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Zeit für neue HeldenAusstellung „Superheroes“ im NRW-Forum Düsseldorf zeigt Vielfalt von Superhelden

Lesezeit 5 Minuten
An einer pinken Wand hängen Zeichnungen von Superhelden.

Aus Nigeria stammen die Plakate von dort kreierten Superheldinnen und -helden.

Das NRW-Forum stellt über 1600 Exponate von Comic-Superhelden aus und zeigt deren Entwicklung.

Jede Zeit hat ihre eigenen Helden. Früher beherrschten Super-, Bat- und Spiderman das Universum, muskulös und meisttestosterongesteuert. Heute trägt Captain Pride die Regenbogenfahne und ein hautenges Ganzkörperkostüm in Rosa, während der bayrische Tracht Man mit Knödelkanone und Maßkrug bewaffnet auf Verbrecherjagd geht. Die Welt ist diverser geworden, die Comic-Helden auch.

Egel welchem Geschlecht sie angehören oder welche Hautfarbe sie haben. Eines zeigt die gestern eröffnete Ausstellung im Düsseldorfer NRW-Forum: Superheldinnen und -helden sind gefragt. In einer Gegenwart, in der Autokraten wieder an die Macht drängen, wünschen sich nicht wenige echte Helden, die die Welt retten.

Mehr als 1600 Exponate zusammengetragen

So wie schon einmal. Fällt doch nicht von ungefähr die Geburtsstunde der Superheroes in die Jahre des Hitler- und Stalin-Terrors. 1939 betrat Batman die Bühne, erfunden von Bill Finger (1914-1974). Schon ein Jahr zuvor schufen zwei jüdischstämmige Teenager, Texter Joe Shuster (1914-1992) und Illustrator Jerry Siegel (1914-1996), für die Schülerzeitung in Cleveland ihren Superman, den „Mann aus Stahl“ vom Planeten Krypton, der für das Gute kämpft.

Als Shuster und Siegel die Rechte verkauften, bekamen sie gerade mal einen Scheck in Höhe von 130 Dollar. Jahrelang prozessierten sie und verschuldeten sich, lebten in Armut und floppten mit dem Versuch, mit Funnyman an ihren Erfolg anzuknüpfen. Der kämpfte mit Humor gegen das Böse, war aber bei weitem nicht so beliebt.

Erst der massive Protest von Fans bescherte den Erfindern eine lebenslange Pension des Verlags DC. Kaum zu glauben. Brachte bei einer Auktion 2024 doch allein das erste Superman-Heft ganze sechs Millionen Dollar ein.

Mehr als 1600 Exponate sind zu bestaunen

Bücher und Actionfiguren sind ein riesiger Markt, der immer noch ausbaufähig scheint, wie die großen Kinoverfilmungen der vergangenen Jahre zeigen. Gerade erst wurde die Fortsetzung des „Joker“ auf der Biennale in Venedig gefeiert, die am 3. Oktober in die Kinos kommt.

Der künstlerische Leiter des NRW-Forums, Alain Bieber, der die Schau kuratiert hat, beweist also einmal mehr ein Gespür dafür, was angesagt ist. In den vergangenen Jahren schon lockte er mit Ausstellungen wie „Beyond Fame“, „Wonderwalls“ oder „Sneaker“ auch ein jüngeres Publikum in sein Haus. Das dürfte ihm auch mit den Superhelden gelingen. Mehr als 1600 Exponate sind zu bestaunen. Die ganze untere Etage mit einer Fläche von 1200 Quadratmetern wird bespielt.

Gezeigt werden neben Originalzeichnungen auch Action Toys sowie Filmausschnitte und eine Medieninstallation, bei der Besucher eine von dem Kunstkollektiv Grotesk Group entwickelte Vintage-Version von Marvel Super Heroes Vs. Street Fighter spielen können. Außerdem lässt Künstlerin Patricia Waller einen gehäkelten Spiderman sich im eigenen Netz verfangen und mal in eine Wand crashen. So viel Heroismus bedarf einer Persiflage.

