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„Das war unerträglich“Til Schweiger äußert sich erstmals ausführlich zu schweren Vorwürfen

Lesezeit 4 Minuten
Schauspieler Til Schweiger, hier bei der Verleihung des Jupiter Award 2023, hat sich in einem Interview Stellung zu den Vorwürfen bezogen. (Archivbild)

Schauspieler Til Schweiger, hier bei der Verleihung des Jupiter Award 2023, hat sich in einem Interview Stellung zu den Vorwürfen bezogen. (Archivbild)

Nach zahlreichen Vorwürfen zum Arbeitsklima beim Dreh der Auto-Komödie „Manta Manta“ war Til Schweiger erstmal abgetaucht. Nun bezieht er Stellung.

Regisseur und Schauspieler Til Schweiger hat sich nach Monaten erstmals ausführlich zu Vorwürfen rund um das Arbeitsklima beim Dreh des „Manta Manta“-Kinofilms geäußert. Mitarbeiter am Set hatten den Regisseur und Hauptdarsteller als teilweise aggressiv beschrieben, er soll alkoholisiert gearbeitet haben und in einem Fall sogar gewalttätig geworden sein – soweit die Anschuldigungen.

Einige dieser Vorwürfe gegen Schauspieler Til Schweiger hatten sich im Mai erhärtet, als Martin Moszkowicz, Vorstandsvorsitzender der Produktionsfirma Constantin Film, in seinem ersten Interview nach Bekanntwerden der Vorwürfe einige Anschuldigungen gegen Til Schweiger bestätigte.

Til Schweiger äußert sich erstmals in Interview zu Vorwürfen am Set von „Manta Manta“

Eine unabhängige Untersuchung der Vorfälle am Set von „Manta Manta – zwoter Teil“ kam jüngst zu dem Ergebnis, dass das Verhalten von Schweiger als „grenzwertig, übergriffig und verletzend“ empfunden wurde. Auch die Arbeitsbedingungen wurden unter anderem wegen vieler Überstunden, die die Mitarbeiter leisten mussten, kritisiert.

Viel musste sich Til Schweiger in den letzten Monaten anhören, nun hat er erstmals selbst ausführlich gesprochen. Dem Magazin „Stern“ sagte er: „Ich möchte nicht, dass jemand Angst vor mir hat.“ Der 59 Jahre alte Star sprach zudem über seine Alkoholprobleme und erläuterte, dass er in Therapie sei.

Til Schweiger betont, kein Alkoholiker zu sein und erklärt, welcher Vorwurf ihn schwer getroffen hat

Das Magazin fragte Schweiger unter Verweis darauf, dass es bei den Dreharbeiten Mitarbeiter gegeben habe, die Angst vor ihm hatten: „Sind Sie ein Tyrann, Herr Schweiger?“ Darauf antwortete er: „Der Vorwurf hat mich schwer getroffen. Niemand braucht vor mir Angst zu haben. Ich bin ein freundlicher Mensch.“

Trotzdem hätten ihm Freunde schon früher gesagt, dass er eine Art haben könne, die „angsteinflößend“ wirke. „Das akzeptiere ich mittlerweile und arbeite an mir.“ Er sagte an anderer Stelle des „Stern“-Interviews zugleich, Filmemachen sei keine Basisdemokratie. Einer müsse entscheiden. Schweiger zählt zu den bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Schauspielern und er war auch schon als Regisseur tätig. Der neue Schweiger-Film „Das Beste kommt noch!“ kommt im Dezember in die Kinos.

Til Schweiger über Alkoholkonsum: „Katastrophe, für die ich mich heute noch schäme“

Zum Thema Alkohol bei den Dreharbeiten bei „Manta Manta - Zwoter Teil“ erläuterte Schweiger: „Es gab eine Situation, in der ich durch meinen Alkoholkonsum nicht ich selbst war. Aber in dem Moment habe ich das nicht wahrhaben wollen. Da war ich überzeugt, ich könnte drehen.“

Er sei nicht regelmäßig betrunken am Set gewesen, sondern habe sich „genau einmal zugeschüttet“, sagte er dem Stern. Am nächsten Morgen sei er noch angetrunken zur Arbeit erschienen und habe dem Herstellungsleiter, der ihn am Dreh hindern wollte, eine Ohrfeige gegeben. „Es war eine Katastrophe, für die ich mich heute noch schäme, und für die ich allein verantwortlich bin.“ Seine Entschuldigung sei von der betroffenen Person später angenommen worden.

Til Schweiger gibt an, sich Hilfe geholt zu haben

Im Laufe der Jahre habe er immer wieder Gespräche mit Verwandten und Freunden gehabt, die sich Sorgen gemacht hätten, dass er zu viel trinke. Er habe dieses Thema immer vor sich hergeschoben. Es sei schleichend mehr geworden, dann seien Kontrollverluste hinzugekommen. Danach habe er sich geschämt.

Ich werde bald 60. Ich will jetzt keine Zeit mehr verlieren, ich will ein besserer Mensch werden.
Til Schweiger

Schweiger sagte auch, er habe sich Hilfe gesucht. Er habe gelernt, dass er nicht mehr die Kontrolle verlieren dürfe. „Ich werde bald 60. Ich will jetzt keine Zeit mehr verlieren, ich will ein besserer Mensch werden.“

Auslöser sei ein Instagram-Video, das er im Frühjahr im Rausch gepostet habe, gewesen. „Als ich mich da gesehen habe, in diesem Zustand des absoluten Kontrollverlustes: Das war unerträglich. Da dachte ich: ‚Das bist du nicht, Til. Was bist du für ein Blödmann? Wie kann dir so was passieren?‘“, so Schweiger im Stern. Ein Alkoholiker sei er aber nicht, das habe ihm sein Arzt erklärt, berichtet der Schauspieler.

Constantin Film plant vorerst keine weiteren Filme mit Til Schweiger

Der „Spiegel“ hatte im Frühjahr den ganzen Fall ins Rollen gebracht. Der Bericht drehte sich über angebliche Schikane und ein „Klima der Angst“ am Filmset.

„Manta Manta - Zwoter Teil“ wurde im Sommer 2022 in Nordrhein-Westfalen gedreht und kam im Frühjahr in die Kinos. Schweiger war Regisseur und zugleich Hauptdarsteller. Die Actionkomödie knüpft an den Ursprungsfilm aus den 1990er Jahren an. 1991 zeigte „Manta, Manta“ mit Schweiger in der Hauptrolle eine lustige Clique im Ruhrgebiet, für die das Auto das Wichtigste im Leben war.

Nach Erscheinen des „Spiegel“-Berichts hatte das beteiligte Produktionsunternehmen Constantin Film eine externe Untersuchung einer Anwaltskanzlei zu den Setbedingungen zu „Manta Manta“ angeschoben. Das jüngst vorgelegte Ergebnis zeigte ein ambivalentes Bild von der Stimmung am Set. Constantin will nun die eigenen Produktionsstandards schärfen.

Es begann nach Erscheinen des „Spiegel“-Artikels auch eine Debatte um Missstände in der Filmbranche. (pst mit dpa)