren spielenden Krimireihe über Kommissar Gereon Rath. Im Interview mit Daniela Abels spricht er darüber, wie es sich über 20 Jahre mit der Figur lebte und wie seine Pläne für die nähere und fernere Zukunft aussehen.
Herr Kutscher, was für ein Gefühl war es, unter das Manuskript des zehnten Gereon-Rath-Romans „Ende“ zu schreiben?
Es war tatsächlich ein schönes Gefühl. Gleichzeitig ist es der Abschluss eines großen Projektes und ein Abschied, der mir nicht ganz leichtfällt.
Sie haben immer gesagt, dass mit Band zehn Schluss sei. Somit endet das Buch auch mit einem schlüssigen Finale – in dem aber durchaus noch ein paar lose Handlungsfäden übrig bleiben. Da stellt sich schon die Frage, ob Sie sich da nicht doch eine kleine Hintertür offengehalten haben.
Einen Band elf wird es definitiv nicht geben. Es gibt aber ein paar kleinere Projekte, die mich in den nächsten ein, zwei Jahren noch beschäftigen werden und auch mir den Abschied vom Rath-Kosmos etwas erleichtern. So wird es nach „Moabit“ und „Mitte“ eine weitere Zusammenarbeit mit der wunderbaren Illustratorin Kat Menschik geben. Außerdem habe ich in den vergangenen Jahren einige Kurzgeschichten geschrieben, die ich, ergänzt um eine paar neue Texte, gesammelt herausbringen möchte.
Man hört von Belletristik-Autoren immer wieder sinngemäß die Aussage: Ich habe während des Schreibens oft das Gefühl, dass die Figuren die Kontrolle übernehmen und ihre Geschichte selber erzählen wollen. Ging Ihnen das auch so?
Das ist jetzt eine sehr vereinfachte Darstellung. Es ist ja nicht so, dass die Figuren mir diktieren, was ich schreiben soll – leider! (lacht) Vieles ergibt sich einfach aus dem Schreiben heraus. Aber es stimmt schon, dass man merkt, wenn man irgendetwas gegen den Willen der Figuren erzählt. Dann kann es tatsächlich besser sein, noch mal einen Schritt zurück zu gehen und eine andere Entscheidung zu treffen. Wenn ich mit einem Manuskript beginne, stehen das ungefähre Setting und der auslösende Moment, der die Figuren in die Handlung treibt. Davon ausgehend muss ich schauen, wie sie mit der Situation umgehen – und mich manchmal auch selber überraschen lassen, wenn am Ende doch wieder alles ganz anders kommt, als anfangs gedacht.
Spätestens seit der Verfilmung unter dem Titel „Babylon Berlin“ sind die Rath-Romane Kult. Hätten Sie es jemals gewagt, an so etwas zu denken, als Sie vor 20 Jahren am Manuskript für Band eins, „Der nasse Fisch“, saßen?
Sicher macht man sich da so ein paar Gedanken. Also, wenn ich da jetzt einen Verleger dafür finde, was könnte denn im Idealfall daraus werden? Mir ging es damals vor allem darum, bei einem großen, überregionalen Verlag unterzukommen und vom Schreiben leben zu können. Zuvor hatte ich neben meinem Hauptjob als Redakteur bei der Kölnischen Rundschau im Emons Verlag bereits ein paar Regionalkrimis veröffentlicht. Aber bei Gereon Rath war mir sofort klar, dass das ein Projekt war, dem ich mich nur ganz oder gar nicht widmen konnte. Für mich war es daher ein großer Erfolg, als mein Agent nach eineinhalb Jahren endlich einen Verlag fand, der an das Buch und die Idee glaubte.
Noch mal zurück zu „Babylon Berlin“. Es ist ja hinlänglich bekannt, dass eine Verfilmung die Buchvorlage selten eins zu eins nacherzählt. Können Sie da als Autor loslassen und die Serie als eigenständiges Werk akzeptieren, oder hadern Sie auch schon mal mit der Umsetzung?
Mir war ja von vorneherein klar, dass das im Fernsehen anders erzählt wird als im Roman. Und einige Änderungen finde ich auch ich sehr, sehr gelungen. Andere wiederum kann ich nicht ganz nachvollziehen. Grundsätzlich aber macht es mich glücklich, wenn meine Romane andere kreative Menschen inspirieren. Es gibt ja nicht nur die Fernsehserie und die Zusammenarbeit mit Kat Menschik, sondern auch Hörspiele, Theateradaptionen, die tolle Graphic Novel von Arne Jysch und sogar ein Spiel.
In der näheren Zukunft sind Sie noch mit dem Rath-Kosmos befasst. Haben Sie schon Pläne für die Zeit danach?
In den letzten Jahren habe ich alle Ideen, die mir für andere Projekte kamen, notiert und gesammelt. Diese Notizen werde ich beizeiten durchgehen und schauen, welche Idee mich auf Anhieb am meisten anspricht. Das kann wieder ein historischer Krimi sein – oder auch mal etwas ganz anderes.
Volker Kutscher: Rath, Kriminalroman, Piper, 624 Seiten, 26 Euro
Der Autor
Volker Kutscher wurde 1962 in Lindlar geboren und lebt heute in Köln und Berlin. Er studierte Germanistik mit den Nebenfächern Philosophie und Geschichte. Bevor er sich ganz dem belletristischen Schreiben widmete, arbeitete er unter anderem als Journalist für die Kölnische Rundschau. Im Jahr 2007 erschien unter dem Titel „Der nasse Fisch“ der erste Band der Erfolgsreihe um Kommissar Gereon Rath. Unter dem Titel „Babylon Berlin“ wurden bisher drei der Romane als Serie verfilmt.