Gleich am Eingang lädt ein großer Hulk zum Selfiemachen, während von nebenan der Batman-Soundtrack von Hans Zimmer dröhnt. Dort steht dann auch ein Batmobil, während an den Wänden der erste Jahrgang der Superman-Hefte und Helen Slaters Originalkostüm von Supergirl (1984) hängt.

Ende der 1960er gab es nach Hippiebewegung und Emanzipationsdebatten die ersten Superheldinnen. Zeitgleich erfanden der amerikanische Comicautor Stan Lee (1922-2018) und Zeichner Jack Kirby (1917-1994) die Figur des Black Panther, die einen Schwarzen als Helden etablierte. Mittlerweile arbeiten die YouNeek Studios in Nigeria am neuen afrikanischen Selbstverständnis, und die Comicreihe „The99“ aus Kuwait erzählt von islamischen Superhelden. Wer glaubt, Comics könnten nicht bunter werden, irrt.

Originalblätter von Jim Aparo, Joëlle Jones, Jim Steranko gibt es. Leihgeber sind ein gutes Dutzend Sammler. Eine „Ahnengalerie“ zeigt 150 limitierte Figuren aus dem 70.000 Charaktere umfassenden Marvel-Universum, sowie den 10.000 Heldinnen von Detective Comics (DC). Die Maske von Batman ist zu entdecken und das Lachen des Jokers zu hören.

Natürlich kommen auch Manga- und Cosplay-Fans mit Astro Boy, Dragon Ball, Sailor Moon und My Hero Academia auf ihre Kosten. Mitunter treibt der Kommerz Blüten. Wenn am Ende des Rundgangs Thors Hammer als Klopapierhalter zu sehen ist, Hulks Fäuste zum Reinschlüpfen, oder ein goldener Dildo von Rock Hard Man. Comics sind eben schon lange nichts mehr nur für Heranwachsende.

Bis 11. Mai 2025, geöffnet Di bis So 11–18 Uhr, Do 11–21 Uhr, NRW-Forum Düsseldorf, Ehrenhof 2.


Deutsche Feder

Ein ganzer Saal im NRW-Forum ist dem Zeichner und freien Illustrator Nic Klein (Foto) gewidmet, der hier sozusagen ein Heimspiel hat. Im Jahr 1978 in Düsseldorf geboren, lebte er ab dem zwölften Lebensjahr in Kanada und den USA und entwickelte dort früh eine Leidenschaft für echte Superhelden. Um Illustration zu studieren, kam er mit 20 zurück nach Deutschland und besuchte die Kunsthochschule Kassel, wo er auch heute lebt. Ein Freund von ihm, der bei Marvel arbeitete, zeigte dem Chef ein paar Arbeitsproben von Klein, der auch bald den ersten Auftrag dort erhielt. Seit 2007 zeichnet er für Marvel Figuren wie Captain America, Thor, Punisher, Deadpool und Hulk. Als einer von nur drei Deutschen.

Der Künstler Nic Klein sitzt inmitten seiner Werke.

Der Künstler Nic Klein, der für Marvel zeichnet, sitzt in der Ausstellung „Superheroes“ im NRW-Forum inmitten seiner Werke. Bildfunk +++

Neben viel Übung und handwerklichen Fähigkeiten komme es, so Nic Klein, vor allem darauf an, Regie und Lichtführung zu beherrschen. „Und dann gehört noch ein gutes Stück Obsession und Passion mit dazu.“ Neben seiner Arbeit für Marvel, DC und Image ist Nic Klein auch mit eigenen Projekten am Start. In „Viking“ erzählt er von blutrünstigen Wikingern, in „Dancer“ von einem ehemaligen Auftragskiller und „Drifter“ ist ein futuristischer Space-Western. (welf)