Er hatte Fans von Frank Sinatra bis Lady Gaga. Nun ist der US-Sänger Tony Bennett im Alter von 96 Jahren gestorben.
Trauer um Tony BennettJazz-Sänger stirbt im Alter von 96 Jahren

Tony Bennett trat wie bis vor wenigen Jahren noch regelmäßig auf - etwa 2019 bei der Eröffnungsfeier des Statue of Liberty Museums.
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Das kann man wohl guten Gewissens das Ende einer Ära nennen: Mit Tony Bennett ist jetzt einer der letzten Sänger gestorben, die auf unnachahmliche Weise Jazz und Pop, Balladen und Swing miteinander kombinieren konnten.
Als Anthony Dominick Benedetto wird er am 3. August 1926 in New York geboren, mit 13 beginnt er öffentlich zu singen. Im Zweiten Weltkrieg landet er in Deutschland, bleibt nach Kriegsende hier als Teil der Besatzungsmacht - und singt weiter. Und er bleibt dabei, als er Mitte der 40er Jahre wieder zurück in die USA kehrt. 1951 landet er seinen ersten Hit „Because of you“, der sich gleich Millionen-fach verkauft. Manches in jenen Jahren ist seicht und schnell abhakbar, anderes wie „Stranger in paradise“ oder „I left my heart in San Francisco“ werden Evergreens.
Nicht zuletzt dank seiner Stimme, die einerseits wunderbar sanft sein kann, andererseits über genügend Wandlungsfähigkeit verfügt, dass auch veritable Jazzer wie Count Basie oder später Bill Evans mit ihm zusammenarbeiten wollen. Höchstes Lob erhält er von seinem Vorbild Frank Sinatra: „For my money, Tony Bennett is the best singer in the business.“ Nicht schlecht von einem der ganz Großen als der beste der Branche bezeichnet zu werden.
Die Glückssträhne hält an, bis er das Schicksal vieler Sängerinnen und Sänger seines Schlages erleidet: Mitte, Ende der 60er Jahre bleiben die Erfolge aus. Pop- und Rockacts übernehmen das Ruder, Bennetts Platte mit tagesaktuellen Hits gehörte für ihn selber zu den musikalischen Tiefpunkten seiner Karriere.
Ende der 70er gehen seine Erfolge gen Null - im Gegensatz zu seinem Kokain-Konsum. Als Retter erscheint sein Sohn Danny auf der Bildfläche, der den Vater ab sofort managt. Und für diesen eine neue Hörerschicht erschließt: Sein Auftritt bei „MTV Unplugged“ gehört sicher zu den Höhepunkten der populären Reihe.
Er ist aber gleichermaßen auch Startschuss für einen musikalischen Brückenschlag: Bennett singt hier mit k.d. lang und Elvis Costello, zwei Vertretern anderer Genres und anderer Generationen. Und so beweist Bennett ein exzellentes Händchen bei der Auswahl seiner Duettpartner und -partnerinnen. Später kommen Aufnahmen mit Amy Winehouse oder Michael Bublé hinzu.
Höhepunkt sind unbestritten die beiden Platten, die er mit Lady Gaga aufnimmt - wobei man gar nicht genau sagen kann, wer von der Kooperation mehr profitiert: die Lady, die hier zeigen kann, dass sie so viel mehr drauf hat als stampfenden Disco-Pop. Oder der Altmeister, der neben dieser Über-Diva des Social-Media-Zeitalters mehr als nur bestehen kann. Die DVD mit dem Konzert der beiden ist ein Zeugnis von aufrichtigem Respekt und überbordender Liebe.
In den letzten Jahren leidet Bennett zunehmend unter Alzheimer, macht dies aber öffentlich und zeigt sich weiterhin regelmäßig bei Facebook. Etwa während er Bilder am Fenster seines Apartments mit Blick auf den Centralpark malt. Ein bescheidener Mensch, ganz bei sich, der auf eine großartige Karriere zurückblicken kann.