Die Kompanie hat seither 40 Produktionen erarbeitet und sich einen Stamm von Künstlerpersönlichkeiten erhalten.
Vor 20 Jahren Kompanie tanzfuchs gegründetPreisgekrönte Choreografin prägt die freie Tanzszene Kölns
An Mut hat es Barbara Fuchs nie gefehlt. Vor 20 Jahren gründete sie in Köln ihre Kompanie tanzfuchs und brachte im gleichen Jahr eine Tochter zur Welt. Ein Jahr zuvor schon war sie mit ihrem Debüt „Durchleutet“ für den Kölner Tanzpreis nominiert, den sie dann 2003 prompt mit „Tanztat“ gewann.
Ihr persönliches Jubiläum ist aber gleichzeitig auch eines der freien Kölner Tanzszene. Denn Barbara Fuchs zählt zu den Gründerinnen des für Köln damals so wichtigen Tanzzentrums Barnes Crossing in der Wachsfabrik und — als wenn das noch nicht genug wäre — rief sie mit Kolleginnen die Tänzerinnen Initiative ins Leben.
Die Kompanie hat seither 40 Produktionen erarbeitet und sich einen Stamm von Künstlerpersönlichkeiten erhalten.
Kölner Kindertheaterpreis gewonnen
„Im Grunde sind wir ein Kollektiv“, erklärt Barbara Fuchs. Dazu gehören im Kern der Komponist und Musiker Jörg Ritzenhoff und die Tänzerinnen Odile Foehl und Emily Welther. „Uns spielten damals die gleichen Lebensumstände in die Karten. Wenn man zur selben Zeit die Kinder aus der Kita abholen muss, ist das einfach praktisch. Letztlich sind wir gemeinsam gewachsen“, erinnert sie sich.
Zu den Qualitäten der Choreographin Barbara Fuchs gehört ihre Vorliebe für eine reduzierte Ästhetik, die spielerisch mit der Faszination für Materialien korrespondiert. So entstand etwa die Produktion „Schrott“, für die in der Tanzhalle von Barnes Crossing eine Unzahl alter Radioapparate aufgestellt wurde, zu denen dann Jörg Ritzenhoff die Geräusche lieferte.
Dieses Interesse am Gegenständlichen mag auch eine Rolle bei der Entscheidung gespielt haben, 2009 mit „Kopffüßler“ erstmals ein Tanz- und Perfomance-Stück für Kinder zu entwickeln. Aus dem Stand schuf Barbara Fuchs dazu eine eigene Bühnensprache.
Bald realisierte sie Produktionen, die sich mit Werkstoffen beschäftigten, wie Gummi oder Plastik. Mit der Inszenierung „Papierstück“ gewann sie den Kölner Kindertheaterpreis. „Ich bin mit den Kinderproduktionen erfolgreich, das ist ein gutes Gefühl“, sagt sie lachend.
Tanzfuchs erhält vom Land NRW Spitzenförderungen
So gehört tanzfuchs denn auch erneut zu den wenigen Gruppen, die vom Land NRW Spitzenförderung erhalten. Dass sie vor zehn Jahren mit der Kompanie in die ehrenfeldstudios gewechselt ist, erwies sich im Nachhinein als logischer Schachzug, da sie nun näher an Familien, Schulen und Kitas agieren kann.
Der Motor ihrer Arbeit ist die Begegnung mit dem Publikum. „Egal wo man spielt, man nimmt immer etwas mit“, sagt sie. Als Künstlerin sei es ihr wichtig, mit der Sprache des Tanzes in die Gesellschaft hinein zu wirken. „Wir haben den grundlegenden Auftrag, ein gemeinsames Erlebnis zu schaffen und in den Arbeiten eine breite Zugänglichkeit zu ermöglichen“, erklärt die 59-Jährige.
Dass dazu auch eine Portion Humor gehört, betont sie ausdrücklich. Im Gespräch lacht sie viel, man spürt die Überzeugung, dass der Weg, den sie künstlerisch zurückgelegt hat, schon der richtige war. Vergessen ist aber nicht „das Damoklesschwert, nie zu wissen, ob die nächste Förderung kommt“. Ein Zustand, der über viele Jahre anhielt.
Kooperationen mit großen Theatern
Derzeit reiht sich eine Gastregie an die andere, und der Tatendrang, neue Inszenierungsformen zu entwickeln — wie in der diesjährigen Produktion „Grün“, als Pflanzen auf der Bühne wuchsen — ist nicht zu übersehen. Mit diesem Schwung im Rücken geht ihr der bittere Satz: „Ich steuere direkt auf die Altersarmut zu“, lachend über die Lippen.
Barbara Fuchs kennt die prekäre Realität, in der Künstlerinnen und Künstler der freien Szene leben. Zunächst stehen jedoch Kooperationen mit den großen Theatern in Düsseldorf, Braunschweig und Mannheim an.
„Meine Arbeiten werden viel gesehen“, sagt sie nicht ohne Stolz. Und weil der Name verpflichtet, verrät sie schon einmal, dass sich die nächste Produktion „endlich einmal um den Fuchs drehen wird“.