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Tatort „Fünf Minuten Himmel"Schwache Geschichte, blutleere Charaktere

Lesezeit 2 Minuten
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Heike Makatsch als Hauptkommissarin Ellen Berlinger in einer Szene des Freiburger "Tatort - Fünf Minuten Himmel".

  1. Der erste Fall für Kommissarin Ellen Berlinger, verkörpert von Heike Makatsch, spielt in einer Leistungsabteilung des Jobcenters.
  2. Richtig warm wird man mit der Kommissarin nicht. Viele Fragen vor allem zur Familien-Konstellation, bleiben offen.
  3. Die Geschichte ist insgesamt zu schwach, die Charaktere blutleer. Die Freiburg-Klischees stören.
  4. „Fünf Minuten im Himmel“ ist leider bestenfalls „Tatort“-Durchschnitt geworden.

Köln – Der Fall

Ihr erster Fall führt die neue Freiburger Kommissarin Ellen Berlinger (Heike Makatsch) in die Leistungsabteilung des Jobcenters. Dort wurde Mitarbeiter Holger Kunath an seinem Schreibtisch gefunden, stranguliert mit einem Kabelbinder. Der Monitor seines Computers zeigt einen Abschiedsbrief, aber ist der glaubhaft? Schnell wird klar, dass er umgebracht wurde. Die Ermittlungen führen Berlinger jedoch nicht nur in die Immobilienbranche, sondern auch zu einer Gruppe Jugendlicher, die ein gefährliches Spiel, das so genannten Ohnmachtsspiel (darauf bezieht sich der Titel) praktizieren. Und Ellens Tochter scheint Teil dieser Gruppe zu sein.

Die Auflösung

Der Kabelbinder, mit dem Kunath stranguliert wurde, war schon ein Hinweis darauf, dass einer der Jugendlichen, denen in diesem „Tatort“ ohnehin viel Raum gegeben wurde, etwas mit dem Mord  zu tun haben musste. Am Ende stellte sich dann heraus, dass Melinda Mai den Jobcenter-Mitarbeiter ermordet hat. Sie war ihrer Mutter, die mit ihm ein Verhältnis hatte, gefolgt. Kunath war schuld, dass Cornelia Mai und ihre Tochter die Wohnungskündigung erhalten hatten. Außerdem empfand Melinda die Affäre ihre Mutter als Verrat an ihrem Vater. Da brannten bei ihr die Sicherungen durch.

Die Ermittlerin

Bei der Flut von neuen „Tatort“-Ermittlern wird es für Drehbuchautoren mittlerweile schwer, einen Charakter zu erschaffen, den es nicht schon irgendwo gibt. Der SWR versuchte es in diesem Special mit Heike Makatsch mit einer schwierigen Familien-Konstellation: Die schwangere Ellen Berlinger kehrt nach langer Abwesenheit in ihre Heimatstadt Freiburg zurück. Ihre Tochter Nina hatte sie nach der Geburt bei ihrer Mutter zurückgelassen.Heike Makatsch legt die Kommissarin als schwierigen und emotional sehr zurückgenommenen Charakter an. Richtig warm wird man ihr nicht. Warum ließ sie damals das Kind zurück? Was steht zwischen ihr und ihrer Mutter. Es ist offensichtlich, dass der SWR auf eine Fortsetzung des Specials setzt.

Fazit

„Fünf Minuten Himmel“ (Regie: Katrin Gebbe, Buch: Thomas Wendrich) ist leider bestenfalls „Tatort“-Durchschnitt geworden. Zu schwach ist die Geschichte, zu blutleer wirken die Charaktere, zu sehr angestrengt will der Fall mit dem Klischee des Freiburger Öko-Paradieses brechen. Schade. Spannend wäre hingegen zu sehen, wie sich die Figur der Ellen Berlinger weiterentwickelt. In diesem Film bekommt man sie nicht zu richtig zu fassen, aber es wäre interessant zu sehen, was Heike Makatsch noch aus ihr macht. Und offene Fragen zu beantworten gibt es ja ohnehin genug.